Vorschau auf den Großen Preis von Europa
Noch immer lebt die "Grüne Hölle" rund um den modernen Nürburgring in der Eifel weiter
(Motorsport-Total.com) - Der neue Nürburgring liegt südlich von Köln in direkter Nachbarschaft zur geschichtsträchtigen alten Strecke, jenes hügeligen Kurvenlabyrinths, das als Nordschleife bekannt ist und zu seiner Zeit als Formel-1-Kurs unglaubliche 22,83 Kilometer lang war. Die Formel 1 fuhr auf der wohl schwierigsten und auch gefährlichsten Rennstrecke der Welt letztmals 1976, nach dem schweren Feuerunfall Niki Laudas wurde die Strecke aus Sicherheitsgründen aus dem Grand-Prix-Kalender gestrichen.

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Michael Schumacher feierte 2000 den Sieg vor heimischen Publikum
Auf der neuen Grand-Prix-Strecke fuhr die Formel 1 erstmals beim Großen Preis von Europa 1984, eröffnet wurde die Strecke bereits im Jahr 1982. 1985 wurde dort bis dato zum letzten Mal ein Großer Preis von Deutschland ausgetragen. Insgesamt fanden auf dem Nürburgring 23 Große Preise von Deutschland statt, fünf Große Preise von Europa und zwei Große Preis von Luxemburg.
Eine Runde auf dem Grand-Prix-Kurs des Nürburgrings misst heute 4,556 Kilometer. Der Große Preis von Europa 2001 wird über 67 Runden ausgetragen, unter Berücksichtigung der versetzten Startaufstellung beträgt die Renndistanz 305,235 Kilometer. Start ist am Sonntag, dem 24. Juni 2001, um 14 Uhr. Den aktuellen Rundenrekord stellte Heinz-Harald Frentzen 1997 mit einem Williams-Renault FW19 auf - in 1.18,805 Minuten mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 208,128 km/h. Im Vorjahr fuhr Sieger Michael Schumacher im Ferrari bei zeitweise nasser Strecke die schnellste Rennrunde in 1.22,269 min (199,365 km/h).
Erfolgreichster aktiver Formel-1-Pilot auf dem Nürburgring ist Michael Schumacher, der im letzten Jahr und 1995 siegen konnte und im Schnitt 6,4 Punkte pro Renneinsatz einfuhr. Es folgt Jacques Villeneuve mit zwei Siegen und einer Erfolgsquote von 4 Punkten pro Rennen vor Mika Häkkinen mit einem Sieg 1998 und 3 Punkten pro Rennen.
David Coulthard wurde bisher nur vier Mal Vierter, Ralf Schumacher neben drei Ausfällen einmal Vierter, Heinz-Harald Frentzen sah vier Mal die Zielflagge nicht und wurde ansonsten Fünfter und Dritter. Nick Heidfeld konnte bei seinem Debüt 2000 nicht an den Start gehen, weil er wegen eines im Qualifyings um 2 Kilogramm zu leichten Autos disqualifiziert wurde. In der Eifel konnte Ferrari bisher zehn Mal siegen (1951, 1952, 1953, 1956, 1963, 1964, 1972, 1974, 1985, 2000), Hauptgegner McLaren drei Mal (1976, 1984, 1998).
Die moderne Strecke besteht aus einem Mix schneller und langsamer Kurven und bietet nur wenige Überholmöglichkeiten, was das Qualifying und eine gute Boxenstoppstrategie wichtiger macht als auf so manch anderer Strecke. Eine wichtige Bedeutung kommt der letzten Schikane vor der Start- und Zielkurve zu, die insbesondere bei Regen nach einem langen Vollgasstück den Piloten die Möglichkeit gibt, den Vordermann zu überholen. Nach dem Start kommt es am Ende der Start- und Zielgeraden im Rechts-Links-Knick oftmals zu Unfällen.
Das letzte Rennen, an dessen Ende kein McLaren oder Ferrari auf dem Podium stand, war auf dem Nürburgring 1999, als Johnny Herbert das Regenchaos meisterte und alle Favoriten reihenweise von der Strecke rutschten - Michael Schumacher war wegen seiner Beinverletzung nicht am Start. Für das Stewart-Team war es der erste und einzige Sieg vor Jarno Trulli im Prost und Rubens Barrichello im zweiten Stewart-Ford. Ein von Honda- und BMW-Motoren angetriebenes Formel-1-Auto konnte auf dem Nürburgring bisher noch nie gewinnen. BMW-Williams-Pilot Juan-Pablo Montoya kennt den Kurs bestens, er gewann 1998 in der Eifel den Formel-3000-Titel.
Seit dem Debüt der neuen Nürburgring-Strecke 1995 hat es noch kein Fahrer geschafft, von der Pole Position zu gewinnen. Zuletzt gelang das übrigens Mika Häkkinen im August 2000, als er in Spa-Francorchamps von der Pole Position gewinnen konnte. Seit 27 Rennen steht immer ein Ferrari oder McLaren auf der Pole Position, Heinz-Harald Frentzen war 1999 auf dem Nürburgring der letzte Pilot, der diese Serie brechen konnte. In dieser Saison ist Michael Schumacher mit sechs Poles der Pole-König, David Coulthard stand zwei Mal ganz vorne.
Das Wetter spielt in der Eifel oftmals verrückt - Nebel und Regen sind keine Seltenheit. Vielleicht schafft so ein Außenseiter ein Erfolgserlebnis. Fernando Alonso, Enrique Bernoldi, Luciano Burti und Tarso Marques sind noch ohne Punkte. BAR, Arrows, Sauber, Jaguar, Prost und Minardi warten noch auf ihren ersten Sieg in der Formel 1. Minardi ist zudem das einzige Team, das in dieser Saison noch ohne Punkte ist. Arrows fährt seit 362 Rennen ohne Sieg. Michael Schumacher liegt mit 736 WM-Punkten nur noch 62,5 Zähler hinter dem Rekord von Alain Prost.
Die Geschichte des Nürburgrings (1927-2001)
18. Juni 1927:
feierliche Eröffnung mit dem Eifelrennen (85.000 Zuschauer, Sieg von Caracciola)
15. Juli 1928:
erstes Todesopfer (V. Junek auf Bugatti am Bergwerk)
28. Juli 1928:
Gründung der Nürburgring GmbH
14. Januar 1929:
Eintrag ins Handelsregister
03. Juli 1934:
Geburt der "Silberpfeile" beim Eifelrennen
1936: Schaffung des Karussells mit 33 Prozent Neigung, Rosemeyer unterbietet als erster Fahrer die Zehn-Minuten-Rundenzeit beim Grand Prix
25. Juli 1937:
erstmals Vergabe der Startplätze aufgrund der Trainingszeiten
29. Juli 1951:
Grand Prix von Deutschland (WM-Lauf), erstes Rennen der Nachkriegszeit
31. August 1953:
erstes 1.000-Kilometer-Rennen (44 Runden auf der Nordschleife)
01. August 1954:
Grand Prix von Deutschland mit dem zweiten Auftritt der Silberpfeile vor mehr als 300.000 Zuschauern
26. Juni 1955:
Rückkehr des Motorrad-Grand-Prix nach 1931
04. August 1957:
Grand Prix für Formel 1 und 2, Fangio wird "Meister des Nürburgrings"
1959:
aufgrund des geringen Zuschauerinteresses in den vergangenen beiden Jahren Wechsel auf die Avus in Berlin
06. August 1961:
erstmals eine Runde unter neun Minuten (v. Trips)
03. Juli 1966:
Grand Prix der Tourenwagen
07. August 1966:
Hahne als erster Fahrer mit einem Tourenwagen unter zehn Minuten (Rahmenrennen beim Grand Prix)
28. August 1966:
Altig wird Straßenweltmeister der Radprofis
Juni 1967:
erstes 24-Stunden-Rennen
1970:
Boykott der Formel 1 (Umzug nach Hockenheim)
1971:
Umbau der Nordschleife für 17 Millionen Mark, Rückkehr der Formel 1
12. August 1973:
"Nürburgring-Show" mit dem ersten Rennen für Oldtimer (später Oldtimer-GP)
28. April 1974:
Boykott der Solo-Motorräder beim Eifelrennen und damit Ende der Doppelveranstaltungen von Autos und Motorrädern
1975:
erste Runde unter sieben Minuten (Lauda)
01. August 1976:
Feuerunfall von Lauda am Bergwerk
11. November 1976:
Expertenkommission fordert eine Kurzstrecke auf der nicht mehr benutzten Südschleife
1977:
im 50. Jahr Entzug der Formel-1-Lizenz und Umzug nach Hockenheim
03. Oktober 1977:
Aufsichtsratsbeschluß mit der Bitte an Gesellschafter für einen 6,6 km langen Neubau (Kostenschätzung 73 Millionen Mark)
1980:
Gründung "Rettet den Nürburgring" wegen Finanzierungsproblemen, Umplanung auf 4,5 km
24. August 1980:
letzter Grand Prix der Motorräder auf der Nordschleife
12. Mai 1984:
Eröffnung (82 Millionen Mark Kosten) vor 120.000 Zuschauern mit 21 190er Mercedes (Senna vor Lauda)
07. Oktober 1984:
Großer Preis von Europa (Sieger Prost)
04. August 1985:
letzter Grand Prix von Deutschland (Sieger Alboreto) und Umzug nach Hockenheim
01. Oktober 1995:
Rückkehr der Formel 1 als Großer Preis von Europa, erster "Heimsieg" eines deutschen Fahrers bei einem WM-Lauf. Während Michael Schumacher im letzten Jahr für Benetton siegt, dreht sich Titelrivale Damon Hill von der Strecke
28. April 1996:
wieder Grand Prix von Europa, insgesamt 230.000 Zuschauer, Villeneuve siegt vor Schumacher, der nichts gegen den Kanadier ausrichten kann
28. September 1997:
Der Nürburgring erhält einen Vertrag für die Ausrichtung von Formel-1-Rennen bis einschließlich 2001. Zum ersten Mal wird 1997 ein Großer Preis von Luxemburg in der Eifel ausgetragen, wieder gewinnt Villeneuve, Michael Schumacher scheidet nach einer Kollision mit seinem Bruder Ralf schon in der ersten Runde aus. Beide McLaren-Mercedes fallen in Führung liegend mit Motorschäden aus
27. September 1998:
Formel-1-Rennen erneut als Großer Preis von Luxemburg, die Kapazität wurde um 20.000 auf insgesamt 140.000 Plätze erhöht. Häkkinen siegt vor Schumacher, sichert den ersten Mercedes-Sieg seit Fangio 1954 und stellt die Weichen für den späteren Titelgewinn
30. Mai 1999:
Der Vertrag des Nürburgrings zur Ausrichtung von Formel-1-Rennen wird vorzeitig bis 2004 verlängert 26. September 1999: Formel-1-Rennen als Großer Preis von Europa. Nach Regen-Chaos und vielen Ausfällen gewinnt Herbert in einem Stewart vor 142.000 Zuschauern, Rekord-Kulisse für den neuen Ring. Pedro Diniz überschlägt sich mit seinem Sauber und bleibt kopfüber in der Wiese stehen, kommt aber bis auf einen gehörigen Schrecken unverletzt davon. Mika Häkkinen verliert Zeit wegen einer falschen Reifenwahl bei Regen und Eddie Irvine kommt an die Box, während die Crew nur drei Reifen bereithält. Frentzen führt, scheidet dann mit Elektronik-Problemen aus. Dann führt David Coulthard, rutscht aber von der Strecke, genau wie Giancarlo Fisichella. Pechvogel Ralf Schumacher platzt in Führung liegend ein Reifen
Oktober 1999 bis Mai 2000:
Umbau und Vergrößerung des Boxengebäudes für 30 Millionen Mark (1. und 2. Bauabschnitt)
21. Mai 2000: Formel-1-Rennen als Großer Preis von Europa, Michael Schumacher gewinnt erstmals in einem Ferrari in der Eifel, erneut 142.000 Zuschauer am Sonntag, 317.000 Fans am gesamten Wochenende bedeuten Rekord für den neuen Ring. Coulthard startet von Pole, doch nach einem schlechten Start kann Michael Schumacher gewinnen und liegt mit 18 WM-Punkten klar vor Häkkinen in Führung. Eddie Irvine im Jaguar und Ralf Schumacher im BMW-Williams kollidieren und verlieren dabei ihre Heckflügel.
Oktober 2000 bis April 2001:
Bau des neuen Start-Zielhauses und eines neuen Pressezentrums als 3. Bauabschnitt des neuen Boxengebäudes

