• 17.11.2007 15:07

Ferrari-Land feiert "Sieg der Gerechtigkeit"

Lesen Sie, was die britischen und italienischen Zeitungen zum Urteil des Berufungsgerichts in der "Benzin-Temperatur-Affäre" zu sagen hatten

(Motorsport-Total.com/sid) - Italien feiert den Sieg der Gerechtigkeit und den endgültig bestätigten Formel-1-Weltmeister Kimi Räikkönen, und der geschlagene Jungstar Lewis Hamilton zeigt sich als echter Sportsmann. Nachdem sein McLaren-Mercedes-Team durch die Ablehnung des Einspruchs beim FIA-Berufungsgericht wegen formaler Fehler die letzte Ohrfeige der schmerzhaften Saison 2007 erhalten hatte, fand der 22 Jahre alte Brite schnell die richtigen Worte.

Titel-Bild zur News: Felipe Massa Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen ist und bleibt Formel-1-Weltmeister

"Kimi hat es verdient, die Fahrer-Weltmeisterschaft 2007 zu gewinnen", sagte der Vize-Weltmeister und blickte gleich nach vorn: "Ich freue mich auf die Saison 2008 und darauf, gegen Kimi und alle meine anderen Rivalen auf der Strecke Rennen zu fahren. Hoffentlich werde ich dann einen Platz besser sein."#w1#

Für die renommierte Londoner 'Times' hatte die letzte "Silberpfeil"-Niederlage des Jahres sogar etwas Positives für den Jungstar, der so gut wie kein Fahrer zuvor in die Formel 1 eingestiegen war: "Das Berufungsgericht des Automobilweltverbandes hat Lewis Hamilton vor der Peinlichkeit bewahrt, rückwirkend zum Weltmeister gemacht zu werden", schrieb die Tageszeitung.

In Italien wurde die Entscheidung der vier FIA-Richter, den Einspruch von McLaren-Mercedes gegen die Nicht-Disqualifikation von vier Fahrern durch die Rennkommissare des letzten Rennens in Sao Paulo abzuweisen, gefeiert. "McLaren ist abgeblitzt", titelte 'Tuttosport'.

"Die Gerechtigkeit hat gesiegt", schrieb der 'Corriere dello Sport' und äußerte die Hoffnung, "dass das nächste Jahr reibungsloser verlaufen wird als dieses und dass sportliche Leistungen statt Spionage im Vordergrund stehen werden". Ferrari bezeichnete das Urteil in einer kurzen Stellungnahme als "komplett zufriedenstellend".

Die Silberpfeile stehen dagegen nach einer sportlich eigentlich starken Saison dennoch vor einem Scherbenhaufen. Den WM-Titel bei den Konstrukteuren hatten sie durch den Punktabzug wegen der "Spionage-Affäre", die sie auch noch 100 Millionen Dollar Strafe kostete, bereits am "grünen Tisch" verloren. Die Fahrerkrone für Hamilton hatten sie in den letzten beiden Rennen durch eigene Fehler und technische Probleme selbst verspielt. Dazu kam die unschöne Scheidung von "Verräter" Fernando Alonso und jetzt noch das Nachkarten mit der Berufung.

Die Aussage, lediglich Regelfragen klären lassen und nicht nachträglich den Titel gewinnen zu wollen, war spätestens durch den Auftritt des McLaren-Anwalts bei der Anhörung am Donnerstag in London infrage gestellt worden. Dort hatte der Jurist in einem langatmigen Vortrag den Ausschluss der in Sao Paulo vor Hamilton platzierten Nico Rosberg, Robert Kubica und Nick Heidfeld sowie das Nachrücken des Briten gefordert. Das hätte Hamilton nachträglich den Titel eingebracht.

Doch die Berufungs-Richter Jan Stovicek (Tschechien/Vorsitz), John Cassidy (USA), Vassilis Koussis (Griechenland) und Jose Macedo e Cunha (Portugal) ließen sich darauf nicht ein und schmetterten den Einspruch als unzulässig ab, weil McLaren-Mercedes als nicht direkt beteiligte Partei gar nicht zur Berufung berechtigt gewesen wäre.

Dass sie dafür 26 Tage nach Saisonende und nach einer vierstündigen Anhörung noch insgesamt mehr als 30 Stunden benötigten, war allerdings auch alles andere als ein Ruhmesblatt für die FIA. Der eigentliche Streitpunkt, die korrekte Messung von Benzintemperaturen, war gar nicht mehr behandelt worden.