Ein Jahr danach: Was ist übrig von Toyota?

Vor genau einem Jahr erfuhren die Mitarbeiter von TMG in Köln, dass das Formel-1-Programm beendet wird: Die Arbeit geht dennoch seither weiter

(Motorsport-Total.com) - Heute vor genau einem Jahr wurde in Köln-Marsdorf die Belegschaft darüber informiert, dass Toyota mit sofortiger Wirkung aus der Formel 1 aussteigen wird. Die Nachricht kam für Außenstehende, die das japanische Team schon lange beobachtet hatten, wenig überraschend, intern hätte die Chefetage rund um John Howett aber nicht mit derart drastischen Maßnahmen gerechnet.

Titel-Bild zur News: TMG-Fabrik in Köln

Hinter der Toyota-Fassade in Köln wird bei TMG weiter intensiv gearbeitet

Doch die Fabrik wurde nicht aufgelöst, sondern besteht immer noch, wenn auch nur noch mit 150 statt der früheren 650 (inoffizielle Quellen gehen sogar von weit über 1.000 aus) Mitarbeiter. Auch Howett, zu Formel-1-Zeiten stets eine Reizfigur gewesen, ist weg; stattdessen haben Jens Marquardt (Generaldirektor für Geschäftsentwicklung) und Pascal Vasselon (Generaldirektor für Chassistechnik) unter TMG-Präsident Yoshiaki Kinoshita das Kommando übernommen.

Ein schwieriges Jahr

Toyota-Simulator

Der Formel-1-Simulator kann nun auch von externen Kunden gemietet werden Zoom

"Es war für niemanden bei TMG eine leichte Zeit", sagt Marquardt mit einem Jahr Abstand. "Der Formel-1-Ausstieg war für uns alle ein riesiger Rückschlag, aber ich hatte ohnehin keine Zeit, der Vergangenheit nachzutrauern, denn wir mussten ein Business aufbauen und wir hatten nicht viel Zeit dafür. Jetzt rechnet sich unsere harte Arbeit und wir können zufrieden auf die ersten zwölf Monate zurückblicken."

TMG ist es eigenen Angaben nach gelungen, "mehrere Dutzend" Kunden aus verschiedenen Bereichen - zum Beispiel Motorsport, PKW-Umbauten oder Elektroauto-Entwicklung - zu gewinnen. Unter anderem rollt ein Toyota TF109 auf verschiedenen Formel-1-Teststrecken mit den künftigen Pirelli-Reifen herum und der für den Sportwagen- und GP2-Bereich adaptierbare Fahrsimulator, der früher streng geheim war, wird nun an Kunden vermietet.

Formel-1-Technik für den Mainstream

Toyota-Motor auf dem Prüfstand

Ein Formel-1-Motor auf dem hochmodernen Prüfstand in Köln-Marsdorf Zoom

"Das Vermächtnis unserer Formel-1-Teilnahme", erklärt Vasselon, "ist eine Fabrik mit allen möglichen Entwicklungswerkzeugen und eine Gruppe hochbegabter Ingenieure, die diese Werkzeuge optimal nutzen können. Formel-1-Technik wird häufig für einen sehr spezialisierten Bereich gehalten, aber unsere Kunden sind sehr beeindruckt über die Breite unseres Ingenieurswissens und über die Vielfalt der zur Verfügung stehenden Anlagen. TMG bietet weit mehr als Motorsport-Engineering."

Geändert hat sich auch, dass die in der Formel 1 übliche Geheimhaltung einer sehr offenen Informationspolitik gewichen ist, denn während technische Geheimnisse früher gewahrt werden mussten, möchte man sich nun lieber präsentieren, um möglichst viele Kunden zu gewinnen. Dennoch wird in der Fabrik weiterhin Wert auf Diskretion gelegt, damit die Kunden Gewissheit haben, dass ihr Know-how nicht an Dritte weitergegeben wird.