• 28.02.2011 13:36

  • von Christian Sylt & Caroline Reid

Ecclestone: Die Formel 1 baut ihre Schulden ab

Die CVC hat einen großen Teil ihrer Milliardenkredite offenbar bereits zurückbezahlt - Von der Finanzkrise profitiert, interne Stürme überstanden

(Motorsport-Total.com) - CVC, die Beteiligungsgesellschaft, der die Formel 1 gehört, hat laut Bernie Ecclestone einen großen Teil seiner Schulden in Höhe von 2,8 Milliarden US-Dollar (umgerechnet rund zwei Milliarden Euro) bereits zurückbezahlt. Die Summe hat sich das Unternehmen 2006 geliehen, um die Formel 1 zu kaufen.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone (Formel-1-Chef)

Laut Bernie Ecclestone die CVC ihre Milliardenschulden kontinuierlich ab

CVC hält einen Anteil von 63,4 Prozent an Delta Topco, dem Formel-1-Rechteinhaber mit Sitz in Jersey. Diesen Kauf hat CVC unter anderem finanziert, indem bei Lehman Brothers ein Kredit von 550 Millionen US-Dollar (397,5 Millionen Euro) aufgenommen wurden. Es wird angenommen, dass die restlichen 2,3 Milliarden US-Dollar (1,66 Milliarden Euro) von der Royal Bank of Scotland (RBS) gekommen sind.

Für die Kredite wird ein Jahreszins von rund zwei Prozent fällig, zusätzlich zum monatlichen Interbankensatz - dem Zinssatz, den Banken erheben, um sich gegenseitig Geld zu leihen. Als die Banken währen der Wirtschaftskrise in finanzielle Schwierigkeiten gerieten, wurde dieser Interbankensatz gesenkt, um den Geldverleih zwischen Banken anzukurbeln.

Die Formel 1 war der Gewinner dieser Maßnahme, da der Zinssatz auf ihre Kredite dadurch gefallen ist. Damit konnten größere Teile der eigentlichen Schulden zurückbezahlt werden. Laut Formel-1-Boss Ecclestone ist ein Großteil der Schulden inzwischen beglichen. Das bestätigt David Bruce, Vizepräsident beim Finanz-Informations-Dienstleister Markit Group. Er sagt, dass einer der von der Formel 1 aufgenommenen Kredite "abbezahlt ist".

CVC hat die Schulden auf der Höhe des Wirtschaftsbooms aufgenommen, und es gab Befürchtungen, dass das Geschäftsmodell der Formel 1 in Folge der Rezession und sportinterner Machtkämpfe zusammenbrechen könnte. Im Juni 2009 drohten acht der Teams nach einem Streit mit der FIA mit einer Abspaltung.

Wenn es so weit gekommen wäre, dann wäre die Formel 1 weniger attraktiv gewesen für Streckenbetreiber und TV-Stationen, von denen rund 60 Prozent der 1,1 Milliarden US-Dollar (795 Millionen Euro) kommen, die der Sport jährlich einnimmt. Das hätte es für die Formel 1 schwieriger gemacht, ihre Schulden abzubezahlen. Doch es ist nie so weit gekommen. Im August 2009 verpflichteten sich die Teams, in der Formel 1 zu bleiben, als sie ein neues Concorde Agreement unterschrieben.

Kurz, nachdem CVC die Kredite aufgenommen hatte, haben die Darlehensgeber die Rechte an den Kreditforderungen veräußert. Und so, wie sich das Schicksal der Formel 1 drehte, so änderte sich auch der Wert der Kreditforderungen. Je mehr es danach aussah, als ob die Formel 1 zusammenbricht, umso weniger musste man für das Recht bezahlen, die Rückzahlungen und die damit verbundenen Zinsen einfordern zu dürfen. Denn umso größer war das Risiko, dass das Geld nicht zurück bezahlt wird.

Nach Informationen von Markit sank der Wert der Kreditforderungen im März 2009 auf einen Tiefstwert, drei Monate als Honda inmitten der Wirtschaftskrise aus der Formel 1 ausgestiegen war. Damals war der Anspruch auf die Rückzahlung für 50 Cent je US-Dollar zu haben. Der Preis für die Rückzahlungsansprüche sank in den Keller, als BMW, Toyota und Renault ebenfalls ausstiegen. Doch zu dem Zeitpunkt, als das neue Concorde Agreement unterschrieben wurde, war er schon wieder auf 82,5 Cent je Dollar gestiegen - und er ist seitdem weiter angestiegen.

Im vergangenen Jahr wurde Südkorea in den Kalender aufgenommen, insgesamt wurden mit 19 Grand Prix so viele Rennen im Jahr ausgetragen wie nie zuvor. Dadurch stiegen die Einnahmen durch Antrittsgebühren laut 'Formula Money" (www.formulamoney.com) um 20 Prozent auf 535 Millionen US-Dollar (386,6 Millionen Euro). Außerdem steigen drei Teams neu in die Formel 1 ein, und der Sport erlebte eines seiner spannendsten Jahre. Beim Finale kämpften noch vier Piloten um den Titel.

"Man kann die Schuldenforderungen jetzt nicht kaufen." Bernie Ecclestone

Das zeigte das Potenzial der Formel 1 auf. Und vor dem Beginn der neuen Saison stieg mit dem Interesse auch der Wert der Kreditforderungen. Am 24. Februar hat er eine neue Rekordhöhe von 99 Cent pro Dollar erreicht. "Man kann die Schuldenforderungen jetzt nicht kaufen", sagt Ecclestone.

Es wird angenommen, dass die RBS und Lehman Brothers immer noch einen Teil der Rückzahlungsrechte besitzen. Und obwohl es nun sicherer wirkte als je zuvor, könnte der Weg wieder steiniger werden. Weil der Saisonauftakt in Bahrain wegen der politischen Unruhen abgesagt werden musste, wird die Antrittsgebühr in Höhe von geschätzt 25 Millionen Euro nicht bezahlt. "Wir werden weniger Geld einnehmen", sagt Ecclestone.

Trotz dieses Rückschlags ist CVC weiter auf Kurs, ihre mit den Schulden verbundenen Verpflichtungen zu erfüllen. Ende 2009 hatte Formel-1-Rechteinhaber Delta Topco bei Dritten Forderungen in Höhe von 2,2 Milliarden US-Dollar (1,59 Milliarden Euro) offen. Im Laufe des vergangenen Jahres hat Delta Topco 178 Millionen US-Dollar (128,64 Millionen Euro) davon zurück bezahlt.

Mit der Summe der Ausstände sinken auch die Zinszahlungen. Damit werden mehr Gelder frei, um die eigentlichen Schulden zurück zu zahlen. Die Formel 1 verdient genug Geld, damit sich dieser Prozess so fortsetzen kann. Denn der Sport hat eine Betriebsgewinnmarge von rund 40 Prozent.

Im Jahr 2008 hatte CVC-Manager Nick Clarry erklärt, er hoffe, bis 2014 eine Milliarde US-Dollar (720 Millionen Euro) der Schulden zurückzahlen zu können. Man geht davon aus, dass CVC dann einen weiteren Kredit aufnimmt, um den Rest refinanzieren und sich selbst etwas auszahlen zu können. Es ist außerdem anzunehmen, dass CVC am Steuer bleibt, da Ecclestone erklärt hat, dass "eine Menge Leute bei CVC angefragt haben", diese aber alle abgeblitzt seien.