Fernandes: Projekt "spektakulär in die Hose gegangen"

Lotus-Teamchef Tony Fernandes erklärt die Hintergründe der Umbenennung in Caterham und weiß, dass 2012 "ein entscheidendes Jahr" wird

(Motorsport-Total.com) - Während sich das Genii-Team Renault nächstes Jahr in Lotus umbenennt, ändert das Team Lotus seinen Namen in Caterham. Das ist Teil einer Vereinbarung zwischen Tony Fernandes und der Lotus-Gruppe, nachdem sich die beiden Parteien monatelang um die Verwendung des Markennamens Lotus in der Formel 1 gestritten hatten.

Titel-Bild zur News: Tony Fernandes

Tony Fernandes ist froh, dass der Streit mit der Lotus-Gruppe beendet ist

Nun ist das leidige Hin und Her endlich beendet: "Wir werden weiterhin grün und gelb sein und wir werden uns Caterham nennen", erklärt Fernandes im Hinblick auf 2012. "Caterham hat auch eine grün-gelbe Geschichte und uns gefallen diese Farben. Damit sind wir im Fahrerlager auch einzigartig. Außerdem war es ein Bestandteil der Vereinbarung mit der Lotus-Gruppe, dass wir grün-gelb bleiben und sie schwarz-golden."

Lotus-Gruppe darf sich endlich Lotus nennen

Damit herrscht ab nächster Saison endlich die einzige Konstellation, die wirklich Sinn macht, nämlich dass das Lotus-Team wieder an die Lotus-Gruppe gekoppelt ist und nicht an ein Konsortium malaysischer Geschäftsleute. Selbst Fernandes hat das inzwischen eingesehen: "Ich war immer der Meinung, dass ein Formel-1-Team an einen Automobilhersteller gekoppelt sein sollte. Natürlich hatte ich das mit Lotus vor, aber das ist ja spektakulär in die Hose gegangen", gibt er zu.

"Irgendwie ist es ein trauriger Tag, denn wir hatten diese großartige Vision für das Team Lotus, aber andererseits bin ich auch glücklich, denn es war immer eine auseinandergerissene Gruppe und jetzt ist das Team Lotus wieder bei der Lotus-Gruppe. Ich wünsche ihnen viel Glück", sagt er versöhnlich. "Jetzt kann niemand mehr sagen, dass wir uns an einer fremden Geschichte bedienen, sondern jetzt haben wir es selbst in der Hand, uns als Caterham zu beweisen."

¿pbvin|512|4281||0|1pb¿Dabei behilflich sein sollte das von weniger als acht auf 36 Millionen US-Dollar erhöhte FOM-Preisgeld, weil das Team durch den neuerlichen zehnten Platz in die erste Säule des Concorde-Agreements aufgestiegen ist. Damit einher geht eine Umstrukturierung und die Gründung der neuen Caterham-Gruppe, unter deren Dach mehrere Firmen beheimatet sind - auch das Formel-1-Team, das von Hingham in die ehemalige Arrows-Fabrik nach Leafield übersiedeln wird.

Allerdings bleiben "die gleichen Leute" beim Team, einschließlich Mike Gascoyne, dem zusätzlich die Verantwortung für die neue Verbundstoff-Firma Caterham Composites übertragen wurde. Diese bleibt in Hingham. Fernandes: "Es wird darüber gesprochen, einen Teil des Teams zu übersiedeln. Hingham wird als Technologiezentrum für Verbundstoffe weiter bestehen. Der Plan ist, das Formel-1-Team und die Autofirma zusammenzulegen. Wir stehen kurz davor, das bekannt zu geben."

Iley noch nicht offiziell bestätigt

Um Gascoyne zu entlasten, kommt der in Branchenkreisen hoch angesehene Aerodynamiker John Iley von McLaren zu Lotus, allerdings erst im nächsten Sommer. Offiziell ist das noch nicht: "Ich möchte mich dazu noch nicht äußern", sagt Fernandes, "aber wir haben einige gute Leute engagiert, die die Ernsthaftigkeit unseres Teams unterstreichen." Unter anderem auch Ex-Red-Bull-Mann Mark Smith und der frühere Renault-Sportdirektor Steve Nielsen.

Dafür wechselt Dieter Gass, den Gascoyne von Toyota nach Großbritannien mitgenommen hatte, zurück nach Deutschland - laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' zu Audi in die DTM. Teamchef bleibt Fernandes, trotz seiner Übernahme des Fußballklubs Queens Park Rangers: "Ich bleibe", bestätigt er. "Den Klub zu übernehmen, war am Anfang natürlich eine Ablenkung, aber jetzt haben wir dort ein tolles Team stehen, das großartige Arbeit leistet."


Fotos: Lotus, Großer Preis von Brasilien


In der Formel 1 könnte 2012 "ein entscheidendes Jahr für uns werden", weiß der Lotus-Teamchef. Denn nach zwei Jahren ohne Punkte gibt es dann keine Ausreden mehr: Der Namensstreit ist beendet, die Finanzierung steht auf soliden Beinen, das Personal wurde gestärkt - und die halbe Sekunde, die das Fehlen von KERS bisher gekostet hat, wird dank des upgegradeten Renault-Vertrags auch kein Thema mehr sein.

Einen eigenen Windkanal besitzt das Team noch nicht, allerdings mietet man sich bei Bedarf in jenen von Williams ein. Theoretisch könnte man auch eine eigene Anlage errichten: "Wir hätten in Hingham genug Platz dafür, aber ich bin mir noch nicht sicher, ob es wirklich notwendig ist, einen eigenen zu bauen", sagt Fernandes. Denn durch das Ressourcen-Restriktions-Abkommen werden die erlaubten Nutzungszeiten ohnehin immer weniger...