Punktebonus statt Gehalt: Frentzens dritter WM-Platz ärgerte Eddie Jordan

Die Saison 1999 wurde für Jordan und Heinz-Harald Frentzen zum vollen Erfolg, was Eddie Jordan finanziell überhaupt nicht toll fand: Punktebonus statt hohes Gehalt

(Motorsport-Total.com) - 1999 war wohl die herausragende Saison von Heinz-Harald Frentzen in der Formel 1. Nachdem er die Erwartungen bei Williams nicht erfüllen konnte, war er zu Jordan gewechselt, die als einziges Interesse am Deutschen hatten. Doch im Team von Eddie Jordan erlebte "HHF" einen echten Aufschwung und war lange Zeit sogar ein Titelkandidat.

Titel-Bild zur News: Heinz-Harald Frentzen und Eddie Jordan

Heinz-Harald Frentzens Erfolg sorgte bei Eddie Jordan nicht nur für Freude Zoom

Am Ende wurde Frentzen WM-Dritter und sorgte bei seinem Teamchef damit nicht nur für Freude. Denn das kam dem knausrigen Iren teuer zu stehen.

Im Podcast Beyond the Grid erinnert sich Frentzen an die damalige Zeit. Williams war 1998 auf dem absteigenden Ast und konnte nach zwei WM-Titeln in Folge lediglich noch drei Podestplätze einfahren - den ersten davon mit Frentzen beim Saisonauftakt in Australien.

Wie schon 1997 hatte der Deutsche dabei teamintern das Nachsehen gegen Jacques Villeneuve. "Das war eine sehr harte Zeit für mich, und der Heinz-Harald-Frentzen-Marktwert war ein bisschen gesunken", erinnert er sich, nachdem er noch vor einigen Jahren von Williams und auch McLaren umworben war.

Doch nach der Saison 1998 habe es nicht mehr viele Interessenten für ihn gegeben. "Nur Eddie Jordan hat mich und meinen Manager kontaktiert und wusste, dass er mich sehr günstig bekommen könnte." Denn das war für Jordan das Wichtigste: "Er war glücklich, wenn er etwas Geld bei einem guten Deal sparen konnte. Dann war Eddie der glücklichste Mensch auf der Welt."

Punktebonus statt Gehalt: Schlechter Deal für Jordan

Jordan bot Frentzen ein niedriges Grundgehalt an, dafür aber einen hohen Punktebonus in Erwartung, dass er dem Deutschen nicht so viel zahlen müsste.

Doch die Saison 1999 wurde für Jordan und Frentzen die erfolgreichste ihrer Geschichte. Frentzen holte zwei Siege, war zwischenzeitlich sogar ein Titelkandidat und beendete die Saison auf dem dritten WM-Rang.


Fotostrecke: 1991-2005: Die bunte Geschichte von Jordan

Jordan verdoppelte seine Punktanzahl aus der Vorsaison (34) fast, und von den 61 Punkten des Teams holte der erfahrene Ex-Weltmeister Damon Hill nur sieben - Frentzen hingegen alle anderen.

"Ich weiß nicht, ob er glücklich darüber war, dass ich Dritter in der Meisterschaft geworden bin, weil er mir am Ende der Saison so viel Geld zahlen musste", sagt der Deutsche. "Für ihn wäre es besser gewesen, wenn er mir ein höheres Grundgehalt gegeben hätte."

Lange Zeit lief es für Frentzen in der Saison 1999 nach Maß. Der Mönchengladbacher begann das Jahr mit zwei Podestplätzen und gewann in Magny-Cours und in Monza zwei Rennen. Nach seinem Sieg in Italien lag Frentzen nur zehn Punkte hinter den punktgleichen WM-Spitzenreitern Mika Häkkinen (McLaren) und Eddie Irvine (Ferrari).

Schmerzhaftes Ende der WM-Träume

Als nächstes stand der drittletzte Lauf auf dem Nürburgring an, wo es für Frentzen weiter zu laufen schien. Er holte sich die Poleposition und dominierte in der Frühphase des Rennens seinen Heim-Grand-Prix - bis sein Jordan nach dem Boxenstopp einfach liegenblieb.

"Es war ein Problem mit unserem Anti-Stall-System", erzählt Frentzen. "Ich wusste sofort, was das Problem war. Ich war auch so sauer auf mich selbst, weil wir ein Zeichen auf dem Lenkrad hatten, dass man die Kupplung benutzen soll."

Heinz-Harald Frentzen (Jordan) beim Formel-1-Rennen am Nürburgring 1999

Frentzen hatte am Nürburgring eigentlich alles im Griff Zoom

Und normalerweise hätte ihm sein Renningenieur Sam Michael auch über Funk sagen sollen, dass er die Kupplung betätigen soll, um das Anti-Stall-System zu deaktivieren. "Das habe ich beim Boxenstopp verpasst. Das ist so schmerzhaft, denn das hätte einen großen Unterschied gemacht", hadert er.

Hätte er das Rennen damals gewonnen, dann wäre er plötzlich nur noch einen Punkt hinter Häkkinen und punktgleich mit Irvine gewesen, wenn man das tatsächliche Nürburgring-Ergebnis mit Frentzen als Sieger 1:1 umrechnet.

Stattdessen war die WM-Chance durch den Ausfall plötzlich sehr gering, was für Frentzen "ein großer Schock" nach der Hochphase war.

Mit WM-Titel "komplett anderes Leben"

Die letzten beiden Saisonrennen liefen mit Platz sechs in Sepang und Platz vier in Suzuka nicht mehr optimal, und weil Häkkinen und Irvine jeweils in beiden Rennen auf dem Podium standen, liest sich der Abstand mit 54:76 Punkten am Ende recht deutlich.

"Irgendjemand hat mir mal gesagt, dass ich nach dem aktuellen Punktesystem Weltmeister geworden wäre, aber das habe ich nicht ausgerechnet", erzählt Frentzen. "Aber irgendjemand hat mir dazu eine Nachricht geschickt und es durchgerechnet. Und wenn ich die Weltmeisterschaft gewonnen hätte, dann wäre es für mich danach ein komplett anderes Leben geworden."

Allerdings muss der Journalismus manchmal den knallharten Spielverderber spielen und diesen Mythos in das Reich der Fabeln verweisen. Denn nach aktuellem Punktesystem der Formel-1-Saison 2023 hätte Frentzen 181 Punkte gehabt, Häkkinen 222. Einen neuen Weltmeister hätte es trotzdem gegeben, weil Irvine 238 Zähler auf dem Konto gehabt hätte.

Dennoch war 1999 für Frentzen und Jordan ein echter Erfolg, denn WM-Dritter wurde das Team weder davor noch danach jemals wieder. Einzig finanziell war es für den Teamchef ein Wermutstropfen. "Wie schon gesagt, war er zwar auf der einen Seite glücklich, aber auf der anderen Seite nicht so glücklich, weil er so viel mehr zahlen musste."

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