Ferrari fürchtet Reifenprobleme bei kühlen Bedingungen

Ross Brawn, Ferraris Technischer Direktor, befürchtet, dass sein Team im kühlen Melbourne ähnliche Probleme wie Toyota bekommen könnte

(Motorsport-Total.com) - Die kastrierten Formel-1-Boliden der Generation 2006, die um etwa 200 PS weniger leisten als ihre Vorgängermodelle, bringen reifenseitig ein interessantes Phänomen mit sich: Weil speziell die Antriebsräder weniger stark belastet werden als bisher, fällt es manchen Teams schwer, die Gummis auf die richtige Betriebstemperatur zu bringen.

Titel-Bild zur News: Bridgestone-Reifen

Ferrari muss versuchen, die Reifen auch in Australien auf Temperatur zu bekommen

Toyota wurde speziell in Bahrain und zum Teil auch noch in Malaysia in voller Härte mit diesem Problem konfrontiert, doch auch Williams hat Angst, bei niedrigeren Temperaturen in das gleiche Loch zu schlittern - und selbst Ferrari ist trotz langjähriger Bridgestone-Erfahrung wohl nicht ganz vor allen Bedenken gefeit. Ross Brawn, Technischer Direktor der Roten aus Maranello, macht sich Sorgen, dass dies am kommenden Wochenende erstmals offensichtlich werden könnte.#w1#

Australien ist das erste kühle Rennen des Jahres

"Ich könnte mir vorstellen, dass wir auf Schwierigkeiten stoßen, wenn wir ein Wochenende bei kühler Witterung fahren müssen." Ross Brawn

"In Bahrain war es warm, in Malaysia war es drückend heiß. Beide Male waren wir konkurrenzfähig, aber ich könnte mir vorstellen, dass wir auf Schwierigkeiten stoßen, wenn wir ein Wochenende bei kühler Witterung fahren müssen", erklärte er gegenüber der Fachzeitschrift 'Motorsport aktuell'. Die Konstanz der Reifen sei allerdings "sehr gut, was ebenfalls an der geringeren Motorleistung liegt. Generell bedeuten niedrigere Temperaturen weniger Stress für einen Pneu."

Wie optimal ein Auto seine Reifen ausschöpft, liegt vordergründig an der Konfiguration der Radaufhängung, weshalb längst alle Teams Spezialisten für diesen Bereich abgestellt haben. Bei Toyota arbeitet naheliegenderweise Ex-Michelin-Ingenieur Pascal Vasselon an der Interaktion zwischen Reifen und Radaufhängung, doch ein auf der Hand liegendes Geheimrezept gibt es nicht, zumal auch die Gewichtsverteilung in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle spielt.

Darüber hinaus ist das Ausschöpfen des Potenzials seit 2005 nicht einfacher geworden: "Generell liegen die Reifentemperaturen niedriger, was teilweise daran liegt, dass die Autos dieses Jahr 200 PS weniger haben. Es ist schwieriger geworden, die Gummis auf die richtige Temperatur zu bringen", seufzte Brawn, der zuversichtlich ist, dass Ferrari dank einer eher weicheren Vorauswahl für Melbourne auch am kommenden Wochenende gut aussehen wird.

Auswahl muss zehn Tage vor dem Rennen festgelegt werden

"Viele vergessen, wie früh wir uns festlegen müssen, welche Reifen wir für das kommende Rennen einsetzen möchten." Ross Brawn

Aber: "Viele vergessen, wie früh wir uns festlegen müssen, welche Reifen wir für das kommende Rennen einsetzen möchten. Die Wahl muss zehn Tage vor dem entsprechenden Rennen gefällt werden", so der Brite, "und wenn wir an Melbourne denken, ist das eine ziemlich knifflige Sache. Vor kurzer Zeit wurden dort 39 Grad gemessen, aber in den vergangenen Jahren war es während der Grand-Prix-Wochenenden im Albert Park empfindlich kühl. Welche Art von Reifen wählst du nun?"

Prinzipiell befinde man sich mit Bridgestone ohnehin auf dem richtigen Dampfer, denn der japanische Reifenhersteller hatte bei den ersten beiden Saisonrennen zumindest keinen gravierenden Wettbewerbsnachteil gegenüber der Konkurrenz. Brawn: "Wir sind jetzt fünf Rennställe, die Bridgestone verwenden, und obschon jeder davon in Malaysia andere Konstruktionen verwendete, bewegen wir uns alle in die gleiche Richtung. Das ist ein Vorteil", gab er zu Protokoll.

Darüber hinaus lege man bei Ferrari inzwischen großen Wert darauf, mit den Reifen im Freien Training sparsam umzugehen, denn "hast du sie einmal in Decken gepackt, zur Seite gestellt und montierst du sie wieder am Auto, dann weisen sie immer ein niedrigeres Leistungsniveau auf. Ein frischer Satz ermöglicht einfach schnellere Rundenzeiten", erklärte Brawn. In Melbourne werden die Ferrari-Piloten daher für den Freitag voraussichtlich nur einen Reifensatz zur Verfügung haben.