• 09.07.2003 09:29

  • von Marcus Kollmann

Brawn: "Wir sind einfach nicht schnell genug"

Der Technische Direktor spricht über die "Krise" bei Ferrari, die Probleme dafür und seine Erwartungen für Silverstone

(Motorsport-Total.com) - Nachdem Ferrari sich auch am letzten Rennwochenende wieder der derzeit übermächtig erscheinenden Konkurrenz von BMW-Williams und Michelin geschlagen geben musste, sowie den Druck von McLaren und Renault zu spüren bekam, macht man sich in Maranello ernsthafte Sorgen darüber, ob es dieses Jahr möglich sein wird die beiden Weltmeistertitel erneut verteidigen zu können.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn

Brawn hofft, dass man in Silverstone wieder um den Sieg fahren wird

Seit dem Großen Preis von Österreich konnte kein Ferrari-Pilot mehr die Pole Position erobern oder im Rennen die schnellste Runde fahren. Eigentlich nicht weiter dramatisch, wenn dafür wenigstens die Ergebnisse in den Grand Prix zur Zufriedenheit der Teamführung ausfallen würden, doch genau hier liegen die eigentlichen Probleme des italienischen Teams.

"Wir haben im Moment eine seltsame Situation", erklärt Ross Brawn, "denn wie die Reifen funktionieren und im Freien Training alles passt, gehen wir davon aus im Rennen in einer konkurrenzfähigen Situation zu sein. Im Rennen selbst sind wir dann aber chancenlos. Wir sind im Moment einfach nicht schnell genug und müssen uns darüber Gedanken machen", verdeutlicht der Engländer gegenüber 'Autosport'.

Ferrari rätselt über die genaue Ursache für die fehlende Wettbewerbsfähigkeit

Dass Ferrari überhaupt noch in der Fahrer- und der Konstrukteurswertung führt, haben die Italiener der hervorragenden Standfestigkeit des F2003-GA zu verdanken, den Michael Schumacher und Rubens Barrichello seit der "Nullnummer" in Brasilien sieben Mal hintereinander ins Ziel brachten. Zum Vergleich: BMW-Williams konnte zuletzt mit beiden Piloten vier Mal hintereinander Punkte holen.

Laut Ferraris Technischem Direktor sind es aber nicht nur die Bridgestone-Reifen denen man die Schuld für die seit einigen Rennen nicht mehr für Siege ausreichenden Konkurrenzfähigkeit in die Schuhe schieben kann. Befragt, ob der Reifennachteil vielleicht damit zusammenhänge, weil im Rennen mehr Gummi auf die Strecke kommt als während der Freien Trainings und in den beiden Qualifikationen, zuckt Brawn mit den Schultern: "Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Genau das ist es, was wir herausfinden müssen. Das gesamte Paket ist einfach nicht so gut wie es das sein sollte."

Das Wort "Krise" hat für Ferrari eine besondere Bedeutung

Von einer Krise kann derzeit aber keine Rede sein, findet der Engländer, wenngleich das Wort Krise für Ferrari eine besondere Bedeutung hat, wie er erklärt: "Wir stecken immer in einer Krise, wenn wir kein Rennen gewinnen! Aber das Team selbst ist nicht in einer Krise, sondern es stellt sich der Herausforderung."

Angesichts der zuletzt beobachtenden Tendenz pro Michelin und BMW-Williams, sowie den ebenfalls mit den französischen Reifen ausgestatteten Teams McLaren und Renault, erwarten Motorsportfans und -experten beim Großen Preis von Großbritannien die Roten ebenfalls nicht besonders stark oder siegfähig. Ross Brawn ist angesichts der vor wenigen Wochen absolvierten Testfahrten in Silverstone aber zuversichtlich, wenngleich auch er nach den letzten Rennen gewisse Zweifel hegt.

"Scheinen unsere Performance aus welchem Grund auch immer im Rennen nicht wiederholen zu können"

"Normalerweise würde ich sagen, dass es in Silverstone gut für uns laufen müsste, denn wir hatten dort vor einigen Wochen einen sehr guten Test. Allerdings scheinen wir unsere Performance aus welchem Grund auch immer im Rennen nicht wiederholen zu können. Ich muss deshalb etwas vorsichtig mit meiner Einschätzung sein, doch das ändert nichts daran, dass wir dort einen guten Test hatten. Wir konnten sehr viele Rennsimulationen absolvieren und alles sah sehr gut aus. Ich hoffe, dass das auch im Rennen der Fall sein wird", hofft Brawn, für den ein Erfolgserlebnis ein guter Ansporn wäre, um in der sechswöchigen Testpause bei der Arbeit im Windkanal und auf den Prüfständen den Grundstein zur erfolgreichen Titelverteidigung zu legen, anstatt den Rückstand wettmachen zu müssen.