Ferrari weiß, was man an Schumacher hat
Mit seiner starken Leistung gestern in Imola lieferte Michael Schumacher ein Meisterstück ab - Ferrari will ihn zum Weitermachen überreden
(Motorsport-Total.com) - Nach dem eher enttäuschenden Saisonauftakt wurde zu Beginn des Wochenendes in Imola darüber spekuliert, ob Michael Schumacher seinen Ende 2006 auslaufenden Ferrari-Vertrag noch einmal verlängern wird. Geklärt werden konnte dies freilich nicht. Eines steht nach seiner überragenden Performance gestern aber fest: Wenn er bleiben will, kann er das jederzeit tun.

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Kampf der Giganten: Wird Michael Schumacher bald von Alonso abgelöst?
"Ich hoffe, dass Michael noch viele, viele Jahre in der Formel 1 bleiben wird", erklärte Ferrari-Teamchef Jean Todt. "Solange er fahren will, bekommt er von uns ein Auto." Dies kommt fast einem Vertrag auf Lebenszeit gleich, den Schumacher aber liebend gerne annimmt. Schon am vergangenen Donnerstag stellte er klar, dass er seine Karriere definitiv bei Ferrari beenden wird. Ein Wechsel zu einem anderen Rennstall kommt für ihn nicht mehr in Frage.#w1#
Leidenschaft und Hunger bei Schumacher ungebrochen
Ross Brawn, Technischer Direktor von Ferrari, zeigte sich indes angetan vom Kampfgeist Schumachers: "Michael hat alles gegeben. Er war wahnsinnig konkurrenzfähig und hat allen gezeigt, dass er immer noch seine bekannten Qualitäten hat. Er trägt eine riesige Leidenschaft in sich, einen riesigen Hunger, so gut wie möglich abzuschneiden. Ich glaube, dass ihn ihm noch einiges an Kilometern steckt. Fernando dieses Jahr zu schlagen, wird sehr schwierig, aber selbst wenn er verliert, wird Michael das nächstes Jahr wieder geradebiegen wollen", meinte der Brite gestern.
"Heute hat er uns daran erinnert, wie gut er ist", setzte Brawn seine Lobeshymne fort. "Manchmal machen wir Witze über ihn, sagen, dass das für einen alten Mann gar nicht schlecht war, und er nimmt das mit viel Humor auf. Irgendwie wartet man bei jedem Fahrer auf den Zeitpunkt, ab dem die Leistungskurve nach unten zeigt, aber das ist bei Michael noch nicht eingetreten. Er ist sensationell fit, hungrig, leidenschaftlich - und die Performance hat man ja heute gesehen."
Im Gegensatz zu Todt, der Kimi Räikkönen auf seiner Wunschliste für die Ära nach Schumacher ganz oben hat, hält Brawn übrigens mehr von Alonso. Der junge Spanier war in Imola zwar nicht der schnellste Mann des Rennens, fuhr aber mit gedrosselter Motorleistung und verteidigte seine Führung in den letzten Runden mit einer Abgebrühtheit, die wohl vor ihm noch nie ein 23-Jähriger in der Formel 1 an den Tag gelegt hat.
Ist Alonso Schumachers bisher größte Herausforderung?
"Das ist für Michael vielleicht die schwierigste Herausforderung, die er je annehmen musste", äußerte sich Ferraris Mastermind zum Generationenduell zwischen Schumacher und Alonso. "Fernando fährt extrem gut, viel besser als früher." Todt relativierte: "Alonso hat ein großartiges Rennen hingelegt und keine Fehler gemacht, keine Frage. Umgekehrt ist Überholen in Imola aber auch fast unmöglich. Von den jungen Talenten ist er nicht die Nummer eins auf unserer Wunschliste."
Stattdessen macht der französische Ferrari-Teamchef keinen Hehl daraus, dass er gerne Räikkönen als Nachfolger von Schumacher verpflichten würde. Auch gestern hätte der McLaren-Mercedes-Pilot seiner Meinung nach gewonnen: "Wenn man das Rennen von Beginn weg analysiert, gab es einen Fahrer, der dem Feld davongefahren ist. Leider hatte er dann ein Zuverlässigkeitsproblem, aber er schien sehr stark unterwegs zu sein", meinte Todt.

