Druck auf Barrichello wächst
Eine schlechte Qualifyingbilanz heizen die Spekulationen um eine vorzeitige Ablösung des Brasilianers an
(Motorsport-Total.com) - Er selbst sieht sich als den schnellsten Teamkollegen den Michael Schumacher je hatte, und auch der Weltmeister erklärte, dass sein brasilianischer Teamkollege ihn in den letzten Jahren mehr gefordert habe als alle anderen Fahrer die vorher mit ihm in einem Team fuhren. Das Problem von Rubens Barrichello lässt sich jedoch leicht auf den Punkt bringen - es lautet Konstanz.

© Shell
Muss "Rubinho" sein Ferrari-Cockpit Ende dieser Saison räumen?
Während sich Schumacher mit seinem F2003-GA wenigstens in den vorderen Startreihen qualifizieren kann wenn es für Ferrari nicht läuft, trotz Reifenachteils in Kanada siegte und in den folgenden Rennen zumindest Dritter wurde - Ausnahme Nürburgring, wo ihn ein Dreher in Folge eines Rennunfalls einen Podiumsplatz kostete -, konnte sich Barrichello in den Rennen auf Grund schlechter Qualifyingleistungen letztlich nicht mehr positiv in Szene setzen.
Als Ursache für seine wenig überzeugenden Leistungen in der entscheidenden Qualifikation am Samstag nannte der Brasilianer zuletzt immer öfter das Auto - genauer gesagt die problematische Balance. Während ein Michael Schumacher die derzeitigen Schwächen des Ferrari-Bridgestone-Pakets aber halbwegs kompensieren kann, gelingt dies seinem Teamkollegen nicht. Die Folge: Schumacher sammelte in den letzten vier Rennen 26 Punkte, Barrichello gerade einmal nur halb so viele.
Beim Frankreich-Grand Prix schoss der Paulista dann mit seinem Dreher in der zweiten Runde den Vogel ab und fiel gnadenlos bis ans Ende des Feldes zurück. Da an eine Aufholjagd auf Grund des Reifennachteils nicht zu denken war, änderte Ferrari-Chefstratege Ross Brawn kurzum die Boxenstopptaktik beim Brasilianer von 3 auf 2 Stopps. So wurde ihm wenigstens noch Platz 7 ermöglicht.
Für die italienische Presse sind Barrichellos jüngste Leistungen im Cockpit des roten Hais ein gefundenes Fressen. "Schickt die lahme Ente Rubens Barrichello doch zum Rennen ins Disneyland", titelte etwa der "Corriere della Serra" nach der Vorstellung in Magny-Cours.
Auch bei Ferrari muss man sich langsam Sorgen machen, denn in der jetzigen Situation hat man eigentlich nur ein Eisen im Feuer und das heißt Michael Schumacher. Im Kampf um den Konstrukteurstitel reicht ein Fahrer der regelmäßig auf das Podium fährt aber nicht aus, denn die Konkurrenz von BMW-Williams ist bis auf drei Punkte an die Italiener herangekommen und im Gegensatz zu den Roten verfügt Weiß-Blau über zwei gleichstarke Fahrer.
Kein Wunder, dass der teaminterne Druck auf Barrichello wächst. Was der auf Platz 5 der Fahrerwertung liegende Pilot, aber auch Ferrari, beim nächsten Grand Prix dringend braucht, ist ein Erfolgserlebnis.
Das seit wenigen Tagen im Fahrerlager die Runde machende Gerücht, dass die Scuderia sich trotz des bis Ende 2004 laufenden Vertrages des Brasilianers entledigen könnte, verdeutlicht, dass Barrichello in der Schusslinie steht. Für gewöhnlich steckt hinter jedem Gerücht ja auch ein Fünkchen Wahrheit.
Etwas Positives haben Rubinhos wenig überzeugende Vorstellungen der letzten Zeit aber auch: Das Thema Stallorder dürfte sich erübrigt haben.

