Ferrari in Lauerstellung: "Nicht hier, um Zweiter zu werden"

Kein perfekter Tag, aber ein gutes Gefühl: Beim Training zum Großen Preis von Spanien lassen Räikkönen und Vettel das Potenzial des SF16-H aufblitzen

(Motorsport-Total.com) - Beim Europa-Auftakt der Formel 1 2016 in Barcelona steht Ferrari unter Zugzwang. Der erste Sieg der Saison lässt noch immer auf sich warten. Die Scuderia hofft, mit zahlreichen Updates am SF16-H beim Großen Preis von Spanien auf Mercedes aufschließen zu können. Nach Rang eins und zwei im ersten Freien Training war es am Nachmittag aber einmal mehr Nico Rosberg im Silberpfeil, der mit 1:23.922 Minuten die Bestzeit setzte. Kimi Räikkönen reihte sich mit 0,254 Sekunden Rückstand dahinter ein. Sebastian Vettel wurde mit einer Zeit von 1:25.017 Minuten Vierter hinter Lewis Hamilton.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Ferrari-Pilot Sebastian Vettel will in Barcelona zu Mercedes aufschließen Zoom

"Es war ein durchwachsener Tag", gab sich Vettel selbstkritisch und beklagte vor allem die rutschige Strecke. "Es ist unheimlich feinfühlig hier. Das Fenster, von dem man so oft spricht, zu treffen, ist nicht so einfach", so der Ferrari-Pilot, der im ersten Freien Training noch die Bestzeit (1:23.951 Minuten) gefahren war und damit im Gesamtklassement des Freitags nur 0,029 Sekunden hinter Rosberg zurücklag. Am Nachmittag seien die Bedingungen jedoch schwieriger gewesen als am Morgen, erklärt Vettel seinen Rückstand auf die Spitze im zweiten Freien Training.

"Das Verhalten des Autos verändert sich in der gleichen Runde und natürlich auch im gleichen Rund öfters: Mal mehr Grip vorne, mal weniger Grip vorne, mal mehr hinten, mal weniger hinten. Man ist ständig am Reagieren", sagt der 28-Jährige zum Verhalten seines SF16-H auf dem 4,655 Kilometer langen Kurs. "Da kann man nicht so sehr sein eigenes Ding durchziehen. Jetzt ist es wichtig, dass wir einen Weg finden, unser Ding dem Auto aufzuzwingen." Dass Ferrari das gelingt, daran hat Vettel keinen Zweifel: "Wir werden über Nacht am Auto arbeiten, darin sind wir normalerweise sehr gut."

Räikkönen zieht Vergleich zu Formel-1-Wintertests

Teamkollege Räikkönen, der im Freitagstraining Gesamtvierter wurde, musste die zweite Session kurzzeitig unterbrechen, nachdem ihn der Kommandostand an die Box zitiert hatte: "Mach langsam, Kimi, und komm an die Box, wir haben ein Problem!" Offenbar machte das Spritsystem Schwierigkeiten, die jedoch schnell behoben werden konnten. "Wir haben nicht aufgehört, wir sind bis zum Ende gefahren", sagt Räikkönen, der zunächst nicht genau wusste, um welches Problem es sich handelte. Die Unterbrechung nahm der Finne wie gewohnt gelassen.

"Ich musste nur einmal kurz reinkommen, um es zu überprüfen. Aber wir haben mehr oder weniger alles erledigt, was wir machen wollten", resümiert der Ferrari-Fahrer seinen Freitagseinsatz. Daran änderte auch der leichte Regen nichts, den Räikkönen kurz vor Ende der Session in Kurve vier bemerkte. Dennoch betont der Finne: "Die Bedingungen sind ganz anders [als bei den Wintertests; Anm. d. R.]. Das macht einen großen Unterschied beim Handling und den Reifen. Das ist aber für alle so." Damals waren die Ferraris auf selber Strecke rund eine Sekunde schneller.


Großer Preis von Spanien

"Es ist viel heißer als bei den Tests und diese Strecke beansprucht die Reifen sehr", sagt der 36-Jährige. Seine Bestzeiten hatte Ferrari am Morgen mit Soft-Reifen aufgestellt, während sich Mercedes mit den härteren Pneus begnügte. Am Nachmittag fuhren beide ihre schnellsten Runden auf der weichen Mischung. "Der letzte Sektor ist kurvenreich und verlangt den Reifen alles ab, das wird also nicht einfach", schätzt Räikkönen. Im Vergleich zu Russland sieht er aber Fortschritte: "Es ist einfacher, die Reifen hier zum Arbeiten zu bringen. Natürlich sind wir noch nicht bei 100 Prozent, aber wir kommen dem immer näher."

Vettel: "Wir sind nicht hier, um Zweiter zu werden"

Auch Vettel glaubt, sich über das Wochenende noch deutlich steigern zu können - nicht zuletzt dank der Updates, mit denen Ferrari in Barcelona an den Start geht. So wurden die Seitenkästen und der Diffusor des SF16-H überarbeitet. Auch der neue Frontflügel von Sotschi ist wieder im Einsatz. "Bisher scheint alles zu funktionieren. Jetzt müssen wir natürlich schauen, was die Daten hergeben. Aber das erste Gefühl war gut", bewertet Vettel die Neuerungen. "Ich glaube, wir haben einen Schritt nach vorne gemacht, und hoffe, dass wir das Auto jetzt soweit sortieren können, dass wir morgen noch stärker sind."

Was die Roten in Barcelona tatsächlich gegen die Silberpfeile werden ausrichten können, darauf wollte sich Vettel am Freitag noch nicht festlegen. Eine Kampfansage in Richtung Mercedes hatte der Heppenheimer dann aber doch noch: "Es ist niemals zu früh, um zu gewinnen. Wir wissen, wo wir hinwollen. Wir wollen gewinnen", bestätigt Vettel das von Ferrari-Boss Sergio Marchionne ausgerufene Ziel. "Wir sind nicht hier, um Zweiter zu werden. Wir befinden uns in einer guten Position und haben noch einiges im Köcher, um ihnen [Mercedes; Anm. d. R.] das Leben schwer zu machen."


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Spanien