Wenn schneller nicht besser ist: Hembery rät zu zwei Stopps
Die Schwierigkeit, in Singapur zu überholen, lässt aus Pirelli-Sicht weniger Stopps sinnvoll erscheinen, auch wenn es langsamer ist - Supersoft sollte lange halten
(Motorsport-Total.com) - Red-Bull-Star Sebastian Vettel sicherte sich am Samstag in Singapur mit dem supersoften Pirelli-Reifen die 41. Pole-Position seiner Karriere. Neben den extraweichen Slicks fahren die Piloten an diesem Rennwochenende weißmarkierte Medium-Mischung. Der Leistungsunterschied zwischen den Varianten beträgt fast zwei Sekunden pro Runde. Dadurch steht den Teams für das Rennen ein breites Strategiespektrum zur Verfügung. Vettels Pole-Zeit - seine zweite beim Nachtrennen - betrug 1:42.821 Minuten.

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Grosjean wird sich auch am Sonntag den Weg durch den Abrieb bahnen Zoom
Damit lag er nur neun Hundertstelsekunden unter der Zeit von Nico Rosberg, der auf dem zweiten Platz landete. Bei feucht-heißen Bedingungen und einer Außentemperatur von 31 Grad Celsius setzte das Gros der Piloten zu Beginn des Qualifyings auf die Mischung Medium. Erst gegen Ende des Q1 wechselte die Mehrheit der führenden Fahrer auf die supersoften Slicks, um sich mit einer schnellen abschließenden Runden zu qualifizieren. Lediglich die beiden Red Bull sowie Romain Grosjean bleiben auf den härteren Reifen.
Die schnellste Runde mit den Mediums erzielte Mark Webber als Sechster, während Mercedes-Pilot Lewis Hamilton in Q1 vorne war. Das zweite Drittel starteten alle verbliebenen Fahrer mit den supersoften Pirellis. Dabei nutzte ohne Ausnahme jeder den Satz, den er am Ende von Q1 gefahren hatte. Wie bereits im Freien Training war Vettel wieder der Schnellste. Bei seinem einzigen Versuch setzte er die superweichen Reifen ein und dominierte Q2 mit 0,822 Sekunden Vorsprung Webber, der die gleiche Strategie verfolgte.
Thermischer Abbau statt normalem Verschleiß
Auch die beiden Mercedes-Piloten benötigten jeweils nur eine Ausfahrt auf den superweichen Slicks, um sich für Q3 zu qualifizieren. Bis auf Jenson Button hatten zu Beginn der entscheidenden dritten Session des Qualifyings alle Fahrer die rotmarkierten Pneus montieren lassen. Allerdings setzte der McLaren-Pilot mit den Mediums keine Zeit. Vettel übernahm nach seinem ersten Versuch in Q3 die Führung und behielt sie bis zum Schluss. Auch die Ferrari fuhren nur eine komplette Runde. Esteban Gutierrez im Sauber erzielte in der finalen Session keine Zeit, doch erreichte mit dem zehnten Rang seine beste Startplatzierung.
Paul Hembery kommentiert mit Blick auf das Qualifying: "Seit Beginn dieses Wochenendes steht fest: Bei diesem Rennen dreht sich alles um die Reifenstrategie. Deshalb nimmt von hier alles seinen Ausgang, und bereits in Q1 konnten wir die Renntaktik erkennen", so der Pirelli-Sportchef, der der Startaufstellung große Bedeutung beimisst: "Wie wir aus den vergangenen Jahren wissen, ist es in Singapur wichtig, im Qualifying einen guten Startplatz herauszufahren. Denn der Kurs bietet nicht die besten Voraussetzungen für Überholmanöver."
Aufgrund des großen Zeitunterschieds zwischen den beiden Mischungen sei der supersofte Slick der Reifen der Wahl gewesen. "Weil sowohl das Qualifying als auch das Rennen nachts ausgetragen werden, gelten hier andere Muster für die Entwicklung der Strecke und der Temperatur als an anderen Rennorten", weiß Hembery und analysiert: "Aufgrund der Beschaffenheit des Stadtkurses ist der Verschleiß der Reifen nicht besonders gravierend. Stattdessen kann der thermische Abbau sehr hoch sein."
Zwei Stopps sind weniger riskant
Viele Kurven und harte Bremsmanöver würden zur Erhitzung der Reifen beitragen. "Für das Rennen erwarten wir zwei bis drei Stopps pro Team. Allerdings wird viel von äußeren Faktoren wie die Temperaturentwicklung und mögliche Safety-Car-Phasen abhängen", orakelt Hembery und will Vettel noch nicht als Sieger ausloben: "Aufgrund der Vielzahl der strategischen Möglichkeiten scheint der Ausgang des Rennens offen zu sein. Ich war von den Leistungen von Lotus und Mercedes überrascht. Jeder hat gedacht, dass Red Bull alleine vorne sein würde, aber sie waren nur einige Zehntelsekunden langsamer."
Eine wichtige Rolle spiele auch der Verkehr auf dem Stadtkurs, der an seiner engsten Stelle nur zehn Meter breit ist: "Drei Stopps wären eigentlich schneller, wenn man sich die Zeiten ansieht, aber dann könnten die Fahrer im dritten Stint in Verkehr geraten. Deshalb ist diese Variante unwahrscheinlich. Die Topteams werden Supersoft, Supersoft und Medium fahren. Der Reifenabbau ist bei beiden Mischungen sehr ähnlich, der weichere Reifen für diesen Streckenbelag sehr gut geeignet."
Der Grand Prix von Singapur zählt zu den Rennen, für die eine Prognose besonders schwierig zu treffen ist. Dies liegt in erster Linie an der statistisch gesehen hohen Wahrscheinlichkeit für Safety-Car-Phasen. Weitere mögliche Strategien sehen so aus: Der Start erfolgt auf den supersoften Slicks. In Runde 16 wird ein Satz der mittelharten Reifen montiert, bevor in Runde 39 wieder auf die supersoften Pneus gewechselt wird. Alternativ können auf dem letzten Stint supersofte Reifen statt den Mediums gefahren werden.

