Die Zeitverschiebung und die Fahrerfreundinnen

Wegen der um sechs Stunden nach hinten verschobenen Startzeit müssen sich die Formel-1-Stars länger wach halten als sonst, nur wie?

(Motorsport-Total.com) - Der erste Nacht-Grand-Prix der Formel-1-Geschichte wird am kommenden Sonntag um 20:00 Uhr Ortszeit in Singapur gestartet. Das ist um 14:00 Uhr MESZ, sodass sich die Fahrer eigentlich gar nicht auf die veränderte Zeitzone einstellen müssen, in der sie sich befinden. Die sechs Stunden Zeitverschiebung werden durch den veränderten Zeitplan vor Ort genau kompensiert.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton und Heikki Kovalainen

Redselig: Die "Thursday Four Press Conference" der FIA in Singapur

Das führt beispielsweise dazu, dass sich Nick Heidfeld noch um 3:00 Uhr morgens mit seinen Mechanikern auf einer Teamparty herumtreibt. Doch ein geänderter Tagesablauf bedeutet eben nicht nur späteres zu Bett gehen, sondern auch späteres Abendessen - was schon mal für Probleme sorgen kann: "Um 3:00 Uhr morgens hat kein Restaurant mehr offen. Ich will aber nicht die ganze Woche vom Zimmerservice leben", seufzte David Coulthard heute.#w1#

Hochkonjunktur für den Zimmerservice

"Es war keine große Herausforderung, nicht zu schlafen, denn wir haben sowieso die meisten Partys." Mark Webber

Da haben es die beiden McLaren-Mercedes-Jungs schon besser: "Zum Glück helfen uns die Leute vom Conrad-Hotel, was das angeht. Ich kann essen, wann immer ich will", sagte Lewis Hamilton - und fügte an: "Komm doch einfach zu uns, David!" Aber auch das Dasein als Red-Bull-Fahrer hat seine Vorteile: "Es war keine große Herausforderung, nicht zu schlafen, denn wir haben sowieso die meisten Partys", grinste Mark Webber.

Aber was macht man als Formel-1-Fahrer in Singapur, wenn der Rest der Stadt längst schläft? "Karen ist mit mir hier. Da nutzen wir halt die Extrazeit", konnte sich Coulthard eine sexuelle Anspielung nicht verkneifen. Auch Heikki Kovalainens Freundin Katherine ist mitgekommen, wohingegen Webber auf Freundin Anne ebenso verzichten muss wie Hamilton auf seine Popstar-Gespielin Nicole Scherzinger: "Ich schaue stattdessen Filme und spiele Tennis", so der WM-Leader.

Was die Strecke und den Event angeht, so freute sich das FIA-PK-Quartett heute einhellig auf das bevorstehende Rennwochenende. "Ich war vor einem Jahr schon mal hier", erinnerte sich Webber, "aber da war noch nicht viel zu sehen. Sie haben dem Meer ein bisschen Land abgerungen, was mir wegen potenzieller Bodenwellen Sorgen macht, aber anscheinend haben sie das gut im Griff. Hoffentlich bleibt es so."

Vorderachse wichtiger als Traktion?

"Vom Layout her erinnert mich alles an Phoenix oder Detroit." David Coulthard

Teamkollege Coulthard verglich Singapur "am ehesten mit Melbourne, weil es so große Auslaufzonen gibt. Es scheint keine Strecke für große Traktion zu sein. Die Vorderachse wird eher ausschlaggebend sein. Vom Layout her erinnert mich alles an Phoenix oder Detroit, die amerikanischen Strecken, auf denen es erst 90 Grad nach links, dann 90 Grad nach rechts geht. Der letzte Sektor erinnert mich sehr stark daran..."

Am meisten freuen sich die Fahrer auf die Nacht: "Es wird ein einzigartiger Event mit dem Flutlicht. Das wird spektakulär rüberkommen - eine ganz andere Atmosphäre als sonst", so Webber. Und Hamilton sagte: "Wir wissen nicht, was am aufregendsten ist, denn das können wir erst sagen, wenn wir einmal gefahren sind. Aber die Nacht ist schon speziell. Wir fahren bei 300 km/h und das Licht blitzt in unseren Augen. Damit müssen wir erst einmal umgehen."

Coulthard hat Le-Mans-Erfahrung

Coulthard stellt sich Singapur ähnlich wie die 24 Stunden von Le Mans vor: "Nach Start und Ziel verschwindest du in die Dunkelheit. Du findest dich damit ab, fährst so schnell es geht", unterstrich der Red-Bull-Pilot. "Ich glaube nicht, dass es einen großen Unterschied macht, ob du bei Sonnen- oder Flutlicht fährst. Du musst sehen, wo es lang geht - das reicht. Die Schatten könnten noch am ehesten zum Problem werden."


Fotos: Großer Preis von Singapur, Pre-Events


"Andererseits", fügte er an, "waren wir gerade in Monza, wo du nach den Lesmos aus dem Wald herauskommst. Dort ist es viel dunkler als bei der Ascari-Schikane oder der Parabolica-Kurve, also sind wir im Grunde daran gewöhnt. Ich glaube, der Nachtaspekt ist mehr ein Marketinggag als ein echter Einfluss auf das Rennfahren. Niemand wird nach dem Rennen sagen: 'Wenn ich besser gesehen hätte, hätte ich gewonnen!'"

Die große Angst geht also nur vor einem Stromausfall um, was eigentlich ausgeschlossen werden kann, denn die Stromversorgung ist durch zwölf Doppelgeneratoren gesichert. Selbst mit einem solchen Generator könnte man schon eine Notversorgung gewährleisten - und jedes der beiden Einzelelemente eines Doppelgenerators kann einen Generator am Leben halten. Die Wahrscheinlichkeit, dass es plötzlich dunkel wird, ist also zu vernachlässigen.

Kein Vergleich zum Fußball

"Es ist nicht wie bei einem Fußballspiel, wo du einfach zu spielen aufhörst." Heikki Kovalainen

"Es ist nicht wie bei einem Fußballspiel, wo du einfach zu spielen aufhörst. Bei uns ist das schon gefährlicher, aber ich denke, das haben sie im Griff. Hoffentlich", teilte Kovalainen mit. Coulthard macht sich hinsichtlich der Sicht sowieso ganz andere Sorgen: "Ich frage mich, wie es mit der Gischt wird, wenn es regnen sollte. Keine Ahnung, wie sehr das Wasser in der Luft stehen bleiben wird. Das könnte am schwierigsten werden."

Gewinnen möchte den ersten Nacht-Grand-Prix der Geschichte natürlich jeder. Für Hamilton wäre das fast ein bisschen wie ein Sieg beim Heimrennen in Silverstone, "auch wenn es nicht das Gleiche ist. Aber es wäre schon etwas Besonderes!" Kovalainen sieht das anders: "In Finnland haben wir keinen Grand Prix." Und Webber fügte grinsend an: "Ich habe noch nie gewonnen. Wenn mir jemand einen Sieg anbietet, nehme ich ihn!"