Es prickelt bei McLaren: Neuer Sponsor, neuer Aufschwung?

Mit Chandon konnte McLaren heute einen neuen wichtigen Sponsor vorstellen, jetzt liegt es am Team und an Honda, auch sportliche Schlagzeilen zu schreiben

(Motorsport-Total.com) - "Wir werden in der kommenden Woche einen guten Sponsor verkünden", hatte McLaren-Boss Ron Dennis am Wochenende in Suzuka angekündigt. Gesagt, getan: Am heutigen Mittwoch präsentierte das Team im Hauptsitz in Woking mit dem Champagnerhersteller Chandon einen neuen Teampartner. "Es ist extrem erfreulich, dass sich Moët Hennessy entschieden hat, durch Chandon McLaren-Honda beizutreten und eine einzigartige, langfristige Partnerschaft zu formen", so Dennis heute anlässlich der Bekanntgabe.

Titel-Bild zur News: Ron Dennis

Ron Dennis präsentiert mit Chandon einen neuen Partner für McLaren Zoom

"Chandon und McLaren-Honda passen auf natürliche Weise zusammen, weil beide die Leidenschaft teilen, in allen Dingen Innovationen zu zeigen - kombiniert mit einem einzigartigen Style und Ansatz", unterstreicht der Brite weiter. Die neue Partnerschaft spült weiteres Geld in die Kassen, nachdem McLaren in den vergangenen Jahren signifikante Einbußen hinnehmen musste, allen voran durch den Verlust von Hauptsponsor Vodafone.

Doch auch die sportliche Talfahrt nagt am Budget des einstigen Erfolgsrennstalls. In den vergangenen beiden Jahren landete McLaren lediglich auf Rang fünf in der Konstrukteurswertung, nach der sich die Geldvergabe in der Formel 1 richtet. Mit dem neuen Partner Honda droht in dieser Saison der Totalabsturz: Aktuell liegt man nur auf Rang neun und kann dabei leidglich das chronisch hilflose Manor-Team hinter sich lassen (zum WM-Stand).

Suzuka als Tiefpunkt

Im Team hatte man zuletzt betont, dass man trotz geringerer Einnahmen keinen Einschnitt im Budget vornehmen wolle. Das Geld auf andere Weise aufzutreiben, hätte bedeutet, dass man entweder bei Honda um einen Zuschuss bittet oder durch neue Sponsoren Einnahmen generiert. Zumindest spült der neue Partner Chandon nun etwas Geld in die Kassen. Ron Dennis ist unbesorgt: "Wir haben mehr als genug Budget, um erfolgreich zu sein", unterstreicht er gegenüber 'Sky Sports F1'.

Jetzt muss es aber auch sportlich bergauf gehen. Fernando Alonso und Jenson Button fahren bislang hoffnungslos hinterher und sind nicht zu beneiden. Beim Honda-Heimspiel in Suzuka am Wochenende schienen die Boliden im direkten Zweikampf hoffnungslos unterlegen. "Ich werde wie ein GP2-Auto überholt", beschwerte sich Alonso sogar in aller Öffentlichkeit am Funk. Schon in den vergangenen Wochen wurden immer wieder Pfeile zwischen McLaren und Honda ausgetauscht: Mal war das Chassis zu schlecht, und ein anderes Mal wurde auf dem schwachen Motor herumgehackt.

Max Verstappen, Jenson Button, Felipe Nasr

In Suzuka zogen die Gegner links und rechts vorbei Zoom

Das Verhältnis der britisch-japanischen Kombo schien schon erste Risse zu bekommen, doch in den vergangenen Tagen wurde immer wieder Zusammenhalt betont. Bei einer Pressekonferenz stellte sich Rennleiter Eric Boullier schützend vor Hondas Motorenchef Yasuhisa Arai und erlaubte keine persönlichen Fragen, nachdem der Japaner in Monza bei einer Medienrunde in die Ecke gedrängt wurde.

Dennis: Es geht nur zusammen

In Japan war McLaren-Boss Ron Dennis bei Honda zu Gast, um weitere Dinge zu bereden. "Wir haben an diesem Wochenende konstruktive Gespräche geführt", betont der Engländer und versucht, den Teamgedanken einzubringen: "Man baut eine Beziehung auf und erzielt Erfolge, indem man zusammenkommt - nicht wenn man sich voneinander entfernt. Man muss transparent sein, sich verstehen und zusammenarbeiten, um die Probleme zu lösen."

Auch Rennleiter Eric Boullier sieht sich nach den vergangenen Tagen besser aufgestellt: "In den vergangenen beiden Wochen haben wir viel mit Honda gesprochen. Darum wissen wir jetzt besser, wie die mittelfristige Perspektive aussieht", unterstreicht der Franzose. Das Ziel für Honda ist klar: Der Rest der Saison darf als Übung gesehen werden, doch in der kommenden Saison muss ein großer Schritt erfolgen.

Das ist auch Arai bewusst: "Wir wissen, in welchem Bereich wir hinten liegen", sagt der Japaner und hat dabei vor allem den schwachen Hybrid-Teil des Antriebs im Kopf. "Wir haben schon damit angefangen, den Motor für die kommende Saison vorzubereiten. Es wird ein paar Veränderungen geben", sagt er. Bis dahin möchte man aber auch die restlichen fünf Saisonrennen noch bestmöglich nutzen, auch wenn sich wohl kaum Erfolge einstellen dürften.

2015 wohl keine Verbesserung mehr

"Es wird schwierig, noch große Fortschritte zu sehen", hat auch Fernando Alonso das Jahr 2015 abgehakt. "Unsere Schwächen sind ziemlich deutlich, und das benötigt ein wenig Zeit. Im Winter kann man wohl die größten Fortschritte erzielen, aber die verbleibenden Rennen werden wir nutzen, um ein paar Setuprichtungen für das kommende Jahr zu testen. Wir lernen mit jeder Runde, von daher glaube ich, dass bis zum Saisonende noch ein paar nützliche Informationen kommen werden."

Teamkollege Jenson Button ist ebenfalls der Meinung, dass für 2015 nicht mehr viel drin sein wird: "Es ist nicht möglich, die Dinge während der Saison zu ändern, die wir ändern wollen", sagt der Engländer. "Für den Rest der Saison wird es weiter weh tun." Ob er im kommenden Jahr die möglichen Früchte ernten wird können, ist nach den Diskussionen um seine Zukunft nicht klar, doch sollte er bleiben, hofft er auf einen großen Sprung: "Das muss es jedenfalls sein, denn für uns Piloten ist es hart."

Eric Boullier, Yasuhisa Arai

Yasuhisa Arai verspricht große Verbesserungen: Kommen die auch? Zoom

Ron Dennis ist überzeugt und spricht offen darüber, dass die Kombo aus McLaren und Honda schon bald erfolgreich sein wird. Doch große Worte hat man hier schon häufig gehört, und daran wird auch das Team gemessen. Von großen Fortschritten war stets die Rede, doch signifikant nach vorne ist McLaren bislang nicht gekommen, das muss auch Dennis zugeben: "Wir wollten schneller vorwärtskommen, und das hat unsere Zuverlässigkeit beeinflusst."

Berger fürchtet: Erfolg erst 2017

Doch die Entwicklung schreite weiter voran, auch wenn man es nicht immer sehen kann, und auch schneller als es der geneigte Zuschauer meinen mag. Denn so eingeschränkt wie immer behauptet wird, sei Honda durch das Tokensystem gar nicht: "Die Leute denken, dass man jedes Mal einen Token verschwendet, wenn man etwas am Motor macht, aber das ist nicht der Fall", sagt Dennis. "Man entwickelt den Motor so stark, wie man möchte, und kann abseits der Strecke so viele Motoren nutzen, wie man will. Und nur wenn man einen signifikanten Fortschritt hat, dann ändert man den Motor mit Token."

Im kommenden Jahr müssen den Worten aber endlich Taten auf der Strecke folgen, auch wenn ein Aufholen in der heutigen Zeit schwierig ist. "Heute gegen eine Premiummarke wie Mercedes mit all diesen finanziellen Möglichkeiten und Ressourcen anzukämpfen und die Erfahrung von denen einzuholen, geht nicht in einem Jahr", meint auch Ex-Pilot Gerhard Berger und fürchtet für Alonso und Button nichts Gutes: "Meiner Meinung nach auch das nächste Jahr noch brauchen und erst im übernächsten Jahr dabei sein."