• 27.03.2002 09:58

  • von Reinhart Linke

Ferrari vor Brasilien zuversichtlich

Trotz des Einsatzes eines neuen F2002 gibt sich das Ferrari-Team vor dem Grand Prix von Brasilien in Interlagos optimistisch

(Motorsport-Total.com) - Ferrari tritt in Brasilien mit vier Autos an. Obwohl die Teams in Interlagos auf Grund der engen Boxenanlage für das Equipment nicht viel Platz haben, entschieden Ferrari-Rennleiter Jean Todt und Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo rund eine Woche vor dem Rennen in Interlagos, einen neuen F2002 nach Brasilien fliegen zu lassen, der Weltmeister Michael Schumacher zur Verfügung stehen wird. "Es ist eine kluge Idee, auch ein altes Auto dort zu haben", glaubt Michael Schumacher.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Schumacher darf beim Brasilien-Grand-Prix erstmals einen neuen F2002 fahren

Denn schon im vergangenen Jahr sah Ferrari auf der "Buckelpiste" von Interlagos, auf der das Fahren von Formel-1-Autos "wie Rodeo-Reiten ist" (Zitat Heinz-Harald Frentzen), nicht so gut wie die Konkurrenz von McLaren-Mercedes und BMW-Williams aus. "Fakt ist, dass wir den F2001 in Interlagos nicht unterschätzen sollten", fuhr der 33-Jährige fort, der auch nie damit gerechnet hatte, mit dem F2001 in den ersten beiden Rennen 14 Punkte sammeln zu können.

"Einen Sieg und einen dritten Platz mit diesem alten F2001 zu bekommen ist mehr, als wir uns erhofft hatten und zeigt, dass das letztjährige Auto noch sehr konkurrenzfähig ist", freut sich der Rheinländer, der aber auch froh ist, endlich das neue Auto auch an einem Rennwochenende einsetzen zu können. "Ich bin ganz klar glücklich, dass wir in der Lage sind, das neue Auto zu verwenden", so der Familienvater. "In der Formel 1 muss man immer nach vorne blicken und der F2002 ist schneller als der F2001."

Am Wochenende werden in Brasilien wieder heiße Temperaturen erwartet, wenn es auch nicht so drückend sein soll wie beim zweiten Saisonlauf am 17. März in Sepang, wo die Michelin-Reifen schließlich schneller waren als jene von Bridgestone. Trotzdem gibt sich Michael Schumacher vor dem ersten Einsatz des F2002 zuversichtlich: "Ich war bereits vorher optimistisch, dass der F2002 ein Schritt nach vorne sein würde und uns die Möglichkeit zum Gewinnen gibt."

Die WM wird nicht in den ersten Rennen entschieden

Entscheidend wie bei allen Rennen wird aber letztlich die Zuverlässigkeit sein, doch über die sorgt man sich bei Ferrari beim F2002 nicht. "Schon in Malaysia sagte ich, dass die Zuverlässigkeit wichtig ist", fährt der Wahlschweizer fort. "Selbstverständlich kann man sich nie 100-prozentig sicher sein, vor allem, weil wir das neue Auto noch nie unter ähnlichen Bedingungen wie in Brasilien getestet haben. Aber unsere Testfahrten haben gezeigt, dass der F2002 ein gutes Auto ist. Folglich freue ich mich darauf, ihn endlich erstmals im Rennen einsetzen zu können."

Sollte der 54-fache Grand-Prix-Sieger trotzdem aus irgend einem Grund keine Punkte holen können, bleibt er gefasst: "Schließlich sind am Ende alle Punkte für die Weltmeisterschaft wichtig. Die Meisterschaft wird nicht nach den ersten drei Rennen entschieden." Dennoch liegt Ferrari in der Konstrukteursweltmeisterschaft zur Zeit zwei Punkte hinter BMW-Williams auf Platz zwei, was den vierfachen Weltmeister vermuten lässt: "Ich nehme an, dass Williams in diesem Jahr unser Hauptkonkurrent ist. Aber wir sollten McLaren-Mercedes nicht unterschätzen. Die ersten zwei Rennen liefen nicht gut für sie, aber ich denke, dass wir schon bald mehr von ihnen erwarten können."

Barrichello beim Heimrennen im Vorjahresauto

Rubens Barrichello muss derweil ausgerechnet bei seinem Heim-Grand-Prix noch mit dem Vorjahresauto antreten, was für ihn aber auch von Vorteil sein kann. Denn dass der F2001 noch immer ein konkurrenzfähiges Auto ist, haben wir in den ersten beiden Saisonrennen gesehen. Außerdem kennt das Team den F2001 besser als das 2002er-Auto, so dass die Abstimmung mit dem modifizierten Vorjahresauto leichter zu finden sein sollte als mit dem neuen Wagen. Schließlich ist das Setup für die Strecke in Interlagos ohnehin nicht leicht zu finden.

Ferrari-Technikdirektor Ross Brawn erklärt: "Auf Grund der Unebenheiten müssen wir die Strecke dreidimensional betrachten, um das Auto abzustimmen. Letztes Jahr fanden wir keine gute Lösung und mussten im Rennen kämpfen. Das Auto war ein wenig zu steif, vor allem, als es zu regnen begann, was in Brasilien immer passieren kann. Aber wir lernten bei dem Rennen im letzten Jahr viel und wissen nun, was wir dieses Jahr besser machen müssen."

Obwohl jedes Jahr aufs Neue davon berichtet wird, dass der Asphalt verbessert wurde, hat sich nach Meinung von Ross Brawn auf der 4,309 Kilometer langen Strecke seit Jahren nichts mehr geändert. "Jedes Jahr soll die Streckenoberfläche verbessert worden sein, aber es scheint, als ist nie etwas geschehen", glaubt der Technikdirektor. "Es könnte also sein, dass es wieder Probleme gibt. Wir werden es erst Freitagmorgen herausfinden."