• 07.10.2014 11:33

Ecclestone vor Sotschi: "Wir haben mit Politik nichts zu tun"

Die Formel 1 macht trotz politischer Unruhen in der nahen Ukraine am Wochenende Halt im russischen Sotschi: "Herr Putin war sehr hilfsbereit"

(Motorsport-Total.com/SID) - Eine Absage des Großen Preises von Russland kam für Bernie Ecclestone nie in Frage. Ungeachtet der Eskalation in der Ukraine-Krise und der ungeklärten Menschenrechtslage wird die Formel 1 in dieser Woche in Sotschi Station machen. Der erste Grand Prix in Russland ist ein Meilenstein - und für Ecclestone-Freund Wladimir Putin ein weiteres höchst umstrittenes Prestigeprojekt.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone ist erfreut über die Hilfe seines Freundes Wladimir Putin Zoom

"Herr Putin hat uns enorm unterstützt und war sehr hilfsbereit. Jetzt werden wir das Gleiche tun", meint Formel-1-Boss Ecclestone über den russischen Präsidenten: "Unseren Vertrag werden wir zu 100 Prozent einhalten." Politische Ungerechtigkeiten werden dabei gekonnt ignoriert, Kritik an seinem Verhalten lässt Ecclestone nicht zu. Immerhin verbindet ihn mit Putin auch eine Männerfreundschaft: "Ich sehe kein Problem, wir haben mit Politik nichts zu tun."

Aus den eigenen Reihen muss Ecclestone kaum Kritik fürchten, schließlich garantiert der Promoter mit seinen teils fragwürdigen Deals die Millionen-Einnahmen der Rennställe. Und so folgen sie dem Zampano scheinbar fast blind, wenn es um politische Fragen geht. Deutlich wurde das in den vergangenen Monaten, als die Verantwortlichen immer wieder auswichen, wenn es darum ging, ob man nicht lieber auf das Rennen in Russland verzichten sollte.

Teams blenden Politik aus

Schließlich bieten beispielsweise die Annexion der Krim, die verhängten Wirtschaftssanktionen oder die Unterdrückung Andersdenkender in Russland durchaus gute Argumente dafür. "Wir haben immer gesagt, dass wir uns davon distanzieren wollen, Dinge politisch zu betrachten", sagt Claire Williams, Stellvertretende Teamchefin des Williams-Rennstalls, die sich lieber auf die Vorgaben des Automobilweltverbandes FIA verlässt: "Sie ist die Regierung, gibt einen Rennkalender aus, und wir müssen die Anweisungen befolgen."

Auch wenn Williams und Co. insgeheim vielleicht anders denken, Kritik am Rennen in Sotschi gibt es von innen heraus kaum. Auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner ("Wir werden dieses Rennen fahren") plädierte öffentlich dagegen, im Sport politische Zeichen zu setzen. Weltmeister Sebastian Vettel drehte Ende August bereits die erste Runde auf dem Kurs inmitten des Olympia-Geländes und wird auch am Sonntag wie gewohnt über die Strecke jagen. Einen Boykott lehnten die Rennställe kategorisch ab.

Schon im Vorfeld der Olympischen Winterspiele hatte es viel Kritik am Austragungsort Sotschi gegeben. Die Ausbeutung der Arbeiter und die durch Korruption in die Höhe geschossenen Kosten waren Kernpunkte der Vorwürfe. Für Olympia wurden alleine insgesamt 50 Milliarden Euro ausgegeben - so viel wie nie zuvor. Der Bau der 5,853 km langen Rennstrecke, die an den modernen Wintersportarenen vorbeiführt, soll zusätzlich bis zu 260 Millionen Euro gekostet haben. Ursprünglich waren etwa 142 Millionen veranschlagt worden.


Rennstrecken-Bau in Sotschi

Auch wenn es zwischenzeitlich so schien, als würde die Strecke am Schwarzen Meer mit ihren Funktionsgebäuden nicht rechtzeitig fertig werden, verlief am Ende alles reibungslos. Im August wurde mit der Vergabe der FIA-Lizenz die letzte Hürde genommen. "Wir haben lange daran gearbeitet, die Formel 1 nach Sotschi zu holen, und wir sind fast am Ziel", so Putin, der sich einen Besuch des ersten Formel-1-Rennens auf russischem Boden nicht nehmen lassen dürfte. Immerhin hatte er den Deal für das Rennen persönlich mit Ecclestone ausgehandelt.

"Wir haben lange daran gearbeitet, die Formel 1 nach Sotschi zu holen, und wir sind fast am Ziel." Wladimir Putin