Ex-Renault-Motorenchef bricht das Schweigen

In der französischen Presse hat Jean-Jacques His erstmals über die Beweggründe seines Weggangs von Renault gesprochen

(Motorsport-Total.com) - Die Pressemitteilung zum Weggang von Jean-Jacques His von Renault war nicht gerade informativ: Es wurde die Trennung mit 31. Mai bestätigt und lediglich darauf verwiesen, dass die ganze Sache nicht vom Team ausgegangen ist.

Titel-Bild zur News: Jean-Jacques His

Jean-Jacques His hat von sich aus das Renault-Team verlassen

Gegenüber 'L'Equipe' hat His jetzt jedoch das Schweigen gebrochen und erstmals über seine Beweggründe gesprochen. Dabei wurde offensichtlich, dass es Meinungsverschiedenheiten mit Teamchef Flavio Briatore gegeben hat, was die Zukunftsplanung des Rennstalls angeht, und ? wie von uns vermutet ? dass das revolutionäre Weitwinkel-Motorenkonzept mehr und mehr zu einem Streitthema geworden ist.

"Ich teile nicht die Ansichten, wie meine Kollegen die Zukunft von Renault sehen", so der 56-Jährige, "vor allem nicht die von Flavio Briatore. Man kann diesen Job aber nur ausüben, wenn man Kontrolle über seine eigenen Entscheidungen hat. Ich bin nicht der Meinung, dass wir uns in die richtige Richtung bewegt haben und zog es daher vor, die Firma aus eigener Überzeugung zu verlassen."

Renault erwischte einen fantastischen Saisonstart und liegt derzeit auf dem dritten Platz in der Konstrukteurs-WM, doch während die Aerodynamik Ferrari problemlos das Wasser reichen kann, hat man motorenseitig ein Manko von kolportierten 50 bis 80 PS. Also wurde kürzlich Bernard Dudot zurückgeholt, der in den 90er-Jahren hauptverantwortlich war für die großen Erfolge Renaults als Motorenhersteller für Williams und Benetton.

Dudot glaubt angeblich, dass man zu einem konventionellen 90-Grad-Motor zurückkehren sollte, während His die Ansicht vertrag, man solle lieber das 110-Grad-Konzept weiter verfolgen. Nachdem sich in der Folge weite Teile der Teamführung hinter Dudot gestellt haben, kam es zu ersten Meinungsverschiedenheiten ? und konsequent blieb His keine andere Wahl als seine Koffer zu packen.

"Mit dem technischen Kapital und der Erfahrung, die dieses Team hat, sehe ich einen Weg, den ich gerne beschreiten würde. Dieses Auto sollte gewinnen. Es gibt unterschiedliche Kompromisse, wie man das erreichen kann, aber meine Vorschläge wurden nicht wahrgenommen", erklärte der Franzose abschließend.