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  • 04.04.2009 18:20

  • von Fabian Hust

Domenicali: "Wir können nicht jedes Rennen gewinnen"

Der Ferrari-Teamchef über den Start des Teams in die neue Saison, die weiteren Ziele und die Verkleinerung des Rennteams

(Motorsport-Total.com) - Es läuft nicht rund bei Ferrari. Da hat man schon ein Auto, das nicht konkurrenzfähig ist und verzockt sich dann auch noch in der Qualifikation, als man Felipe Massa nicht mehr auf die Strecke schickte, in der Annahme, dass die zuvor gefahrene Rundenzeit ausreicht, um es in den zweiten Qualifying-Durchgang zu schaffen. Doch weit gefehlt, Felipe Massa muss das Rennen von Startpositionen 16 aus aufnehmen.

Titel-Bild zur News: Stefano Domenicali (Teamchef) und Pasquale Lattuneddu

Stefano Domenicali hofft, dass Ferrari im Verlauf des Jahres wieder siegfähig wird

"Aus unserer Sicht entsprach der Auftakt natürlich nicht den Erwartungen", blickt Teamchef Stefano Domenicali im Interview mit den 'Salzburger Nachrichten' auf den Saisonstart zurück, der in Melbourne für das Team mit einer Nullnummer endete.#w1#

Die Italiener leiden unter der Tatsache, dass sie ihr Auto bis zum Ende der vergangenen Saison weiter entwickeln mussten, da sie sich im Kampf um beide WM-Titel befanden. Diese Entwicklungsarbeit fehlt nun. "Wir erkannten bei den jüngsten Testfahrten freilich, wie weit fortgeschritten die Entwicklung bei anderen Teams wie Brawn war", muss der Italiener den Rückstand offen eingestehen.

"Wir erkannten bei den jüngsten Testfahrten freilich, wie weit fortgeschritten die Entwicklung bei anderen Teams wie Brawn war." Stefano Domenicali

Sollte das Berufungsgericht des Automobilweltverbandes am 14. April entscheiden, dass der Doppeldecker-Diffusor legal ist, müsse auch Ferrari eine entsprechende Lösung ausarbeiten: "Das lässt sich aber nicht in zwei Wochen machen. Das zieht sich in den Mai hinein."

Ein weiteres Problem sei in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass während der Saison nicht mehr getestet werden darf, so müsse man sich auf die entsprechenden Versuche im Simulator verlassen: "Das bedeutet zwar reduzierte Kosten, aber auch völlig andere Arbeitsweisen."

Zunächst einmal möchte man die Zuverlässigkeit verbessern, "mittelfristig" auf das technische Niveau von Brawn kommen: "Es ist nicht möglich, jedes Jahr jedes Rennen zu gewinnen, aber wir müssen uns vornehmen, um Siege zu fahren."


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Malaysia


Einige Teams verzichten auf den Einsatz von KERS, Ferrari selbst setzt auf die Energierückgewinnung. Doch bisher macht sich dieser Vorteil nicht bemerkbar, da der Ferrari aerodynamisch nicht ausreichend ausgereift ist, nicht über genug Abtrieb verfügt, so dass man die bessere Beschleunigung nicht nutzen kann, da man die Zeit in den Kurven wieder verliert.

Die "Roten" entschieden sich zum Einsatz der Technologie, weil man überzeugt war, dass damit Vorteile verbunden sind: "Unser aktuelles Auto wurde dementsprechend gebaut, aber wir müssen mit voller Kraft an der Verbesserung des noch nicht ausgereiften Systems arbeiten."

Wie viele Teams hat auch der Rennstall aus Maranello im Zuge der Weltwirtschaftskrise sein Budget reduziert, um 15 bis 20 Prozent, wie der 43-Jährige verrät. In diesem Zusammenhang wurde das Team um knapp 100 Mitarbeiter auf rund 700 reduziert, wobei niemand entlassen wurde sondern in einer anderen Abteilung beim Sportwagen-Hersteller unterkam. Im Moment befindet sich Ferrari jedoch in der glücklichen Situation, über langfristige Verträge zu verfügen und somit zumindest kurzfristig keinen Sponsor verloren zu haben.

"Du fühlst den Druck jeden Tag." Stefano Domenicali

Domenicali, der seit Ende 2007 Teamchef ist, sieht nicht nur den kurzfristigen Erfolg in dieser Saison, sondern auch die langfristige Zukunft seines Rennstalls: "Du fühlst den Druck jeden Tag, und wer diesem nicht standhalten kann, der wird es schwer haben", so Domenicali gegenüber den 'Salzburger Nachrichten' abschließend.