Wurz: "Monaco ist eine verrückte Erfahrung"
Honda-Testfahrer Alexander Wurz über die Herausforderungen einer Runde in Monte Carlo und den ganz normalen Wahnsinn in der Stadt
(Motorsport-Total.com) - Aller Wahrscheinlichkeit nach wird Alexander Wurz in dieser Saison nicht in der Startaufstellung stehen, wenn sich die 20 Piloten am kommenden Wochenende der Hatz im Fürstentum stellen. Der Honda-Testfahrer kennt die Strecke aber in- und auswendig, fuhr erst im Vorjahr ein starkes Rennen und landete am Ende auf Platz sieben. Unvergessen bleibt aber sein packendes Duell mit Michael Schumacher 1998.

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Wurz im Williams: 2007 beendete der Österreicher das Rennen auf Platz sieben
"In Monaco einen Formel-1-Wagen zu fahren ist eine verrückte Erfahrung, denn es ist dermaßen eng, aber natürlich auch eine ganz fantastische Herausforderung", sagte der ehemalige Benetton-Pilot. "Du musst dich am Kurveneingang für alles entscheiden und da gibt es keinen Raum für Fehler, wenn du falsch liegst. Daher musst du einen Rhythmus aufbauen, weil du ganz einfach lernen musst, wie viel du mit dem Auto herumrutschen kannst."#w1#
Mutkurven im ersten Abschnitt
"Schauen wir einmal auf die Runde: Es gibt erstaunlich viel Grip auf der Startgeraden, das ist für einen nicht permanenten Kurs schon überraschend", meinte Wurz. "Bis zur Sainte Devote sind es nur ein paar Meter und da sollte man es mit dem bremsen nicht übertreiben, sondern das Auto eher hineinrollen lassen und den innern Kerb etwas mitnehmen."
"Dann beschleunigst du den Hügel hinauf Richtung Casino. Das Auto wird dabei bei Massanet sehr leicht und gerade wenn es wieder runterkommt, beginnt der Bremsvorgang. Um hier schnell zu sein, sollte man nicht allzu hart mit den Bremsen umgehen, um das Auto nicht zu destabilisieren. Du musst dich hier hineingleiten lassen, das verlangt schon eine Menge Zuversicht."
"Die Rechtskurve vor dem Casino geht im dritten Gang und es wird richtig schwierig werden, die Power ohne Traktionskontrolle auf die Straße zu bringen. Mirabeau kommt als nächstes und die Strecke fällt gerade im Bremsbereich nach unten ab, du musst also geduldig sein. Für gewöhnlich wird die Nase anfangs sehr leicht, dann gibt es wieder reichlich Grip und du kannst draufdrücken."
Topspeeds im Tunnel
"Die Fairmont Haarnadel ist unglaublich eng, aber man kann mit nur einer Lenkradumdrehung hindurch fahren. Beim Herausbeschleunigen schält man schnell in den zweiten Gang, um nicht unnötig durchdrehende Räder zu bekommen, bevor es in die folgende Rechtskurve geht. Diese führt in die Portier, von wo aus es überaus wichtig ist, einen guten Ausgang zu erwischen, denn du nimmst den Speed mit durch den Tunnel."
"Mit den V8-Motoren ist der Tunnel nicht mehr so die Herausforderung, aber noch immer verdammt schnell, wie der Österreicher aus Erfahrung weiß. "Die Autos sind am Ende mit etwa 300 Stundenkilometer unterwegs und das fühlt sich schon recht schnell an. Für die Hafenschikane bremst man dann beim 100-Meter-Schild. Die Bremszone liegt hangabwärts und ist etwas holprig, man kann da leicht ein Rad blockieren."
Genaues Fahren im Schlusssektor
"Anschließend folgt eine Linkskurve bei Tabac, die ist schon etwas sehr Besonderes. Du kannst nämlich viel schneller hineinfahren, als du zunächst annimmst und genau am Scheitelpunkt steht eine Bande. Das heißt, man muss zentimetergenau die Linie erwischen, um nicht anzuschlagen. Am Kurvenausgang gibt es wieder jede Menge Grip, sodass du schnell hineinfahren und warten kannst, bis die Frontreifen genug Grip haben."
"Es gibt nur eine kleine Gerade vor dem Schwimmbad, wo man beinahe Vollgas geben kann. Das Auto hüpft über die Kerbs und übersteuert am Eingang leicht, was die Sache echt aufregend macht. Die folgende Schikane ist eine Routineübung, aber wenn du einen Fehler machst, dann landest du halt trotzdem in der Wand."
"Dann bist du schon in Rascasse, die nicht mehr so übel ist wie früher. Bei der letzten Kurve darfst du nicht zu schnell hineinfahren, weil du einen sauberen Ausgang erwischen musst, um auf der Start- und Zielgeraden anständig beschleunigen zu können", so der 34-Jährige abschließend, der in Monaco selbst nur zweimal ins Ziel gekommen ist.

