• 25.09.2008 14:43

  • von Dieter Rencken

Massa: "Hoffentlich kein Blackout!"

Titelkandidat Felipe Massa über die Meisterschafts-Chancen, morgendliches Ausschlafen und Montezemolos Ansage

(Motorsport-Total.com) - Felipe Massa hat aus den vergangenen drei Rennen das absolute Maximum für Ferrari herausgeholt: 23 Punkte - deutlich mehr als alle anderen Piloten der Formel 1 im gleichen Zeitraum. Entsprechend befindet sich der Brasilianer im Kampf um die Krone in der Königsklasse in einer guten Position. Nur ein einziger Punkt liegt zwischen ihm und Lewis Hamilton. Trotz der guten Punktausbeute hatte Ferrari zuletzt Probleme mit der Reifennutzung. In einem Pressegespräch in Singapur gab Massa zu, dass man das Problem wohl doch noch nicht ganz im Griff hat.

Titel-Bild zur News: Felipe Massa

Felipe Massa rechnet mit einem schwierigen Kurs in Singapur

Frage: "Felipe, du kommst hier in ein neues Land und zu einer neuen Strecke. Kommst du gut damit zurecht?"
Massa: "Ich glaube, man kann hier Spaß haben. Ich bin hier am Dienstagvormittag angekommen und hatte etwas Zeit, mich umzuschauen und die Gegend zu erkunden. Es ist ein interessantes Land hier. Die Erwartungen sind natürlich sehr hoch, sowohl von den Piloten als auch von den Leuten hier. Alle sind gespannt auf das erste Nachtrennen in Singapur, das wird sicherlich sehr interessant. Wir freuen uns natürlich auch darauf, hier die neue Strecke kennen zu lernen. Sie sieht interessant und schwierig zugleich aus. Die Aufregung ist schon groß im Moment."#w1#

Singapur als motorsportliche Promenaden-Mischung

Frage: "Wie würdest du die Strecke mit anderen vergleichen?"
Massa: "Ich denke, es ist ein Mix aus Valencia, Melbourne und Monaco. Sie ist deutlich langsamer als Valencia, aber schneller als Monaco. Einige Stellen sind jenen in Melbourne oder Montreal sehr ähnlich. Das ist wirklich interessant. Es gibt einige knifflige Ecken, also müssen wir so schnell wie möglich lernen."

"Ich denke, es ist ein Mix aus Valencia, Melbourne und Monaco." Felipe Massa

Frage: "Hattest du Probleme mit der Zeitumstellung? Wann gehst du zu Bett und wann stehst du auf?"
Massa: "Gestern bin ich um drei Uhr morgens über die Strecke gegangen, das war schon ungewöhnlich - in gewisser Weise auch lustig. Ich versuche, im europäischen Rhythmus zu bleiben, gehe um fünf Uhr morgens schlafen und stehe um halb eins oder ein Uhr am Mittag auf. Es ist ganz lustig, weil man einen völlig anderen Rhythmus hat wie das Land selbst. Aber ich denke ganz sicher, dass dies der richtige Weg ist."

Frage: "Du hast in Monza gesagt, dass du die Reifen für den Kern des Ferrari-Problems hältst, oder wie man die Reifen zum arbeiten bringt. Wie sieht es nach dem Test nun diesbezüglich aus?"
Massa: "Der Test lief gut. Aber man kann weder in Misano noch in Jerez irgendetwas für diese Strecke hier ausprobieren, denn die sind einfach zu unterschiedlich. Wir haben beim dem Test also eher auf die Rennen in China und Japan abgezielt, die der Strecke in Misano ähnlicher sind."

"Unser Auto ist so gebaut, dass es die Reifen bei möglichst niedrigem Verschleiß gut nutzt. Auf manchen Strecken ist das perfekt, aber sobald wir harte Reifen und einen schwierigen Asphalt haben, bekommen wir Probleme. So etwas können wir nicht über Nacht ändern. Wir müssen das Problem verstehen und dann über das Setup versuchen, das Beste für die jeweilige Strecke herauszuholen."

Massa sicher: Titelkampf bleibt eng

Frage: "Es liegt nur ein Punkt zwischen dir und Lewis Hamilton. Wie empfindest du den Titelkampf?"
Massa: "Es ist ein großer Kampf. Wir haben in diesem Jahr einige Schwankungen erlebt. Das ging mir so, aber auch Lewis und sogar Robert. Ich denke, wir konnten in den vergangenen Rennen ganz gute Leistungen zeigen, was sehr wichtig für die Meisterschaft war. Jetzt kommen erneut sehr, sehr wichtige Rennen. Derjenige, der den besseren Job macht, also schnell ist, konstant und zuverlässig, derjenige wird auch gewinnen."

"Wir sind zum ersten Mal auf dieser Strecke. Das kann gut sein, es kann aber auch schwierig sein." Felipe Massa

Frage: "Die Berufung von McLaren wurde in Paris zurückgewiesen. Hilft dir das sehr, weil du sonst immerhin sieben Punkte zurückliegen würdest?"
Massa: "Ich denke nicht darüber nach. Wir müssen an die Meisterschaft denken und die ist zurzeit offen. Wenn man sich die Regeln anschaut, dann war ziemlich klar, dass es für sie schwierig wird. Man weiß es aber nie, bis man das Resultat hat. Das Ergebnis halte ich für fair. Aber ich denke nicht daran, sondern bin eher beim kommenden Rennen. Das ist viel wichtiger als der medienpolitische Druck. Wir müssen an das Rennen denken. Das ist unser Job."

Frage: "Du hattest trotz der guten Punktausbeute doch zuletzt einige Probleme. Hoffst du auf Besserung und darauf, dass du um den Sieg kämpfen kannst?"
Massa: "Ich hoffe immer darauf. Wenn du gewinnen kannst, ist es immer fantastisch. Ich hoffe immer, dass ich das Beste herausholen kann, in die richtige Richtung arbeite, um dann für einen Sieg alles perfekt zusammen zu haben. Wir sind zum ersten Mal auf dieser Strecke. Das kann gut sein, es kann aber auch schwierig sein. Wir müssen einfach unser Bestes geben und einen guten Job abliefern. Wir haben nun vier Rennen, die für alle sehr wichtig sind."

Frage: "Stefano Domenicali sagte uns, dass du dich neulich mit Luca di Montezemolo getroffen hast. Stimmt das? Und was hat er gesagt?"
Massa: "Wir haben viele Meetings, ehrlich gesagt. Es ändert nichts. Wir sind ein Team und wollen beide Titel holen. Wir müssen nur unser Bestes geben."

Die Herausforderungen eines Stadtkurses

Frage: "Erwartest du in den Rennen Unterstützung von Kimi?"
Massa: "Ich erwarte gar nichts. Ich erwarte von mir selbst, dass ich den besten Job mache. Wenn ich alle vier Rennen gewinne, dann wäre das das Beste. Sonst müssen wir eben die möglichst beste Position holen. Ich gebe mein Bestes im Bewusstsein, dass wir eine gute Chance auf den Fahrer- und auf den Konstrukteurs-Titel haben. In diese Richtung müssen wir denken."

"Hoffentlich erleben wir keinen Blackout, denn dann würde es schwierig." Felipe Massa

Frage: "Was kann beim Nachtrennen schief laufen?"
Massa: "In Sachen Strecke müssen wir erst einmal die ersten Meter gefahren sein, um eine präzise Vorstellung zu bekommen. Es ist ein sehr kniffliger Parcours. Es gibt hier sehr enge Ecken, zum Beispiel Kurve zehn. Es ist eine sehr enge Schikane, die am Ende harte Bodenwellen hat. Wenn du dort nicht genau auf der Linie bleibst, kannst du dir das Auto beschädigen. Es wird schon schwierig werden, sich die Strecke haargenau einzuprägen und die Linie und alles weitere zu lernen."

"Auf Straßenkursen gibt es weniger Raum für Fehler und kaum eine Chance, sich zu retten. Das ist ein Problem, welches wir immer in Monaco sehen, auch wenn es zum Beispiel in Valencia keine Rolle spielte. Diese Strecke ist ein Gemisch aus Monaco, Valencia, Montréal und Melbourne - also ist klar, dass es nicht einfach wird. Hoffentlich erleben wir keinen Blackout, denn dann würde es schwierig."

Frage: "Die Entscheidung der FIA-Richter bleibt umstritten. Solltest du die Weltmeisterschaft mit weniger als den sechs Punkten Vorsprung holen, die du dort bekommen hast, wäre dann dein Titel geschmälert?"
Massa: "Nein, ganz sicher nicht. Sobald ich die Meisterschaft auch nur mit einem Punkt gewinne, bin ich der Sieger. Das ändert gar nichts."