• 13.10.2002 11:24

FIA-Chef verteidigt radikale Ideen – Haug: "Aprilscherz"

Mit Spannung wird schon jetzt erwartet, welche der Vorschläge von der FIA sich am 28. Oktober durchsetzen werden

(Motorsport-Total.com/sid) - Die Formel-1-Bosse Max Mosley und Bernie Ecclestone haben einer langweiligen Saison eine spannende Verlängerung beschert. Zumindest bis zur nächsten Sitzung der Formel-1-Kommission am 28. Oktober liefern die radikalen "Brems-Vorschläge" der beiden Briten Fahrern, Teams und Fans heißen Gesprächsstoff. Während Piloten und Team-Verantwortliche die Ideen von "Blei-Enten" durch Zusatzgewichte oder den angedachten Fahrertausch meist ablehnen, hat Mosley als Chef des Automobil-Weltverbandes FIA beim WM-Finale in Suzuka seine Vorschläge erstmals öffentlich erläutert und verteidigt.

Titel-Bild zur News: Haug und Lauda

Norbert Haug kann Mosleys Ideen nichts abgewinnen

"Mein persönlicher Favorit bleibt der Fahrertausch. Es wäre faszinierend, bei jedem Rennen neue Kombinationen von Fahrern und Teams zu sehen. Das würde uns am Ende wirklich den besten Fahrer und das beste Team zeigen", sagte Mosley. Nach dieser Idee soll jeder Fahrer in den ersten zehn Rennen des Jahres in jedem Auto fahren, bevor sich der WM-Führende für die verbleibenden Rennen sieben Autos aussuchen kann. "Wenn wir nicht Oktober hätten, würde ich das für einen Aprilscherz halten", kommentierte Mercedes-Sportchef Norbert Haug diesen Vorschlag.

"Wenn man mit fallenden Zuschauerzahlen konfrontiert wird, muss man reagieren", stellte Mosley klar, räumte aber Ecclestones Zusatzgewichts-Idee (ein Kilo pro WM-Punkt Vorsprung) größere Chancen auf Zustimmung ein. "Wenn wir dieses System in diesem Jahr schon gehabt hätten, wäre Ferrari trotzdem Meister geworden, allerdings nicht so früh. Wenn es am Ende das Ergebnis nicht verändert, ist es eigentlich perfekt. Man verringert nur die Abstände", meinte Mosley und wies Vorwürfe zurück, die Vorschläge seien ein "Anti-Ferrari-Plan": "Es ist ja nicht gesagt, dass Ferrari auch im nächsten Jahr das beste Team ist. Aber am Ende wird sich immer der Beste durchsetzen."

McLaren-Mercedes und BMW-Williams lehnen künstliche Handicaps für die Scuderia ab: "Das ist nicht der richtige Weg. Wir wollen keinen eingebremsten Konkurrenten schlagen, sondern ihn dann bezwingen, wenn er am besten ist", meinte Haug. "Es gibt keinen Grund, dass wir nicht hart genug arbeiten, um Ferrari im nächsten Jahr einzuholen. Diese Situation gab es 1988 mit der McLaren-Dominanz schon einmal, und ein Jahr später war Williams sehr stark", sagte BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger.

Schumacher-Manager Willi Weber befürchtet durch Zusatzgewichte einen Umkehrschub: "Man gibt Milliarden für ein technisch hoch entwickeltes Fahrzeug aus, bezahlt teure Ingenieure - und plötzlich heißt es: weil du ein Zehntel schneller bist, musst du 50 Kilogramm Gewicht mitschleppen. So geht es nicht", sagte Weber. Wenn man die Spielwiese der Ingenieure durch zu viele Verbote kappe, sei irgendwann deren Interesse und das der Hersteller weg.

Mosley und Ecclestone wollten mit den extremen Ideen wohl auch eher provozieren und die Teams zur Mitarbeit anregen. "Jeder weiß, dass wir ein Problem haben. Wir sagen: Hier sind mögliche Lösungen. Habt Ihr bessere Ideen?", meinte Mosley, der die Chancen dieser Vorschläge auf 50:50 einschätzt.