Eddie Jordan: "Frentzen war der unterschätzteste Fahrer, den wir hatten"

Eddie Jordan lobt seinen ehemaligen Fahrer Heinz-Harald Frentzen und erklärt, dass dieser unter anderen Umständen mehr in der Formel 1 hätte erreichen können

(Motorsport-Total.com) - Die Trennung zwischen Heinz-Harald Frentzen und Eddie Jordan verlief im Jahr 2001 alles andere als friedlich. Der Teambesitzer setzte Frentzen damals während der laufenden Saison vor die Tür, was der Deutsche bis heute nicht nachvollziehen kann.

Titel-Bild zur News: Heinz-Harald Frentzen und Eddie Jordan auf dem Formel-1-Podium

Heinz-Harald Frentzen und Eddie Jordan gewannen zusammen zwei Rennen Zoom

"Er kam urplötzlich mit diesem Brief und einem Anwalt und hat mich informiert. Für mich war das ein großer Schock, auch wenn es ein klein wenig erwartbar war, weil Eddie mit jedem Rennen immer seltsamer geworden war", erklärte Frentzen kürzlich im Podcast Beyond the Grid.

Und tatsächlich ist Frentzens damaliger Rauswurf aus sportlicher Sicht wenig verständlich, denn sogar Jordan selbst hat nun in seinem eigenen Podcast Formula For Success verraten: "Frentzen war der unterschätzteste Fahrer, den wir je hatten, denn er hatte die Fähigkeit, unglaubliche Dinge zu tun."

"Wenn man sich die Zahlen anschaut, als Michael Schumacher und Frentzen [1990] im gleichen Mercedes-Sportwagenteam waren, war Frentzen so schnell wie Michael - und meistens schneller", erinnert sich Jordan, der mit dieser Meinung nicht alleine dasteht.

Schumachers ehemaliger Benetton-Teamchef Flavio Briatore verriet einst, dass Frentzen von vielen Experten im Paddock als der schnellere deutsche Nachwuchsfahrer angesehen wurde, bevor die beiden in die Formel 1 kamen.

Trotzdem schaffte "Schumi" den Sprung in die Königsklasse bereits 1991 mit Jordan, Frentzen kam erst 1994 mit Sauber zu seinem Debüt, wechselte 1997 zu Williams und fuhr ab 1999 später ebenfalls zweieinhalb Jahre für Eddie Jordan.

Jordan: Frentzen hätte mehr Siege verdient gehabt

Gleich in seinem ersten Jahr in Silverstone gewann Frentzen dabei zwei Rennen, kämpfte völlig überraschend sogar für einige Zeit mit um die WM und beendete die Saison schließlich als starker Dritter. Gleichzeitig waren es aber auch die letzten beiden Siege von Frentzen in der Formel 1.

Zuvor hatte er 1997 bereits einmal für Williams triumphiert, und Jordan glaubt, dass Frentzen noch viel mehr in der Königsklasse hätte erreichen können, "wenn ich ein besseres Auto gehabt hätte [...] oder wenn Williams mehr an ihn geglaubt hätte."

Dass der Deutsche bei Williams nie wirklich Fuß fassen konnte sei nämlich "schade, denn bei Williams hätte Frentzen mehr als ein Rennen gewinnen sollen", findet Jordan, der erklärt, Frentzens überschaubare Bilanz dort habe sein "Talent" nicht widergespiegelt.


Fotostrecke: 1991-2005: Die bunte Geschichte von Jordan

Während Teamkollege Jacques Villeneuve 1997 Weltmeister wurde, kam Frentzen nicht über den bereits erwähnten einen Sieg hinaus. 1998 beendete er die Saison lediglich noch vier Punkte hinter dem Kanadier, doch da war Williams nicht mehr konkurrenzfähig.

Lediglich drei Podestplätze holte Williams 1998, und am Ende des Jahres verabschiedete sich Frentzen in Richtung Jordan. Dass der Deutsche unter anderen Voraussetzungen das Zeug zum Formel-1-Weltmeister gehabt hätte, glaubt Jordan übrigens nicht.

Jordan: Hill war der wichtigste Fahrer in unserer Geschichte

Zwar lobt er Frentzen in seinem Podcast als einen der besten Fahrer, der je für sein Team gefahren sei. Er stellt jedoch auch klar: "Er hatte einfach nicht den totalen inneren Glauben, den Rennfahrer meiner Meinung nach brauchen, um Weltmeister zu werden."

Der einflussreichste Fahrer in der Geschichte des Rennstalls sei daher "ganz sicher" ein anderer gewesen, nämlich ausgerechnet Frentzens Teamkollege Damon Hill, so Jordan. Der Brite war bereits 1998 zum Team gekommen und verbrachte dort die letzten beiden Jahre seiner Karriere.

Hill hatte 1996 für Williams den WM-Titel gewonnen, und obwohl er die Saison 1999, seine letzte in der Formel 1, klar hinter Frentzen beendete und nicht "der schnellste Fahrer" in der Jordan-Geschichte gewesen sei, habe er das Team in die richtige Richtung gelenkt.

Hill holte 1998 den ersten von insgesamt vier Siegen des Rennstalls, der zwischen 1991 und 2005 in der Formel 1 an den Start ging. Den letzten holte Giancarlo Fisichella in der Saison 2003, bevor Jordan den Rennstall zwei Jahre später verkaufte.

Frentzen fuhr nach seinem Aus bei Jordan noch für Prost, Arrows und noch ein weiteres Mal für Sauber, bevor er die Formel 1 am Ende der Saison 2003 verließ. Einen Sieg holte er nach seiner Zeit bei Jordan nie wieder.