• 16.10.2002 12:17

  • von Fabian Hust

Eddie Jordan vermisst die "guten alten Zeiten"

Teamchef Eddie Jordan glaubt, dass ein Privatier sich in der heutigen Zeit keinen Einstieg mehr in die Formel 1 leisten kann

(Motorsport-Total.com) - Mehr und mehr wird die Formel 1 von den Automobilherstellern beherrscht. Ferrari, Renault, Jaguar und Toyota haben 100-prozentige Werksteams, Werksunterstützung genießen McLaren mit Mercedes, Williams mit BMW, BAR mit Honda und in eingeschränkter Form Jordan mit Ford. Ganz ohne richtigen Werkspartner müssen sich Sauber, Minardi und Arrows durchschlagen.

Titel-Bild zur News: Eddie Jordan (Teamchef)

Eddie Jordan sieht die Entwicklung der Formel 1 sehr skeptisch

Beim Schweizer Sauber-Team bezahlt immerhin Sponsor Petronas die Ferrari-Motoren aus dem Vorjahr, Minardi hat mit Asiatech mit dem Ende dieser Saison einen Werkspartner verloren und droht an den Kosten für den Motor zu ersticken, der wohl aus dem Hause Cosworth kommen wird. Das verschuldete Arrows-Team konnte zuletzt Raten für den Cosworth-Motor nicht mehr begleichen und musste zu Hause bleiben.

Im schlimmsten Fall geht die Formel 1 in der Saison 2003 nur noch mit einem privaten Team an den Start, sollte Arrows wie befürchtet abwesend bleiben und Minardi die kommende Saison nicht finanzieren können. "Auf der einen Seite klatsche ich Beifall, wenn ein großer Hersteller in die Formel 1 kommt, aber das macht die Sache für jemanden schwieriger, der als Teameigner in die Formel 1 kommen möchte. Kann jemand absehen, dass ein zweiter Jordan in die Formel 1 kommt? Nein, keine Chance und das ist sehr traurig", wird Teamchef Eddie Jordan von 'ITV' zitiert.

Bestes Beispiel dafür, dass ein Team ohne Werksunterstützung heute nur noch sehr schwer überleben kann, ist laut Eddie Jordan die Aussage von Frank Williams, gerne Teamanteile an BMW zu verkaufen: "Das ist eine Kehrtwende im Vergleich zu drei Jahren zuvor. Er hat realisiert, dass er nie ohne einen Hersteller arbeiten möchte, weil er ansonsten nicht überleben kann. Und er ist ein Mann, der schon alles durchgemacht hat!" Auch Privatier Peter Sauber hat angedeutet, dass er Kontakt zu den Herstellern hält ? warum wohl?

Rund 60 Millionen Euro gelten als absolutes Minimal-Budget für ein Formel-1-Team, konkurrenzfähig kann man mit so "wenig" Geld jedoch nicht sein. Zum Vergleich: Top-Teams wie Ferrari operieren mit geschätzten 220-300 Millionen Euro im Jahr. Laut Jordan können im Moment neue Teameigner nicht in die Formel 1 kommen, die dort eigentlich hingehören, wie zum Beispiel David Sears, der in der Formel 3000 mit seinem Team hervorragend arbeitet: "Meiner Meinung nach sollte er sein eigenes Formel-1-Team haben und vor 15 Jahren wäre es auch so gekommen, da bin ich mir sicher."

In den letzten Jahren sind große Namen wie Prost, Stewart, Tyrrell oder Lotus aus der Formel 1 verschwunden und viele Experten befürchten, dass sich viele Hersteller eines Tages wegen ausbleibenden Erfolgen oder Krisen beim Absatz von Autos aus der Formel 1 zurückziehen könnten. Dann könnte die "Königsklasse des Motorsports" bald von der Bildfläche verschwinden. "Nur weil die Privat-Teams nicht auf einen Schlag verschwinden, sehen es die Leute nicht als Krise an", warnt Eddie Jordan eindringlich.