• 02.06.2010 14:37

  • von Christian Sylt & Caroline Reid

Formel 1 erreicht 2009 Rekordeinnahmen

Der Inhaber der kommerziellen Rechte der Formel 1, Delta 3, erreichte 2009 durch Sponsorendeals Rekordeinnahmen - Jetzt soll der Schuldenberg schrumpfen

(Motorsport-Total.com) - Nach der neuesten Abrechnung stieg das Einkommen von Delta 3, dem Inhaber der kommerziellen Rechte der Formel 1, bis 31. Dezember 2009 um 6,4 Prozent auf 1,1 Milliarden Dollar (umgerechnet 900 Millionen Euro) pro Jahr, der Betriebsgewinn verdoppelte sich auf 193,1 Millionen Dollar (umgerechnet 157,8 Millionen Euro). Rund 450 Millionen Dollar (umgerechnet 368 Millionen Euro) des Einkommens von Delta 3 verdient man durch Abgaben, die von den Rundfunkanstalten bezahlt wurden, weitere 450 Millionen Dollar werden von den Grand-Prix-Veranstaltern bezahlt. Der Rest ergibt sich aus Sponsoren wie dem offiziellen Logistikpartner der Formel 1, DHL und dem Finanzservice-Partner Allianz.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone darf Lachen: Die Formel 1 erlebt einen Aufschwung

2009 unterschrieb Formel-1-Boss Bernie Ecclestone einen neuen Vertrag mit dem koreanischen Elektronikunternehmen LG, das für geschätzte Jahreskosten von 15 Millionen Dollar (umgerechnet 12 Millionen Euro) als Zeitnahmepartner des Sports fungiert. Die Videospielfirma Codemasters veröffentlichte ihr erstes Formel-1-Spiel und entrichtete eine jährliche Zahlung, die vom Branchen-Monitor Formula Money auf 20 Millionen Dollar (umgerechnet 16 Millionen Euro) geschätzt wird. Ecclestone setzte noch eins drauf, indem er im März Universal Music davon überzeugte, 5 Millionen Dollar (umgerechnet 4 Millionen Euro) zu bezahlen, um die "F1 Rocks"-Konzertreihe zu bewerben.#w1#

Verlust eines Rennens macht sich bemerkbar

Die Formel 1 verlor im vergangenen Jahr Einnahmen ihn Höhe von geschätzten 37,3 Millionen Dollar (umgerechnet 30,5 Millionen Euro) durch den Verlust der Rennen in Frankreich und Kanada. Diese wurden durch Abu Dhabi ersetzt, das angeblich 45 Millionen Dollar (umgerechnet 36,8 Millionen Euro) pro Jahr zahlt. Dennoch wurden nur 17 Rennen ausgetragen - eines weniger als 2008. Nichtsdestoweniger stiegen die allgemeinen Einnahmen der Grand-Prix-Einkünfte um 12,6 Prozent auf ein durchschnittliches Einkommen pro Rennen auf 66,2 Millionen Dollar (umgerechnet 54,1 Millionen Euro). Das beruht auf folgendem Geheimnis: Die Veranstalter-Verträge enthalten eine Klausel, wonach der Preis jährlich sogar während der Rezession um 10 Prozent angehoben wird.

Der Anstieg der Einkünfte kombiniert mit aggressiven Kosteneinsparungen führte zum Anstieg des Betriebsgewinns von Delta 3. Die größten Kosten des Unternehmens werden durch Zahlungen an die Top-Ten-Teams in Höhe von 50 Prozent des Profits verursacht, doch auch dieser Wert war niedriger als noch im vergangen Jahr erwartet. Die Teamzahlungen stiegen 2009 nur um 4,4 Prozent auf 544 Millionen Dollar (umgerechnet 444,6 Millionen Euro) an. Die Abrechnung deutet an, dass dies durch BMW verursacht wurde, das sich zurückzog, bevor man einen neuen Vertrag für einen Verbleib in der Formel 1 unterschrieben hatte. Die Gesamtkosten exklusive Teamzahlungen fielen um 28,4 Prozent auf 156,2 Millionen Dollar (umgerechnet 127,7 Millionen Euro). Dies begründet sich durch die niedrigeren Fixkosten durch die geringere Anzahl der Rennen und die gesunkenen Ölpreise, wodurch die Reise- und Frachtkosten abnahmen.

Ecclestone kassiert angeblich 5,3 Millionen Euro

Zudem fielen die Personalkosten, obwohl das Unternehmen acht Mitarbeiter einstellte, was insgesamt 257 Mitarbeiter ergibt. Das durchschnittliche Einkommen fiel um 18.000 Dollar (umgerechnet 14.710 Euro), der höchstbezahlte leitende Mitarbeiter - vermutlich Finanzchef Duncan Llowarch - musste eine Gehaltskürzung von 126.000 Dollar (umgerechnet 102.967 Euro) hinnehmen, was ein Gehalt von 667.000 Dollar (umgerechnet 545.072 Euro) ergibt. Ecclestone ist im Direktorium einer Tochterfirma und dürfte dort als höchstbezahlter leitender Mitarbeiter ein Gehalt von 6,5 Millionen Dollar (umgerechnet 5,3 Millionen Euro), das seit 2008 nicht gefallen ist, kassieren.

Der Endgewinn von Delta 3 wird durch die Zinszahlungen der Schuldenlast an Lehman Brothers und RBS niedergedrückt, die die als Mehrheitseigentümer fungierende Private-Equity-Firma CVC beim Kauf 2006 verursachte. Das Unternehmen muss nun noch 2 Milliarden Dollar (umgerechnet 1,6 Milliarden Euro) zurückzahlen, wobei der Zinssatz 1 bis 3,5 Prozent über dem Referenzzinssatz (LIBOR) liegt.

Die Schulden müssen weg, Profit unerwünscht

Durch die Rezession stürzte der LIBOR-Zinssatz im vergangenen Jahr ab, um das Kreditwesen zwischen finanziellen Institutionen zu unterstützen. Dadurch lagen die Zinsbelastungen von Delta 3 um 54,7 Prozent niedriger als im vergangenen Jahr, wodurch man Bankzinsen in Höhe von 67,5 Millionen Dollar (umgerechnet 55,2 Millionen Euro) zahlen musste. Zudem zahlte man Kredite in Höhe von 124,6 Millionen Dollar (umgerechnet 101,8 Millionen Euro) zurück, 2008 waren es 83,7 Millionen Dollar (umgerechnet 68,4 Millionen Euro). Die 2 Milliarden Dollar (umgerechnet 1,6 Milliarden Euro) müssen in vollem Umfang bis 30. Juni 2014 zurückgezahlt werden, doch CVC plant nach eigenen Angaben, bis zur Deadline einen Großteil abzuzahlen und den Rest zu refinanzieren, was den Aktionären einen überraschenden, aber beträchtlichen Gewinn einbringen würde.

Nach den Zinszahlungen auf zwischenbetriebliche Kredite hat Delta 3 das Jahr mit einem Steuer-Verlust von 497 Millionen Dollar (umgerechnet 406,1 Millionen Euro) abgeschlossen - eine Verbesserung von 21 Millionen Dollar (17,2 Millionen Euro) im Vergleich zu 2008. Somit ist man zwar weit von der Gewinnzone entfernt, doch das ist nicht die Absicht. Da das Unternehmen seinen Sitz in Großbritannien hat, müssten Steuern auf Profit bezahlt werden. Die zwischenbetrieblichen Kredite verhindern das. Das Ziel von Delta 3 ist es, die Schulden zu begleichen. Man feuert aus allen Rohren, um dies zu schaffen.