• 10.03.2008 11:08

  • von Britta Weddige

Domenicali begeistert vom Ferrari-Teamgeist

Für Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali sind beide Piloten Titelanwärter - Spionageaffäre ist abgehakt - 2009er-Auto soll bald auf die Strecke

(Motorsport-Total.com) - Das erste Jahr der Partnerschaft zwischen Ferrari und Kimi Räikkönen hätte nicht erfolgreicher verlaufen können, schließlich gab es beide Weltmeistertitel für die finnisch-italienische Paarung. Doch für den neuen Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali konnte in den vergangenen zwölf Monaten noch etwas anderes Wichtiges erreicht werden. Der "Iceman" und das Team haben gelernt, miteinander umzugehen.

Titel-Bild zur News: Felipe Massa, Stefano Domenicali, Kimik Räikkönen

Dreamteam bei Ferrari: Felipe Massa, Stefano Domenicali, Kimi Räikkönen

"Wir haben uns gegenseitig verstanden. Er hat eine gute Beziehung zu allen aufgebaut", sagte Domenicali im Interview mit der 'Gazzetta dello Sport' über Räikkönen. "Er hat - technisch und verbal - seine eigene Art zu kommunizieren. Er ist ein toller junger Mann aus einfachen Verhältnissen. Er ist, wie er ist. Er ist extrem schnell. Er kann sich zur richtigen Zeit konzentrieren, aber er braucht jemanden, der höchste Konzentration von ihm fordert. Man darf nicht erwarten, dass er den Leuten um den Hals fällt, das wäre nicht seine Art. Und das haben wir gelernt."#w1#

Auch Massa bereit für den Titel

Laut Domenicali könnte Weltmeister Räikkönen einen seiner größten Herausforderer in diesem Jahr in den eigenen Reihen finden. Teamkollege Felipe Massa habe sich in den drei Jahren bei Ferrari enorm verbessert, so der Teamchef. "2007 haben wir zwei oder drei Vorfälle verschuldet, die ihn aus dem Titelrennen geworfen haben", erklärte Domenicali. "Er lernt schnell. Er muss nur von der Rennpace her noch konstanter werden. Ja, er ist bereit für den Titel."

Ein Dreamteam mit einem Traumauto also? Der F2008 hat sich bei den Testfahrten als extrem schnell erwiesen. Doch auch Domenicali weiß, dass die Karten erst am Wochenende in Melbourne auf den Tisch kommen. "Das Auto scheint uns gelungen zu sein. Aber wir brauchen die Bestätigung auf der Strecke, den direkten Vergleich mit den anderen", erklärte er. Beim Vorgängerfahrzeug habe es an mechanischem Grip gemangelt und das Verhalten des Autos auf Kerbs habe zu wünschen übrig gelassen. "Das haben wir durch das Design gelöst, wir haben uns wie üblich auf die Aerodynamik konzentriert", so Domenicali.

Kimi Räikkönen F2008

Der F2008 soll in Melbourne seine Siegfähigkeit unter Beweis stellen Zoom

Spionageaffäre abgehakt

Wichtig ist für Domenicali, dass sich Ferrari jetzt wieder auf das Rennfahren konzentriert. Die Spionageaffäre will der Teamchef abgehakt wissen. In Italien laufen zwar die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Modena weiter auf Hochtouren, doch "wir müssen uns auf die Rennen konzentrieren. Zu den anderen Dingen haben wir schon alles gesagt und alles getan", erklärte er.

Für Domenicali ist das Geschehene "der Verrat einer einzelnen Person, die das Bedürfnis dazu hatte und die dank ihrer Rolle auch den Zugang zu gewissen Informationen hatte." Nigel Stepney und Mike Coughlan seien für ihn "zwei Personen, die sich selbst zu ernst genommen haben. Stepney wusste, dass er in seinem Job gut war und verdeckte damit ein Verhalten, das ihn nicht unbedingt als Teamplayer ausgezeichnet hat." Doch auch wenn die Spionageaffäre für Domenicali das Werk von Einzelpersonen war, räumte er ein: "Ja, wir haben unsere Sicherheitsmaßnahmen noch verschärft."

"Ja, wir haben unsere Sicherheitsmaßnahmen noch verschärft." Stefano Domenicali

2009er-Auto soll bald auf die Strecke

Zwar beginnt am Wochenende erst die 2008er-Saison, doch in Maranello wird - wie bei den meisten Teams - schon intensiv am Boliden für das Jahr 2009 gearbeitet. "Die neuen Regeln erlauben uns sensationelle Entwicklungen, die für große Unterschiede bei den Fahrzeugen sorgen werden. Derzeit sind unsere Möglichkeiten durch das Reglement, das wir viele Jahre lang hatten, beschränkt", sagte Domenicali.

Seit mehr als einem Monat arbeite Ferrari schon mit einem Modell des 2009er-Autos im Windkanal, berichtete Domenicali. "Wir führen den ganzen Tag über Experimente durch. Und wir müssen erneut sehr bald mit dem Auto auf die Strecke kommen." Gleichzeitig müsse man aber auch an den Evolutionen für das aktuelle Auto arbeiten. Eine Doppelbelastung, die das bisherige Team stemmt. "Die Teamgröße ist gleich geblieben, wir haben sie nicht verdoppelt."

"Wir müssen erneut sehr bald mit dem Auto auf die Strecke kommen." Stefano Domenicali

Auch bei der Testarbeit am 2009er-Auto könnte Michael Schumacher wieder helfen. Doch auch Domenicali ist sich sicher, dass der Rekordweltmeister nicht an ein Vollzeit-Comeback denkt: "In Comebacks stecken zu viele Gefahren", sagte er. "Schumacher liegt das Gefühl für die Herausforderung in den Genen, deshalb kämpft er heute gegen diese Gene."