• 12.08.2009 10:38

  • von Roman Wittemeier

Ferrari: Ist Badoer die richtige Wahl?

Wegen der langen Teamzugehörigkeit wird Luca Badoer mit dem Renneinsatz belohnt - Alex Zanardi: "Junger Bursche aus der GP2 wäre logischer"

(Motorsport-Total.com) - Als in Maranello die Absage von Michael Schumacher bekannt wurde, musste man schnell reagieren. Nach kurzer Beratung legten Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo und Teamchef Stefano Domenicali fest, dass Luca Badoer den verletzten Felipe Massa im Cockpit des F60 vertreten soll. Diese Regelung gilt zumindest für den Grand Prix von Europa. Wie es anschließend weitergeht, ist derzeit noch unklar.

Titel-Bild zur News: Mirko Bortolotti

Im November durften drei Youngster testen: Cicatelli, Bortolotti und Piscopo

"Ich ziehe einen alten Champion jederzeit einem mittelprächtigen jungen Piloten vor", stellte di Montezemolo klar, als er sich am Dienstag noch einmal mit seinem Wunsch nach drei Autos pro Team ab 2010 zu Wort meldete. Der Ferrari-Boss will Schumacher mit allen Mitteln zurück ins rote Cockpit holen. Die Übergansglösung Badoer ist zwar naheliegend, weil der Italiener offizieller Ersatzpilot von Ferrari ist, aber es gibt auch Zweifel.#w1#

Nimmt man die Aussage von di Montezemolo, dann wird deutlich: Badoer ist weder ein alter Champion noch ein junger Pilot. Immerhin wird Badoer in Valencia der älteste Fahrer im Starterfeld sein. Er passt demnach kaum zum Anforderungsprofil aus Sicht des Ferrari-Chefs. Das legt die Vermutung nahe, dass man Badoer zwar gern für seine langjährige Arbeit und Loyalität belohnen möchte, er aber aus sportlicher Sicht nur ein Notnagel ist.

In der Kürze der Zeit blieben den Ferrari-Verantwortlichen nur wenige Optionen: Die Testpiloten Badoer und Marc Gené, oder ein Youngster aus den Nachwuchsserien. Mirko Bortolotti hatte sich beispielsweise bei einem Formel-1-Test im vergangenen November mit Fabelzeiten hervorgetan. Man sprach sogar schon von einem Vorvertrag mit dem Talent. Derzeit dreht Bortolotti in der Formel 2 seine Runden.

Marc Gené

Der Spanier Marc Gené würde den Veranstaltern in Valencia mehr helfen Zoom

Badoer bringt die Erfahrung von rund 50 Grands Prix mit, sein Kollege Gené war bei 36 Formel-1-Rennen am Start - ein verhältnismäßig geringer Unterschied. Der Spanier ist aber eher im Rennrhythmus als sein italienischer Teampartner. Immerhin war Gené mit Peugeot in Le Mans im Werkseinsatz. Die aktuellen Protoytpen sind zwar deutlich schwerer als ein Formel-1-Bolide, aber Speed und Belastungen im Cockpit sind vergleichbar.

"Ein junger Bursche aus der GP2 wäre die logische Variante gewesen", meint Alex Zanardi in der 'Gazzetta dello Sport'. Aus Sicht des sympatischen WTCC-Piloten wäre Schumacher ohnehin nicht die richtige Wahl gewesen: "Er hat viel Talent, aber seinen Zenit schon vor Jahren überschritten. Ich denke, das ganze Thema kam nur auf, weil man eher auf das Herz als auf den Kopf vertraut hat."

Niki Lauda ist hingegen völlig anderer Ansicht. Der Ex-Formel-1-Weltmeister meint, dass Ferrari in Schumacher die deutlich beste Option gezogen hatte. "Wer auch immer nun in Zukunft dieses Auto fahren wird, wird mindestens eine halbe Sekunde langsamer sein, als Schumacher es gewesen wäre", wird Lauda in der 'Bild' zitiert.