Fernley: Situation von Force India frustrierend

Force India sucht nach den Gründen für die sportliche Talfahrt: Die Umstellung der Reifen ist ein Grund, aber nicht der einzige - Ursachenforschung mit Bob Fernley

(Motorsport-Total.com) - Force India erlebt derzeit harte Zeiten. Die gute Form der ersten Saisonhälfte ist verloren gegangen. Adrian Sutil und Paul di Resta waren in allen Rennen Kandidaten für Punkteränge. Mit Ausnahme von Malaysia, wo es Probleme mit den Radmuttern gab, fuhr mindestens ein VJM06 bei den ersten acht Rennen in die Punkte. Seither konnten nur zwei Zähler in Spa-Francorchamps abgestaubt werden, obwohl zum Beispiel auch Monza in der Vergangenheit eine der Paradestrecken des Rennstalls war. Auch in Singapur setzte sich die Talfahrt fort. Di Reste blieb in Q1 hängen und wird als 17. starten. Sutil zog Startplatz 15 an Land.

Titel-Bild zur News: Paul di Resta

Sinnbild für Force India: Paul di Resta schied in Singapur schon in Q1 aus Zoom

"Es war nicht unser bestes Qualifying. Wir haben Mühe. Wir schaffen es nicht das Auto perfekt einzustellen. Normalerweise waren das starke Strecken für Force India", seufzt Bob Fernley, der stellvertretende Teamchef, gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Doch worauf ist diese plötzliche Talfahrt zurückzuführen? Seit dem Nürburgring geht es abwärts. Fernley meinte am Freitag in der Pressekonferenz der Teamchefs, dass die Umstellung der Pirelli-Reifen die Ursache sind.

Ganz sicher ist sich der Brite aber nicht: "Ich glaube nicht, dass wir es schon restlos verstehen. Wir müssen noch mehr arbeiten, damit wir die Reifen genau verstehen. Wir waren bis Silverstone in einer komfortablen Situation, denn wir hatten noch etwas in Reserve. Obwohl die anderen Teams entwickelt haben, hatten wir noch einen Puffer. Der Reifenwechsel hat uns sicher auf dieser Seite getroffen. Gleichzeitig haben aber auch die anderen Teams weiterentwickelt. Wir sind derzeit nicht in guter Form."

"Es ist ein großer Unterschied, wenn man von einem Reifen mit Stahlgürtel zu einem Reifen mit Kevlargürtel wechselt. Man kann die Reifen praktisch nicht miteinander vergleichen", so Fernley. "Die Performance ist komplett anders. Wahrscheinlich beeinflussen die Vorderreifen auch die Aerodynamik. Es sind also viele Faktoren, die dazu führen, dass wir dort stehen, wo wir jetzt stehen. Das ist einfach frustrierend."


Fotos: Force India, Großer Preis von Singapur, Samstag


Seit dem Hungaroring verwendet Pirelli die Reifenkonstruktion aus dem Vorjahr kombiniert mit den Mischungen aus dieser Saison. Alle Teams verfügen deswegen über viele Daten aus dem Vorjahr. So einfach ist die Sache aber nicht, wie Fernley erörtert: "Wir haben zwar die Daten, aber die Radaufhängung am Auto ist für die Stahlgürtel-Reifen von 2013 ausgelegt. Das ist also komplett anders. Man kann diese Daten nicht einfach übersetzen."

Robert Fernley

Bob Fernley findet die derzeitige Situation einfach nur frustrierend Zoom

"Die Autos von Williams, Toro Rosso und Sauber sind Updates von den Vorjahresmodellen. Unser Auto ist dagegen ein komplett neues Auto für 2013. Das ist für uns das größte Problem." Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery sieht die Dinge nicht in seiner Verantwortung liegen: "Es ist schwierig zu sagen, denn es ist für alle gleich." Gleiche Voraussetzungen also, allerdings war ursprünglich eine Änderung der Reifenkonstruktion nicht vorhergesehen. Das änderte sich nach den Reifenplatzern von Silverstone.

Viel Arbeit der Force-India-Ingenieure ist seither für die Mülltonne. "Unser Designteam hat über den Winter sehr gut gearbeitet und ein konkurrenzfähiges Auto gebaut. Das Auto von 2013 sollte der Grundstein sein, um in Zukunft näher an das Podium heranzukommen. Vielleicht hätten wir ein oder mehrere Podestplätze schaffen können - nicht durch Glück, sondern durch Möglichkeiten. Unser Gefühl war, dass wir gute Arbeit geleistet haben und vielleicht ein Podest-Auto bauen können."

"Wir sind in der WM Sechster und haben noch einen kleinen Polster auf Sauber und Toro Rosso", blickt Fernley in die unmittelbare Zukunft. "Auf der einen Seite ist es nicht schlecht, dass McLaren stärker geworden ist, denn sie blockieren die Plätze in den Top 10. Ich glaube, dass wir die Zähne zusammenbeißen müssen, denn es werden noch schwierige Rennen. Wir wollen aber nicht das Programm für 2014 beeinträchtigen. Ich bin mir sicher, dass noch einige Rennen kommen, wo wir den einen oder anderen Punkt abstauben können, so wie es in Spa der Fall war. Es sieht nicht alles finster aus, aber es ist frustrierend, wenn man an die guten Leistungen der ersten Saisonhälfte denkt."