• 21.06.2001 20:22

  • von Fabian Hust

Donnerstags-Pressekonferenz

Heinz-Harald Frentzen, Michael und Ralf Schumacher, Peter Sauber und Pat Symonds auf der Donnerstags-Pressekonferenz

(Motorsport-Total.com) - Heinz-Harald Frentzen (Jordan-Honda), Michael Schumacher (Ferrari) und Ralf Schumacher (BMW-Williams), Peter Sauber (Sauber-Teamchef) und Pat Symonds (Chefingenieur des Benetton-Renault-Teams) auf der offiziellen Pressekonferenz am Donnerstag auf dem Nürburgring.

Titel-Bild zur News: Pressekonferenz

Gleich drei deutsche Fahrer waren auf der Pressekonferenz am Donnerstag

Frage: "Kannst du uns einmal deinen Job erläutern?"
Pat Symonds: "In der heutigen Formel 1 sind die Teams sehr große Organisationen, sehr komplexe Organisationen und natürlich ist ein Formel-1-Unternehmen ein sehr technischer Betrieb. Wir haben bei Benetton neben einigen anderen Teams die Entscheidung getroffen, dass das technische Management eines Teams eine solch komplexe Angelegenheit geworden ist, dass man etwas aufteilen musste, so wie ich selbst und Mika Gascoyne uns jetzt die Aufgaben in der Verantwortlichkeit der Technik-Organisation teilen. Natürlich bin ich immer noch auf die reine Rennsportseite spezialisiert, aber ich bin auch auf anderen Gebieten involviert."

Frage: "Sie die neuen Dinge, die ihr einführen werdet, auf den Motor oder das Chassis bezogen?"
Symonds: "Man kann sich etwas nicht über Nacht erträumen. Wie bei allen anderen Autos auch entwickeln wir kontinuierlich weiter, aber im Hinblick auf Magny-Cours haben wir sicherlich ein paar Verbesserungen am Motor, die zusammen mit einem netten Paket eingesetzt werden. Es gibt ein paar aerodynamische Verbesserungen bei jedem Rennen, wir hoffen aber auf der Motorenseite für das nächste Rennen auf eine ordentliche Verbesserung."

Frage: "Wie sehr muss das Chassis verbessert werden?"
Symonds: "Sehr viel. So lange man nicht ständig auf der Pole steht und Rennen gewinnt, ist das ganze Paket nicht gut genug. Wir müssen wirklich alles zum Arbeiten bewegen. Es gibt nicht ein bestimmtes Gebiet, das heraussticht und wo wir sagen können, dass wir hier ansetzen müssen. Ich denke, dass wir in diesem Jahr durch die Tatsache gelitten haben, dass wir nicht so viele Testkilometer abspulen konnten, wie wir das gerne getan hätten und deshalb die komplette Verbesserung des Chassis etwas hinterherhinkt hinter dem, wo ich denke, dass wir jetzt stehen müssten. Ich denke, dass das komplette Paket verbessert werden muss und dass das für alle ganz offensichtlich ist."

Frage: "Aber hat man in Sachen Testkilometer grundsätzlich einen Rückstand?"
Symonds: "Ja, sehr sogar. Die Anzahl der Testkilometer beträgt lediglich 30 Prozent von dem, was wir normaler Weise getestet hätten. Das ist eine Menge Rückstand."

Frage: "Herr Sauber, wie geht es Nick Heidfeld?"
Sauber: "Gut. Nick hat alle notwendigen Tests im Krankenhaus absolviert und er ist auf das Rennen sehr gut vorbereitet. Wir werden ihm am Freitag im Freien Training sehen."

Frage: "Welches Problem hatte er gehabt?"
Sauber: "Er hatte nach seinem Unfall in Montreal Kopfschmerzen."

Frage: "Wenn es um den Erfolg geht, den dein Team bisher in diesem Jahr hatte - wie viel habt ihr das Ferrari zu verdanken?"
Sauber: "Natürlich ist der Motor ein Teil des Pakets, aber schlussendlich ist es das ganze Paket, das neue Auto, das sehr viel deutlicher am Limit gebaut ist und natürlich haben wir auch bei den Fahrern einen Schritt nach vorne gemacht."

Frage: "Du musst sehr zufrieden sein, wie die Fahrer bisher aufgetreten sind, besonders da es sich um zwei junge und neue Fahrer handelt, die ein paar Mal kritisiert wurden..."
Sauber: "Ja. Was Kimi angeht, so kann ich das verstehen. Er war ein gewisses Risiko. Es war nicht sehr einfach zu sehen, wie gut er sein könnte. Nick war kein Risiko. Er hat eine sehr gute Karriere hinter sich: Formel 3, Formel 3000, eine Menge Testkilometer bei McLaren und er hatte seine Erfahrungen bei Prost in der Formel 1 gemacht."

Frage: "Du hast heute einen neuen Sponsor vorgestellt. Du hattest immer gesagt, nachdem du Credit Suisse hast, werden weitere Sponsoren folgen. Wie ist es momentan um die finanzielle Gesundheit des Teams bestellt?"
Sauber: "Nicht gut genug. Wir haben ein sehr kleines Budget. Die Teams um uns herum haben vielleicht 50 bis 100 Prozent mehr Geld. Bei jedem Test fahren die Teams mit zwei, manchmal auch mit drei Autos: eines für die Entwicklung des Motors und eines für die Reifen. Aber wir brauchen natürlich auch kein Motor-Entwicklungs-Auto, da wir einen alten, aber einen sehr guten Motor haben."

Frage: "Heinz-Harald, wie ist es um deine Gesundheit bestellt?"
Heinz-Harald Frentzen: "Mir geht es gut, alles in Ordnung, danke. Wie du weißt, hatte ich in Montreal im Training am Freitag einen Unfall. Gleich nach dem Crash habe ich das gar nicht gemerkt, aber am Abend bekam ich mehr und mehr Kopfschmerzen, also entschied ich mich, in Montreal nicht zu fahren. Ich wurde von den Ärzten untersucht und zum Glück war es nur eine Gehirnerschütterung. Sid Watkins sagte dann zu mir, dass ich eine Pause einlegen sollte und mir die Testfahrten in Silverstone vom Pool aus ansehen soll. Nach der Pressekonferenz werde ich Sid für einen weiteren Test aufsuchen."

Frage: "Was denkst du über das Team in diesem Jahr. Es gab viele Probleme und eine mangelhaft Zuverlässigkeit?"
Frentzen: "Leider ja. Wir haben die Saison gut begonnen, hatten aber dann ein paar Probleme mit unserer Launch-control und danach mit der Zuverlässigkeit, die uns ein wenig zurückwarfen und den anderen Teams die Möglichkeit gaben, uns zu überholen. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass wir unsere Probleme in den Griff bekommen werden und zurückschlagen werden. Es gab immer Ups und Downs, seit ich zu Jordan gekommen bin. Wir waren ganz vorne, dann wieder neben der Kappe und momentan sind wir Letzteres. Aber ich sehe nicht, warum es für uns nicht wieder aufwärts gehen sollte."

Frage: "Zuerst hieß es, dass du dir nach dem Rennen in Montreal Gedanken über deinen Vertrag machen musst, jetzt ist es dieses Rennen. Kannst du das klarstellen?"
Frentzen: "Leider kann ich euch keine Details des Vertrages verraten, aber vielleicht kann ich es so ausdrücken: Ich bin 1999 zu Jordan gekommen, wir hatten ein paar gute Erfolge und ich denke, dass ich auch in Zukunft für Jordan fahren werde."

Frage: "Ralf, wie war die Party in Kerpen letzte Nacht?"
Ralf Schumacher: "Wir haben dies die letzten fünf Jahre über gemacht. Von 12 bis 17 Uhr bin ich bei meinem Team und von 18 bis 3 Uhr Morgens bei Ferrari, und das tat ich gestern. Zunächst wollten wir die Junge gegeneinander Kart fahren lassen, mein Vater wollte das dann aber nicht. Die Strecke sah so gut aus und die Karts waren brandneu, weswegen wir sie getrennt fahren ließen."

Frage: "Auf welchen Strecken sollte Michelin besonders gut sein?"
Ralf Schumacher: "Das solltest du Michelin fragen. Es ist auf jeder Strecke die Frage, was sie mitbringen werden und wie gut die Reifen arbeiten. In Montreal haben sich die Reifen am Samstag dazu entschieden gut zu arbeiten, als es wärmer wurde. Hier am Nürburgring könnte es morgen sogar schneien, wie wir alle wissen. Aber hier ist eher die Aerodynamik die Herausforderung, nicht die Reifen."

Frage: "Hast du in Silverstone mit den Bremslichtern getestet?"
Ralf Schumacher: "Jeder hatte Bremslichter. Ich muss sagen, dass das gut ist. Es sieht am Anfang ein wenig seltsam aus, aber man gewöhnt sich schnell daran. Es ist definitiv ein Vorteil. Es gibt dir bescheid, wenn sich ein Fahrer dazu entscheidet, ein wenig früher zu bremsen und man hat eine bessere Möglichkeit, zu reagieren. Es ist eine gute Idee. Wir sollten auch Polizisten auf der Strecke haben, die einen kontrollieren!"

Frage: "Deine Meinung dazu, Michael?"
Michael Schumacher: "Es gibt keinen Grund, warum wir keine Bremslichter haben sollten. Es ist sehr einfach, sie einzusetzen und sie können einem in kritischen Momenten sicherlich helfen."

Frage: "Was ist mit dem HANS-System?"
Michael Schumacher: "Da sind wir noch zu früh damit. Wir haben große Anstrengungen unternommen, um es an meinen Körper anzupassen. Man kann nicht ein HANS-System nehmen und es den anderen 22 Fahrern geben, das passt nicht. Auch wenn wir es an mich angepasst hatten, so ist es doch ein unflexibles Stück und man bewegt sich im Auto und hat nicht exakt die gleiche Position inne. Noch sind wir nicht am Ziel angekommen."

Frage: "Wenn du an Unfälle wie in Montreal denkst, glaubst du, dass HANS geholfen hätte?"
Michael Schumacher: "Ich habe ein paar der Unfälle gesehen, Heinz-Harald rutschte rückwärts in die Mauer, Nick seitlich, ich denke nicht, dass HANS da einen großen Unterschied gemacht hätte. Es hilft dir mehr bei Frontalaufprällen, wie ich ihn in Silverstone hatte. Momentan denke ich nicht, dass HANS bei diesen Unfällen etwas geholfen hätte."

Frage: "Was denkst du über das Rennen?"
Michael Schumacher: "Ich freue mich darauf, wir drei freuen uns immer auf die Heimrennen. Wir haben ein Auto, das auf allen Strecken gut funktioniert, so nehme ich an, dass wir gute Siegchancen haben."

Frage: "Wie war die Ferrari-Party letzte Nacht?"
Michael Schumacher: "Gut. Zum ersten Mal haben wir die zwei Strecken miteinander kombiniert. Wir haben eine Außenstrecke und einen Indoor-Kurs und zum ersten Mal haben wir beides miteinander kombiniert. Allen hat das sehr viel Spaß gemacht und sie haben den Abend genossen. Am Ende waren sie ziemlich ausgepowered. Zum Glück haben sie nichts kaputt gemacht. Wir hatten uns darüber im Vorfeld unterhalten und wir hatten die schwarze Flagge griffbereit, mit der wir sie hätten zurückpfeifen können, denn das italienische Temperament geht manchmal mit den Jungs ein bisschen durch. Es war aber ein großartiges Event und jeder war begeistert."

Frage: "Ich habe gehört, dass dein Ingenieur Luca Baldisserri gewonnen hat. Hast du den Ingenieur gespielt?"
Michael Schumacher: "Nein, er hat da wirklich hart dafür gearbeitet, denn er ist ein sehr ehrgeiziger Stratege und nach seinem Sieg bin ich zu ihm hin und sagte 'hör mal zu, wir haben da ein kleines Problem und du wirst disqulifiziert'. Spaß bei Seite - sie waren alle sehr enthusiastisch und es war schön, sie so zu sehen, aber das hatte mit mir überhaupt nichts zu tun."