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  • 24.08.2001 12:43

  • von Fabian Hust

Eddie Jordan im Interview

Eddie Jordan erklärt unter anderem, warum Jean Alesis alter Fahrstil dem Team ein wenig Kopfzerbrechen bereitete

(Motorsport-Total.com/Haymarket) - Eddie Jordan war schon lange nicht mehr so oft in den Schlagzeilen wie im vergangenen Monat, als nach dem Rauswurf von Heinz-Harald Frentzen eine unglaubliche Schlammschlacht begann, in der beide beteuerten, die Gegenseite würde Unwahrheiten verbreiten. Mit Jean Alesi hat der Ire sich einen alten Freund in sein Team geholt, Jarno Trulli, der in diesem Jahr viele tolle Vorstellungen gezeigt hat, wird das Team in Richtung Renault verlassen und durch Giancarlo Fisichella ersetzt.

Titel-Bild zur News: Eddie Jordan

Bringt Jean Alesi das, was sich Eddie Jordan ausgerechnet hat?

Frage: "Sie hatten in drei Rennen drei Fahrer im gleichen Auto, es mussten also ein paar hektische Wochen für sie gewesen sein?"
Jordan: "Nun, während jeder ein wenig Ferien hatte musste ich die meiste Zeit in der Fabrik verbringen, um rechtliche Dinge aus der Welt zu schaffen und es ist ironisch, dass ich einer derjenigen war, der sich um ein wenig Urlaub für alle bemühte! Wir hatten Heinz-Harald Frentzen, Ricardo Zonta und natürlich jetzt Jean Alesi, wir hatten also drei verschiedene Fahrer in den vergangenen drei Rennen. Das war natürlich ziemlich anstrengend."

Frage: "Was lief in der Beziehung zwischen ihnen und Heinz-Harald falsch?"
Jordan: "Das ist nun Vergangenheit, er ist jetzt bei Prost und Jean ist hier. Eine Menge Leute mögen denken, dass dies ein fliegender Wechsel war, aber das war es nicht. Tatsache ist, dass weder ich noch Alain noch die zwei Fahrer wussten, dass es so kommen würde. Es war eine Abfolge von Ereignissen, bei denen klar wurde, dass Heinz-Harald und ich uns über einige Dinge die Zukunft betreffend uneinig waren. Manchmal muss man zu sehr dummen Zeiten schwere Entscheidungen treffen, besonders vor dem Deutschland-Grand-Prix. Es war eine schwere Entscheidung, die getroffen werden musste. Aber ich hatte das Gefühl, dass es langfristig gesehen für Heinz, mich und das Team das einfachste ist. Klar ist in solch einer Situation nicht jeder glücklich, aber man muss aufgrund der Fakten Entscheidungen fällen, um Jordan die besten Erfolgschancen in der Zukunft zu geben. Und so musste ich es sehen und deshalb ist es so gekommen."

Frage: "Warum Jean Alesi?"
Jordan: "Die Leute denken, dass ich auf seltsame Art und Weise eine sehr enge Beziehung mit Jean habe, durch unsere Familien und Kinder oder was auch immer und das ist vielleicht wahr. Er ist ein Fahrer, mit dem ich seit langem eine Freundschaft habe und wir sind Freunde, seit er 1989 für Jordan fuhr und wir die Formel-3000-Meisterschaft gewannen. Er war ein großer Erfolg und er kam und lebte mit unseren aufwachsenden Kindern und die haben das nie vergessen. Er lernte dort Englisch, wir gewannen die Meisterschaft und viele Rennen zusammen. Ich war sein Manager und ich steckte ihn 1989 beim Frankreich-Grand-Prix in das Tyrrell-Team, als er Vierter wurde. Es war ein unglaublicher Start in die Formel 1. Es gibt also ein paar starke Gefühle aber ich habe es auch aus den richtigen Gründen heraus getan, weil ich denke, dass er über ein enormes Talent verfügt. Er ist dennoch ein Fahrer, der am Ende seiner Karriere steht. Wann das sein wird, weiß ich nicht, aber er hat schon 197 Grand Prixs bestritten. Wie lange kann er noch weitermachen? Ich weiß es nicht. Aber er ist so aufgeregt und motiviert und es ist eine sehr schöne Atmosphäre im Team, die er geholfen hat, aufzubauen. Das war einer der Schlüsselpunkte. Der zweite Punkt war natürlich seine Erfahrung. Mit fünf verbleibenden Rennen müssen wir in die Top 4 in der Meisterschaft kommen und ich glaube, dass er Jarno helfen wird, dieses Ziel zu erreichen."

Frage: "Mit seinen 37 Jahren würden nicht viele Teams ihm eine Chance geben. Glauben sie, dass er immer noch das Potenzial hat?"
Jordan: "Normalerweise ist es die Tradition von Jordan, auf die jungen und kommenden Stars zu setzen, aber in dieser Situation habe ich diesen Luxus nicht. Ich habe die Möglichkeit, während den nächsten fünf Rennen das auf die Reihe zu bekommen und ich muss sehen, dass ich Jordan die beste Möglichkeit für das Hier und Jetzt gebe. Und Jean Alesi ist die Wahl, die ich getroffen habe und die Zeit wird zeigen, ob es die richtige Entscheidung war oder nicht."

Frage: "Wie schwierig ist es für Jean, sich an die neuen Umstände anzupassen?"
Jordan: "Diese Fahrer sind auf einem so hohen Level der Professionalität und sie verfügen über so viel Talent, dass sie sich schnell an neue Strecken, neue Reifen, neue Motoren und neue Autos gewöhnen können. Ein neues Paket ist in vielen Belangen nicht sehr verschieden, es verlang nach einer anderen Verwendung mit anderen Leuten um ihn herum. Man hat im ersten Training gesehen, dass Jean einen Fehler beging und zu der Prost-Box fuhr. Eine Menge Leute haben darüber gelacht, weil das Jean ist - man würde erwarten, dass Jean so etwas tut! Und dann fliegt er ab und fährt nur fünf Runden, aber er war im zweiten Trainings sehr gut unterwegs. Aus diesem Grund mögen die Leute Jean, weil er so unvorhersehbar ist."

Frage: "Wie schwierig ist es für ein Team, die Fahrer in der Mitte des Jahres zu wechseln?"
Jordan: "In Jeans Fall ist das sehr schwierig, weil technisch ist er anders als andere. Er fährt immer noch mit dem alten Stil, er bewegt seinen rechten Fuß vom Gaspedal auf die Bremse. Alle Fahrer der modernen Tage haben nur noch zwei Pedale und bremsen mit dem linken Fuß. Das hat keinen Vorteil oder Nachteil. Ursprünglich hatte dies Mika Häkkinen perfektioniert und es ist ein Überbleibsel des Kartsports. Alles in allem war es schwierig für das Team, weil Jean kleiner als Heinz ist und er dieses seltsame Bremssystem hat. Technisch gesehen war also eine Menge Arbeit zu erledigen."

Frage: "Alles in allem war es eine enttäuschende Saison?"
Jordan: "Ich denke, dass es zu früh ist, um das zu sagen. Man kann sagen, dass es die erste Saisonhälfte war, auch wenn wir jetzt mehr als die Hälfte hinter uns haben. Aber da jetzt diese Pause war, scheint es so, als sei jetzt die zweite Hälfte oder das zehnte Loch im Golf zum Beispiel. Das gibt dir Zeit, nachzudenken und gibt dir Hoffnung für die Zukunft. Darum geht es doch im Leben, hoffen, dass man es besser machen kann?"

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