• 16.05.2004 09:16

  • von Fabian Hust

Ecclestone hadert mit "chemisch gereinigter" Formel 1

Der Formel-1-Boss empfindet die Formel 1 als "viel zu ernst" und sieht die Technik zu sehr in den Vordergrund gerückt

(Motorsport-Total.com) - Die Zeiten, in denen die Formel-1-Piloten sich abseits der Strecke fast ohne Rücksicht auf das Image ihres Teams verhalten konnten, sind längst vorbei. Als sich Kimi Räikkönen von einem Hobbyfilmer angeheitert torkelnd auf einer Jacht filmen ließ, da war dies schon ein kleiner Skandal. Die einstigen Frauenhelden aus der Formel 1, die noch wussten, wie man die Worte Party, Bier, Zigarre und Co. buchstabiert, sind aus dem Bild der Formel 1 verschwunden. Der Beruf des modernen Formel-1-Fahrers ist längst zu einer ernsten Angelegenheit geworden. Die Piloten vertreten das Image der großen Automobilhersteller und haben sich dementsprechend zu verhalten.

Titel-Bild zur News: Ecclestone und Dennis

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone kritisiert Ron Dennis' Leistung

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone gefällt diese moderne Formel 1 nicht: "Sie ist sorgfältig chemisch gereinigt worden. Sie ist viel zu ernst", so der Brite gegenüber der 'Welt am Sonntag'. "Nehmen sie den Fußball, da geht es nicht mehr um das Spiel selbst, sondern um das Drumherum, um die handelnden Personen. Zu welchem Klub David Beckham wechselt, welche Frisur er trägt - das interessiert die Leute." Ein bisschen Boulevard, so findet Ecclestone, würde der bekanntesten Motorsportserie der Welt also gut tun.#w1#

"Wir müssen mehr bedenken, dass in den hoch technisierten Autos lebendige Wesen sitzen. Es dreht sich für mich zu viel um Hubraum und PS und zu wenig um die Typen. Bei Senna, Fangio und Prost ging es in erster Linie ums Talent, erst danach kam das Auto." Kein Wunder also, dass Ecclestone hofft, dass Jacques Villeneuve zurückkehrt und er angesichts der nicht enden wollenden Diskussionen um das zukünftige Motorenformat nur den Kopf schütteln kann.

Jenson Button wird als "David Beckham der Formel 1" bezeichnet. Für Ecclestone ist der Brite ein "dufter Typ" und "in dieser Saison der größte Herausforderer von Michael Schumacher". Doch auch Button wird Michael Schumacher den WM-Titel nicht abjagen können, weshalb für viele Fans in dieser Saison die Formel 1 langweilig ist. Für Ecclestone steht jedoch fest, dass nicht Michael Schumacher die Schuld daran trägt: "Ich bin eher enttäuscht von Frank Williams und Ron Dennis. Ich hätte mir erwartet, dass sie bessere Autos auf die Straße stellen. Sie scheinen etwas den Fokus verloren zu haben."