Ecclestone kontert auf Mosleys Brief

Nun hat auch Bernie Ecclestone den Automobilklubs einen Brief geschrieben und zu Max Mosleys Vorwürfen Stellung bezogen

(Motorsport-Total.com) - Vor einer Woche hat Max Mosley in einem Brief an die nationalen Automobilklubs, die zufälligerweise am 3. Juni über seine Zukunft als FIA-Präsident entscheiden werden, schwere Vorwürfe gegen die Halter der kommerziellen Rechte der Formel 1 (im Folgenden KRH), die Investmentgesellschaft CVC und Bernie Ecclestone, erhoben. Nun wurde das erwartete Gegenschreiben veröffentlicht.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestones Brief an die Automobilklubs

Ecclestones Brief an die Präsidenten der nationalen Automobilklubs

Mosley hatte behauptet, die KRH seien daran interessiert, die FIA in der Formel 1 zu entmachten, um selbst die totale Kontrolle übernehmen zu können. Es sei daher nicht im Interesse der FIA, ihren Präsidenten - ihn - just in einer so heiklen Verhandlungsphase aus dem Amt zu entheben. Eine Zusammenfassung und Analyse des Briefs wurde noch vor Veröffentlichung durch die FIA selbst auf 'Motorsport-Total.com' präsentiert (Hier klicken!).#w1#

Verschleierungsstrategie von Mosley

Ecclestone interpretierte Mosleys Ausführungen in einer ersten Reaktion als Kriegserklärung und vor allem als Verschleierungstaktik, denn dass der FIA-Präsident momentan ein akutes Interesse daran hat, von seiner eigenen Affäre abzulenken, liegt auf der Hand. Daher machte der Formel-1-Promoter nun auch seine Ankündigung wahr, indem er selbst ebenfalls einen Brief an alle nationalen Automobilklubs schickte.

Es sei ihm ein Anliegen, so Ecclestone, Statements, die zu "Missverständnissen und unrichtigen Schlussfolgerungen" führen könnten, aufzuklären. Gleich vorweg stellte er klar: "Wir unterstützen die FIA und anerkennen sie als alleinige Sporthoheit im internationalen Motorsport." Das beinhalte auch und im Besonderen die Formel-1-Weltmeisterschaft, die ja quasi die globale Vorzeigeserie des Automobilweltverbandes ist.

Ecclestone betont auch, dass es Absicht der KRH sei, die Vorgabe der Europäischen Kommission strikt einzuhalten, die besagt, dass die FIA alle sportlichen Belange in der Formel 1 zu kontrollieren hat und die KRH eben die kommerziellen Rechte managen sollen - ohne Vermischung. In diesem Zusammenhang wurde zwischen FIA und den damaligen KRH bekanntlich im Jahr 2001 ein 100-jähriger Vertrag unterschrieben, der 2011 in Kraft treten wird.

Dann ging der Formel-1-Promoter auf jene Verhandlungen ein, die Mosley publik gemacht hat: "Es gibt einige Unklarheiten in den Entwürfen dieser Vereinbarungen, daher haben wir Gespräche mit dem FIA-Präsidenten aufgenommen, um diese Punkte zu klären und ungewollte Konsequenzen zu vermeiden." Unter anderem soll es dabei um Steuerangelegenheiten gehen. Mosley hat diesbezüglich bereits Kompromissbereitschaft signalisiert.

Und dann haben die KRH noch einige weitere Sonderwünsche, wie Ecclestone offen zugibt. Aber: "Wir akzeptieren, dass es einzig und allein die Entscheidung der FIA ist, ob sie uns diese Zugeständnisse gewähren will oder nicht, und sollte sie sich dagegen entscheiden, dann wären wir zufrieden damit, die Vereinbarungen in ihrer derzeitigen Form zu belassen (...) und sie ohne Anpassungen einzuhalten", versichert der 77-Jährige.

KRH bremsen das Concorde-Agreement nicht

Auch Mosleys Vorbehalte in Bezug auf das neue Concorde-Agreement kann Ecclestone nicht nachvollziehen: "Es gibt seit 1981 ein Concorde-Agreement. Das letzte Concorde-Agreement ist Ende 2007 ausgelaufen und wir wünschen uns ein neues, nicht weil wir Kontrolle über den Sport erlangen wollen, sondern weil wir so die finanzielle und regeltechnische Stabilität erreichen können, die sich die Formel-1-Teams und die Automobilhersteller wünschen."

Und weiter: "Die kommerziellen und finanziellen Vereinbarungen - inklusive der Verteilung des Preisgeldtopfes - wurden mit voller Kenntnis der FIA zwischen den KRH und den Formel-1-Teams ausgehandelt. Die KRH sind sofort dazu bereit, ein neues Concorde-Agreement basierend auf diesen Vereinbarungen und den gleichen regeltechnischen Aspekten wie beim vorherigen Concorde-Agreement zu unterschreiben."

Abschließend verweist Ecclestone noch darauf, dass die FIA pro Jahr nicht weniger als 25 Millionen US-Dollar (umgerechnet etwa 16 Millionen Euro) durch die Formel 1 einnimmt, "etwaige Strafen nicht eingerechnet, die manchmal beträchtliche Summen ausmachen können" - eine klare Anspielung auf die Spionagestrafe gegen McLaren-Mercedes im Vorjahr, die vom FIA-World-Council auf 100 Millionen US-Dollar festgelegt wurde.

Und der Formel-1-Promoter appelliert noch einmal an die Präsidenten der Automobilklubs: "Wir haben keinen Grund, die FIA oder ihren Präsidenten zu untergraben, sondern ganz im Gegenteil, wir glauben, dass eine starke FIA mit einem respektierten Präsidenten gut für alle Parteien in der Formel 1 ist: die Fans, die Teams, die Sponsoren, die Zulieferer, die Veranstalter, die Medienunternehmen und uns, die KRH", so Ecclestone.