Eddie Jordan über Spa 1998: "Ralf wird nie wieder für dich fahren!"

Eddie Jordan verrät, wie das Rennen 1998 in Belgien mit dem Argentinien-Grand-Prix 1997 zusammenhängt, und wie sauer Michael Schumacher damals auf ihn war

(Motorsport-Total.com) - Der Große Preis von Belgien 1998 ging als eines der spektakulärsten Formel-1-Rennen in die Geschichte der Königsklasse ein. Die Fans sahen damals unter anderem einen großen Startunfall, Michael Schumacher im "Dreirad-Ferrari" und den ersten Sieg für das Jordan-Team.

Titel-Bild zur News: Die Pressekonferenz nach dem Formel-1-Rennen 1998 in Belgien

Ralf Schumacher war nach dem Rennen in Spa überhaupt nicht glücklich Zoom

Nachdem zahlreiche Favoriten ausgeschieden waren, gewann Damon Hill das Rennen vor Ralf Schumacher, sodass Jordan gleich einen Doppelsieg feiern konnte. So richtig glücklich war Schumacher darüber allerdings nicht, denn er war eigentlich schneller als ein Teamkollege.

Er sei damals "wirklich angepisst" gewesen, erinnert sich der Deutsche mehr als 25 Jahre später im Podcast Formula For Success, den sein damaliger Teamchef Eddie Jordan zusammen mit Ex-Formel-1-Pilot David Coulthard betreibt, zurück.

Denn obwohl Schumacher damals schneller als Hill war, sprach Jordan eine Stallregie aus und verbot es dem Deutschen, seinen Teamkollegen zu attackieren, um den Sieg nicht zu gefährden. Aus Sicht des Teams eine richtige Entscheidung, was auch Schumacher selbst heute so sieht.

"Es wäre ein toller Moment gewesen, aber ich sage immer wieder, dass ich die Entscheidung des Teams in dieser Situation komplett verstehe", betont der heutige TV-Experte, für den es damals der erste Formel-1-Sieg überhaupt gewesen wäre, rückblickend.

Auch deshalb sorgte die Situation damals nicht nur bei Schumacher selbst für eine Menge Frust. Im Podcast verrät Jordan, dass Ralfs Bruder Michael ihn nach dem Rennen zur Rede gestellt habe. "Als du die Chance hattest, dieses Rennen zu gewinnen, wurde er plötzlich sauer auf mich", erinnert er sich.

Ralf Schumacher: Michael war "in gewisser Weise mein Mentor"

Der damalige Teamchef betont, dass Michael Schumacher, der zuvor nach einer Kollision mit Coulthard in Führung liegend ausgeschieden war, sich sonst eigentlich nie in Ralfs Angelegenheiten eingemischt habe. Nur in Belgien sei er plötzlich aktiv geworden.

"Er kam in Spa zu mir und sagte: 'Ralf wird nie wieder für dich fahren!' Ich entgegnete: 'Es gibt einen Vertrag und eine Ausstiegsklausel. Zahl das Geld und er kann gehen, kein Problem.' Dann war er still und ging weg", verrät Jordan.

Ralf Schumacher selbst erinnert sich: "Wir haben nach dem Rennen darüber gesprochen. Er war damals in gewisser Weise mein Mentor und Manager. Ohne Michael und Willi [Weber] wäre ich nicht da gewesen, wo ich war."

Tatsächlich beendete Schumacher, der seine Formel-1-Karriere 1997 einst wie sein Bruder bei Jordan begonnen hatte, die Saison 1998 noch für Jordan, wechselte danach allerdings zu Williams - wofür laut Jordan selbst dann tatsächlich Bruder Michael verantwortlich war.


Fotostrecke: 1991-2005: Die bunte Geschichte von Jordan

Bereits vor einigen Jahren verriet der damalige Teamchef auf dem YouTube-Kanal des Formel-1-Journalisten Peter Windsor: "Michael hat mir zwei Millionen dafür bezahlt, den Vertrag mit Ralf zu zerreißen." So konnte Ralf Jordan in Richtung Williams verlassen.

Trotz des damaligen Ärgers haben Schumacher und Jordan heute ein gutes Verhältnis zueinander. Und im Podcast gesteht der Deutsche, dass er sich die damalige Teamorder in Spa auch ein bisschen selbst zuzuschreiben hat. Denn die Story hat eine Vorgeschichte.

Argentinien 1997: "Ganz sicher den Sieg verloren"

"Wir hatten 1997 ein großartiges Auto - aber zwei junge und manchmal etwas dumme Fahrer", erinnert sich Schumacher an seine Rookiesaison zurück. Tatsächlich hätte der damals 21-Jährige bereits sein drittes Formel-1-Rennen in Argentinien gewinnen können.

Schumacher und Teamkollege Giancarlo Fisichella lagen zwischenzeitlich auf den Plätzen drei und zwei hinter Spitzenreiter Jacques Villeneuve. "Er hatte ein Problem und du hättest das Rennen gewonnen", erinnert sich Jordan, und auch Schumacher erklärt, dass man damals "sehr, sehr schnell" gewesen sei.

"Giancarlo hatte irgendein Problem. Ich kam näher, er blockte mich und letztendlich crashten wir", erinnert er sich. Er beendete das Rennen zwar noch als Dritter, ist sich aber wie Jordan sicher: "Wir haben [durch den Unfall] ganz sicher den Sieg verloren."

Jordan selbst erklärt, er habe aus diesem Zwischenfall gelernt und auch deshalb 1998 in Spa eine Teamorder ausgesprochen. Rückblickend betrachtet hat der Unfall in Argentinien Schumacher also nicht nur dort um den Sieg gebracht, sondern auch um den Triumph ein Jahr später in Belgien.

Ralf Schumacher beim Formel-1-Rennen 1997 in Argentinien

1997 fuhr Ralf Schumacher in Argentinien nach einem Crash noch auf Platz drei Zoom

Dass Schumacher das Team 1999 in Richtung Williams verließ, hält Jordan bis heute übrigens für einen "Fehler", wie er selbst sagt. "Du hättest die Weltmeisterschaft [1999] in diesem Auto gewinnen können", sagt er im Podcast in Richtung Schumacher.

Tatsächlich gewann Schumachers Nachfolger Heinz-Harald Frentzen im Jordan 199 zwei Rennen und wurde WM-Dritter, während Schumacher selbst den sechsten WM-Rang belegte und noch bis 2001 warten musste, ehe er für Williams in Imola erstmals ein Formel-1-Rennen gewann.