• 17.10.2008 18:23

  • von Fabian Hust

"Fall Hamilton": Alles halb so wild!

Einige Experten waren davon ausgegangen, dass Lewis Hamilton im Fahrer-Meeting am Freitag "zerrissen" wird, doch dies war nicht der Fall

(Motorsport-Total.com) - In den vergangenen Wochen musste Lewis Hamilton immer wieder Kritik einstecken, wurde von einigen Kollegen öffentlich für seine Fahrweise kritisiert. In der Tat gab es einige Manöver, die in den vergangenen Wochen zumindest als fragwürdig eingestuft werden konnten. Bei der Fahrer-Besprechung nach dem Freien Training in Shanghai sollte dann auch über die Fahrweise des McLaren-Mercedes-Piloten diskutiert werden.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton konnte die Fahrer-Besprechung als "normal" betrachten

Schon vor der Besprechung hatte Hamilton seine Fahrweise jedoch in Gesprächen mit den Medien als nicht außergewöhnlich bezeichnet. Er fahre schon seine ganze Karriere über derart hart, dies sei auch einer der Gründe, warum er derzeit die Weltmeisterschaft anführe. Und er habe nicht vor, daran etwas zu ändern.#w1#

"Wenn ich in einem Force India am Ende des Feldes fahren würde, dann würde niemand etwas über mich sagen", so der Titelanwärter. "Aber jeder hat etwas über jene Leute zu sagen, die an der Spitze liegen und erfolgreich sind - ob dies nun positiv oder negativ ist, zählt nicht wirklich. Dass ich glücklich bin und dass das Team glücklich ist, das ist alles, was zählt."

"Wenn ich in einem Force India am Ende des Feldes fahren würde, dann würde niemand etwas über mich sagen." Lewis Hamilton

Die Fahrer-Besprechung verkam dann auch nicht zu einer hitzigen Debatte zwischen den betreffenden Parteien, es war eine der zahlreichen üblichen Besprechungen, in denen man das Notwendige anspricht und mit Rennleiter Charlie Whiting abklärt.

So soll Mark Webber seine kleine Fehde sogar unter vier Augen mit dem McLaren-Mercedes-Piloten geklärt haben. Der Australier hatte sich öffentlich über das Verhalten des jungen Rennfahrers in der ersten Kurve nach dem Start in Japan aufgeregt, wollte jedoch klarstellen, dass er niemals behauptet habe, dass Hamilton auf der Strecke eine Gefahr darstelle, so wie seine Aussagen von einigen Medien interpretiert worden waren. Webber hatte sich auf einen ähnlichen Vorfall in der Bremszone von Monza im Jahr 2000 bezogen, als ein Streckenposten ums Leben gekommen war.

"Ich bin über die Presse enttäuscht, sie kommen zu dir um dein Fachwissen und deine Erfahrung einzuholen", so der Australier gegenüber der 'BBC'. "Über die Schlagzeilen war ich sehr enttäuscht. Ich habe nie das Wort 'töten' in den Mund genommen. Ich habe viel Positives über Lewis gesagt."

"Ich habe nie das Wort 'töten' in den Mund genommen." Mark Webber

Red Bull-Teamkollege David Coulthard bestätigte, dass das Treffen am Freitagabend völlig normal abgelaufen ist, die Zwischenfälle in Japan angesprochen wurden wie alle anderen Zwischenfälle nach den vorherigen Rennen auch: "Natürlich gab es ein paar Unterhaltungen über die Nachvollziehbarkeit der Entscheidungen der Rennleitung. Es war eine normale Fahrerbesprechung, nun geht es mit dem Rennwochenende ganz normal weiter."

Auch von einer "Anti-Hamilton-Haltung" seiner Kollegen konnte der Schotte nichts spüren: "Niemand hat diesbezüglich einen Punkt hervorgebracht. Ich denke, dass dies alles in der Pressekonferenz am Donnerstag aufgebauscht wurde." Auch Hamilton hat "nicht wirklich" das Gefühl, dass alle gegen ihn sind.

"Ich denke, dass dies alles in der Pressekonferenz am Donnerstag aufgebauscht wurde." David Coulthard

Nach dem enttäuschenden Rennen in Fuji entspannte sich Hamilton ein paar Tage in Tokio: "Als ich hierherkam, widmete ich dem Thema nicht wirklich meine Aufmerksamkeit. Wenn du kein solch gutes Rennen hattest, dann wird es immer Kritik geben, aber egal ob diese positiv oder negativ ist, du machst weiter, du hakst dies als Vergangenheit ab. Als ich hierher kam, fühlte ich mich wie immer."

Der "Silberpfeil"-Pilot möchte sich in erster Linie darauf konzentrieren, dass er nicht nochmal seinen Vorsprung zum Saisonende verliert: "Wer weiß, was passieren wird, wir werden unser Bestes geben. Solche Dinge wie im vergangenen Jahr passieren. Ich nehme an, dass ich dieses Jahr das Kiesbett rmeiden sollte. Aus dem vergangenen Wochenende haben wir viel Positives mitgenommen. Das Team bleibt positiv gestimmt. Wir machen zusammen als Team Fehler und wir schauen gemeinsam nach vorn."

"Wir machen zusammen als Team Fehler und wir schauen gemeinsam nach vorn." Lewis Hamilton

Ex-Teamkollege Fernando Alonso stichelte in Richtung Hamilton, als er erklärte, dass er sich lieber Massa als Weltmeister wünscht. Das lässt Hamilton kalt: "Renault hat zuletzt natürlich großartige Arbeit geleistet und es ist fantastisch, sie so gut abschneiden zu sehen."

"Man kann sehen, wie hart sie in den vergangenen zwei Jahren gearbeitet haben, es ist also keine Überraschung, sie so gut abschneiden zu sehen. Sie sind ein großartiges Team und ich bin mir sicher, dass sie uns das Wochenende über intensiv unter Druck setzen werden. Ich habe jedoch keine Meinung über seine Kommentare. Ich konzentriere mich auf meine Arbeit und das ist das Wichtigste."

"Ich glaube eher, dass er zu viel an Selbstvertrauen hat, und das irritiert die anderen Fahrer." Bernie Ecclestone

Die Diskussionen um Hamilton erachtet Formel-1-Boss Bernie Ecclestone übrigens als "gut für unser Geschäft", wie er im Interview mit 'auto motor und sport' erklärte. Nach außen wirke der Brite "ein bisschen arrogant": "Ich glaube eher, dass er zu viel an Selbstvertrauen hat, und das irritiert die anderen Fahrer."