Coughlan: Mehr Abtrieb ist das Erfolgsgeheimnis
Der Technische Direktor von Arrows im Gespräch über die außergewöhnliche Frontpartie des A23
(Motorsport-Total.com) - Nach der ausführlichen Analyse des Rennwochenendes in Malaysia stellte das Arrows-Team von Tom Walkinshaw erfreut fest, dass man eines der wenigen Teams war, welches sich im Vergleich zum Vorjahr in der Qualifikation deutlich steigern hatte können. Hatte die 2001 von Jos Verstappen gefahrene Rundenzeit am Samstag 1:38.509 Minuten betragen, so hatte Heinz-Harald Frentzen seine schnellste Runde in der Qualifikation in 1:37.919 Minuten fahren können. Damit war der Mönchengladbacher eine gute halbe Sekunde schneller unterwegs gewesen als der Niederländer im Vorjahr.

© Arrows
Die Frontpartie des A23 ist extrem hochgezogen
Für Mike Coughlan, den Technischen Direktor und Leiter der Entwicklung des A23, gibt es viele Gründe die seiner Meinung nach dafür verantwortlich sind. Zum einen schreibt der 43 Jahre alte Engländer die Verbesserung der Rundenzeit den Bridgestone-Reifen zu, zum anderen aber auch dem im Vergleich zum Vorjahresmotor leistungsstärkeren Cosworth-Motor und nicht zuletzt den Fahrern des Teams. Doch den größten Anteil an der Verbesserung hat seiner Meinung nach das A23-Chassis. Dieses unterscheidet sich im direkten Vergleich zum Vorgänger A22 und den Boliden der Konkurrenz durch die markante Frontpartie mit dem hochgezogenen Frontflügel und den unterhalb der Nase angebrachten Doppel-Kiel.
Für Coughlan ist es die Frontpartie, welche hauptsächlich für die neue Leistungsfähigkeit des A23 verantwortlich ist. Und auch wenn diese optisch nicht schön aussehen mag, so erfüllt sie ihren Zweck doch voll und ganz. "Das Geheimnis, um heutzutage in der Formel 1 schnell zu sein, ist das ausreichende Erzeugen von Abtrieb", erklärt der Technische Direktor von Arrows das Erfolgsgeheimnis der Königsklasse. "Ausschlaggebend dafür ist ein Frontflügel der die Luft so effektiv wie möglich zum Unterboden des Autos lenkt. Die hohe Nase am A23, in Zusammenspiel mit dem Doppelkiel, hilft uns, genau das zu erreichen."
Positiver Nebeneffekt: Frontpartie des A23 kann besser Kollisionen wegstecken
Mit den seitlichen Luftleitblechen, auch bekannt als "Barge boards", versuchen die findigen Designer schon seit langem den Luftstrom zu beeinflussen, doch laut Coughlan gelingt dies nur bedingt, denn die Luftleitbleche befinden sich nun einmal etwas weiter hinten und sind auch nicht so effektiv wie die von den Arrows-Aerodynamikern ausgetüftelte Lösung: "Die Kiele können viel weiter vorne angebracht werden als man dies mit den Luftleitblechen tun könnte. Des Weiteren sind sie auch von ihrer Struktur her besser, wodurch die Luft besser kanalisiert wird als dies mit Luftleitblechen möglich ist", erklärt der begeisterte Football-Fan der noch einen weiteren Vorteil der von Arrows umgesetzten Idee sieht: "In der Designphase muss man auch immer eigentlich unvorhersehbare Dinge beachten. Die Nase muss sich während eines Boxenstopps in wenigen Sekunden wechseln lassen, was bei den Luftleitblechen nicht geht. Und das Doppelkiel-Design trägt auch dazu bei, dass das Auto im Frontbereich robuster und für Zwischenfälle besser gerüstet ist", ist Coughlan erfreut darüber, dass man gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe hat schlagen können. In den von immer mehr Teams umkämpften Punkteplätzen ist gerade ein Frontflügel der eine Berührung mit dem Auto des Konkurrenten übersteht ein nicht von der Hand zu weisender Vorteil. Denn ein zusätzlicher Boxenstopp, auf Grund solch eines Rennunfalls, beraubt Fahrer und Team in der Regel der Chance die begehrten WM-Punkte zu holen.
Werden die anderen Rennställe das Arrows-Design kopieren?
Interessant ist auch, dass von den restlichen zehn Formel-1-Teams nur die Sauber-Aerodynamiker im Frontbereich von Beginn an einen ähnlichen, wenngleich nicht so drastischen Weg gegangen sind wie ihre Kollegen bei Arrows. Der Doppel-Kiel am C21 fällt im Vergleich zum A23 zwar recht bescheiden aus, doch dürfte auch er seinen Zweck erfüllen. Ob die vom Arrows-Team ausgetüftelte Lösung Schule machen und von den anderen Teams wie seinerzeit die "Tower-Wings" umgesetzt werden wird, hängt jedoch von vielen Faktoren ab. Zum einen von der Notwendigkeit die jedes Team in der Umsetzung dieser Idee sieht, zum anderen vom Kosten-Nutzen-Faktor und dem für 2003 geltenden FIA-Reglement. Denn wenn sich das Verbot des "Arrows-Frontflügel-Designs" durch eine Neufassung des Reglements für die kommende Saison abzeichnen sollte, so werden die derzeit an allen Ecken und Enden sparenden Teams ihr Geld anderweitig ausgeben.

