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  • 15.08.2001 12:17

Ferrari zuversichtlich - Haug fürchtet Entscheidung

Neues Chassis und Aerodynamikpakt stimmen Schumacher zuversichtlich, während die Konkurrenz zittert

(Motorsport-Total.com/dpa) - Michael Schumacher geht auf Nummer sicher und steuert in Budapest mit einem nagelneuen Ferrari den großen WM-Triumph an. Nach Problemen mit dem alten, kränkelnden Wagen im Abschlusstest setzen die Italiener schon in Budapest auf ein neues Auto mit der Seriennummer 213.

Titel-Bild zur News: Ron Dennis und Norbert Haug

Norbert Haug glaubt, dass sich Michael Schumacher in Ungarn den Titel sichert

"Aufatmen: Ferrari will kein Risiko eingehen", freute sich die 'La Gazetta dello Sport'. In einer 24-Stunden-Schicht wurde "Schumis" neuer Renner fit gemacht für den Großen Preis von Ungarn am Sonntag. Ehe der Wagen am Mittwoch an den Hungarioring transportiert wurde, sorgte Testpilot Luca Badoer auf der Hausstrecke in Fiorano für die letzte Abstimmung. Auch deshalb stehen die Chancen gut, dass "Schumi" der große Wurf auch wirklich gelingt. Die Strecke liegt ihm, der Titelverteidiger ist trotz der Probleme optimistisch: "Ferrari hat ein neues Aerodynamik-Paket, eine Weiterentwicklung des Monaco-Pakets, und daher können wir, denke ich, zuversichtlich sein."

Der Starpilot selbst benötigt nach den sportlichen Urlaubs-Vergnügen in der dreiwöchigen Rennpause mit Familie und dem Nervenkitzel beim Fallschirmspringen und Motorradfahren nur noch drei WM-Punkte mehr als sein Rivale David Coulthard, um sein Sommer-Glück perfekt zu machen. Im fünftletzten Rennen der Saison steht der Formel-1-Weltmeister damit vor dem Sprung auf den Olymp der Motorsport-Größen. Vier Titel haben bisher nur Alain Prost und Juan Manuel Fangio geschafft.

Wenn Schumacher das 13. Saisonrennen wirklich gewinnen sollte, hätte er nicht nur den vierten Titel nach 1994, 1995 und 2000 in der Tasche, sondern auch Prosts Fabelrekord von 51 Grand-Prix-Siegen eingestellt. Und er wäre auch einer der "eiligsten" Weltmeister der Formel-1-Geschichte. Zuletzt war Nigel Mansell eine so frühe Titelentscheidung gelungen. Der Brite machte 1992 ebenfalls in Ungarn, allerdings schon beim 11. der damals 16. Saison-Rennen, alles klar.

Mit Statistiken befasst sich der 32-jährige Kerpener jedoch selten, und nervös macht ihn die nahe Entscheidung schon gar nicht. Kaum gedacht habe er daran in den zweieinhalb Urlaubs-Wochen, meinte Schumacher. Nach dem heiß ersehnten letztjährigen Ferrari-Titel sei alles andere nur noch Zugabe. "Ich gehe in jedes Rennen mit dem Ziel zu gewinnen. Alles andere kommt von allein", meinte er gelassen.

Und jetzt kehrt er zusätzlich gestärkt aus der Sommerpause zurück und ist "hungrig" auf das Fahren. "Im Prinzip war es das normale Urlaubsprogramm: Spielen mit den Kindern und ausgiebiges Training. Einmal haben wir mit einigen Freunden eine Motorrad-Tour gemacht, das war wirklich klasse. Und einmal bin ich Fallschirmspringen gegangen, das war auch toll", berichtete Schumacher und versicherte: "Jedenfalls fühle ich mich körperlich und geistig bestens ausgeruht und frisch. Wird Zeit, dass es weitergeht."

Kein Wunder, denn das Punktepolster ist so groß, dass Schumacher gar nicht gewinnen muss, um erneut Champion zu werden. Er muss nur drei Punkte mehr als der zweitplatzierte David Coulthard holen. Schumacher führt mit 84 Punkten und 37 Zählern vor dem Silberpfeil-Piloten (47). Am liebsten wäre dem Rheinländer, wenn die WM ganz zur "Familiensache" würde. Nach dem Hockenheim-Sieg hat Ralf Schumacher (41) gute Möglichkeiten, den Schotten als Zweiten noch abzufangen.

Für Coulthard und das Team McLaren Mercedes bleibt eigentlich nur das Bemühen um Ergebniskosmetik und die Konzentration auf 2002, auch wenn der Schotte bis zum Schluss kämpfen will. "Es ist erst vorbei, wenn mathematisch keine Chance mehr besteht. Aus eigener Kraft kann ich es nicht mehr richten. Aber in der Formel 1 ist alles möglich", sagte Coulthard der Zeitschrift 'motorsport aktuell'.

Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug meinte jedoch im DSF: "Die Chance, dass Michael vorzeitig Weltmeister wird, ist groß. Die Strecke liegt Ferrari und Schumacher." Schumacher hat auf dem engen und anstrengenden Hungaroring schon 29 Punkte, so viele wie kein anderer aktueller Pilot, und zwei Siege geholt. Der diesjährige Ferrari ist eher für langsamere und mittelschnelle Kurse konzipiert als das letztjährige. Das Auto produziert auch ohne Höchstgeschwindigkeit viel Abtrieb - günstig für Budapest.