Ferrari will zu alter Stärke zurückfinden
Fernando Alonso und Felipe Massa hoffen, dass der F10 in Montréal ähnlich stark ist wie in Australien und Bahrain - Auch auf die Bremsbelastung vorbereitet
(Motorsport-Total.com) - Nach dem enttäuschenden Abschneiden in Istanbul will Ferrari sich in Kanada in der Erfolgsspur zurückmelden. Teamchef Stefano Domenicali hofft auf Ergebnisse "die beweisen, was wirklich in diesem Team steckt. Wir wollen zeigen, dass Istanbul nicht gut war, die Ideen unserer Ingenieure aber schon." Der Italiener ist vor dem Rennen in Montréal grundsätzlich optimistisch. "Unser Auto sollte theoretisch konkurrenzfähiger sein, wenn ich an unser Paket denke. Außerdem haben wir einige neue Teile am Auto, die wir vergangene Woche bei einem Aerotest in Vairano ausprobiert haben."

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Felipe Massa und Fernando Alonso sind für Kanada recht zuversichtlich
Alles in allem geht Domenicali davon aus, "dass wir dort zu unserem normalen Leistungsniveau zurückkehren können." Die Formel 1 gastiert nach einem Jahr Pause erstmals wieder in Montréal. Domenicali begrüßt das Comeback der kanadischen Metropole im Rennkalender: "Die Atmosphäre dort ist fantastisch, immer mit vielen Fans. In der Vergangenheit gab es oft fantastische Events. Genau das braucht die Formel 1 und genau deswegen sind wir so glücklich über die Rückkehr nach Nordamerika."#w1#
Der erste Kanadische Grand Prix fand 1967 statt, Ferrari hat das Rennen bisher elf Mal gewonnen. Den Auftakt machte Jackie Ickx 1970. Unvergessen ist aber das Jahr 1978, als die Formel 1 erstmals auf dem Kurs auf der Isle de Notre Dame gastierte und Lokalheld Gilles Villeneuve im Ferrari den Sieg holte. In jüngerer Vergangenheit war Ferrari in Montréal allerdings weniger erfolgreich. Den letzten Sieg holte Michael Schumacher 2004. Von den aktuellen Ferrari-Piloten siegte Fernando Alonso 2006 in Montréal, Felipe Massas bestes Ergebnis war ein vierter Platz 2005.

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Der F10 bekommt für Montréal ein spezielles Aerodynamik-Paket verpasst Zoom
Die F10 werden in Montréal weitgehend in der selben Spezifikation an den Start gehen wie in der Türkei, allerdings wird die Aerodynamik der mittleren bis geringen Downforce der Strecke angepasst. Auf den langen Geraden könnte auch das neue Heckflügelsystem-System, das Ferrari bisher in ein paar Rennen eingesetzt hat, eine wichtige Rolle spielen. Auch Alonso und Massa sind davon überzeugt, dass der Circuit Gilles Villeneuve dem Auto besser liegen sollte als die Rennstrecke in Istanbul.
Massa kommt ohnehin mit "Rückenwind" nach Montréal, schließlich wurde sein Vertrag bei Ferrari gerade bis Ende 2012 verlängert. "Ich freue mich sehr, dass wir diese Einigung erzielt haben, denn ich habe wirklich dass Gefühl, dass jeder in Maranello Teil meiner anderen Familie ist", sagt Massa. "Unsere Beziehung gehtweit über ein reines Arbeitsverhältnis hinaus. Und es ist toll, dass ich schon so früh in der Saison weiß, was ich künftig machen werde. Damit kann ich mich nun zu 100 Prozent auf die restliche Saison konzentrieren."
Nun sieht sich Massa gerüstet für den Kanada-Grand-Prix. "Ich muss sagen, dass es schön ist, wieder hier zu fahren. Es ist eines der schönsten Rennen des Jahres, die ganze Stadt heißt uns herzlich willkommen", schwärmt Massa. Nach Istanbul hat er ein paar Tage zu Hause in São Paulo verbracht und einige Sponsorentermine erledigt. So war er mit Shell zum ersten Mal auf einer Ölbohrinsel vor der Küste Brasiliens.
"Es war sehr interessant zu sehen, wie unglaublich kompliziert die Gewinnung und Verarbeitung des Rohöls auf der Plattform ist", schildert Massa. "Das Kontrollpult hat mich an unseren Telemetriemonitor erinnert. Jeder Parameter kann 24 Stunden am Tag in Echtzeit analysiert werden. Auch hier ist Teamwork der Schlüssel zum Erfolg. Jeder muss mit dem Anderen harmonisieren, um den Job bestmöglich zu erledigen."
Nach weiteren PR-Terminen machte sich Massa auf den langen Flug nach Montréal. "Ich mag die Strecke zwar, die Herausforderung, mit wenig Downforce auf einem engen Kurs zu fahren, der eine ungewöhnliche Mischung aus Rennstrecke und Stadtkurs ist. Aber ich hatte in Kanada noch nie viel Glück", räumt Massa ein. "Mein bestes Ergebnis habe ich 2005 in meinem letzten Sauber-Jahr geholt, als ich Vierter wurde."

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2008 musste Felipe Massa in Montréal das Feld von hinten aufrollen Zoom
Vor allem die letzten beiden Montréal-Rennen waren für den Brasilianer nicht einfach: "2007 wurde ich bestraft, weil ich die Boxengasse bei roter Ampel verlassen habe und 2008 gab es bei meinem Boxenstopp ein Problem beim Nachtanken, das mich mindestens einen Podiumsplatz gekostet hat. Aber mein Auto lief wirklich gut, ich konnte mich von hinten wieder nach vorn kämpfen und kam als Fünfter ins Ziel."
"Ich hoffe, dass es in diesem Jahr besser läuft", erklärt Massa weiter. "Und das sollte auch möglich sein, denn ich erwarte, dass der F10 hier konkurrenzfähiger ist als in der Türkei. Ein gutes Rennen ist für uns durchaus möglich, da der Kurs Ähnlichkeiten mit Melbourne und Bahrain aufweist. Und dort waren wir an der Spitze. Aber wie immer werden wir erst nach den beiden Trainings am Freitag wirklich wissen, wo wir stehen."
Auch Teamkollege Alonso ist entschlossen, "einen guten Grand Prix zu haben und so viele Punkte wie möglich mitzunehmen, um weiter im Titelkampf mitmischen zu können." Der Spanier will den Fans eine gute Show liefern und vor allem für das Team ein gutes Ergebnis holen. "Wir haben in den vergangenen Wochen hart gearbeitet, um die Performance des Autos zu verbessern", berichtet Alonso.
¿pbvin|512|2826||0|1pb¿"Hier in Kanada braucht man ein spezielles Paket, um mit dem Low-Downforce-Kurs mit seinen langen Geraden zurechtzukommen", weiß der Spanier. "Wir sind zuversichtlich, dass das Auto hier konkurrenzfähig sein kann, da der Kurs vom Layout her ähnlich ist wie Australien, wo der F10 wirklich stark war. Kanada ist die erste Strecke in dieser Saison, auf der die Bremsen richtig beansprucht werden und wir mussten uns speziell vorbereiten, was Bremsperformance und -kühlung angeht. Ich denke aber, dass wir in unseren Simulationen und auf dem Bremsprüfstand einen guten Job gemacht haben. Morgen werden wir sehen, ob unsere Simulationen richtig waren."
Ferrari hat in Kanada zwar öfter gewonnen als jedes andere Team, aber Alonso glaubt nicht, dass das das Team unter zusätzlichen Druck setzt. "Auf jeder Strecke, auf der wir fahren, hält Ferrari den Siegesrekord, von daher lasten Druck und Erwartungen immer auf uns", relativiert der Spanier. "Wir haben mehr Fans als jedes andere Team und das motiviert uns, obwohl wir wissen, dass wir das Ergebnis holen müssen, das die Leute von uns erwarten."
Die Enttäuschung von Istanbul hat Alonso jedenfalls abgehakt. "Wir müssen konzentriert sein und uns auf jedes Rennen so vorbereiten, als ob es das letzte ist", erklärt er. "Wir hatten bisher ein paar Höhen und Tiefen und es wird weitere geben. Das Wichtigste ist, dass wir nicht abheben, wenn es gut läuft und dass wir nicht zu niedergeschlagen sind, wenn es nicht gut läuft. Wir müssen in dieser sehr langen Saison konstant sein. Wir kämpfen hart gegen die anderen Jungs da vorne in der WM-Wertung."
Alonso erwartet sich, "dass unsere Performance immer besser wird, da dieses Team den Ruf hat, sein Auto schnell weiterentwickeln zu können": "Und ich glaube daran, dass wir bis zum Finale in Abu Dhabi im Rennen sind. Wir müssen jede Chance ergreifen, die sich uns bietet. Das ganze Team ist auf das Ziel konzentriert, am Ende der Saison im November vorn zu sein. Wir sind optimistisch, aber wir sind auch realistisch und wissen, wo wir uns steigern müssen. Das ist eine sehr interessante Saison."

