Die Reglementänderungen in der Renault-Analyse
Renaults technische Verantwortliche Pat Symonds, Denis Chevrier und Bob Bell analysieren die Auswirkungen der Reglementänderungen
(Motorsport-Total.com) - In der kommenden Saison verändert sich die "Königsklasse des Motorsports" einmal mehr grundlegend: Nach dem Abschied der Zehnzylinder-Triebwerke schreibt das Reglement - von Ausnahmen für kleinere Teams abgesehen - den Einsatz von Achtzylinder-Motoren mit einem maximalen Hubraum von 2,4 Litern vor. Sie müssen weiterhin zwei Rennwochenenden zum Einsatz kommen.

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Pat Symonds muss das neue Reglement mit Hilfe von Szenarien analysieren
Gleichzeitig führt ein komplett neues Qualifying-Format allerdings zu mehr gefahrenen Kilometern pro Grand Prix. Auch das Wechseln der Reifen während des Rennens wird wieder erlaubt. Wie bereiten sich die Ingenieure auf diese neuen Herausforderungen vor? Pat Symonds, Technischer Direktor des Renault-Teams, gibt die Antwort.#w1#
Analysieren und adaptieren
"Nachdem diese Änderungen im Reglement feststehen, besteht unsere erste Aufgabe darin, die neue Situation zu analysieren. Wir müssen uns überlegen, wie wir auf die neue Situation reagieren wollen. Auch vor der Saison 2005 standen uns grundlegende Änderungen ins Haus."
"Wir haben eindrucksvoll bewiesen, dass wir mit der Situation umgehen konnten. Unser Renault R25 war vom ersten Grand Prix in Australien an konkurrenzfähig. Auch unsere Partner leisteten hervorragende Arbeit. Unser Öllieferant 'Elf' zum Beispiel ermöglichte uns, die Lebensdauer unseres Renault RS25-Zehnzylinders zu verlängern."
"Derweil überzeugte Michelin mit seinen Reifen, die über eine gesamte Grand-Prix-Distanz hervorragende Leistungen brachten. Natürlich möchte man im Erfolg möglichst wenig ändern. Wir hätten gerne unter den gleichen Umständen weitergemacht wie in der vergangenen Saison. Gleichzeitig freuen wir uns gemeinsam mit unseren Partnern auf die neuen Herausforderungen. Wir gehen die Saison 2006 mit der gleichen Entschlossenheit an wie die Saison 2005."
Reifenwechsel

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Die Änderungen kamen für Bell zu spät, um das Chassis darauf zu optimieren Zoom
"Wäre diese Änderung früher bekannt geworden, hätten wir darauf während der Entwicklung unseres Renault R26 etwas besser eingehen können", formuliert Bob Bell, Technischer Direktor der Chassisabteilung. "Jetzt ist es zu spät, das Design des Monoposti noch grundlegend zu ändern. Das geht aber allen Teams so, deshalb ist es unerheblich."
"Im Endeffekt wäre es ohnehin lediglich unser Wunsch, den Treibstofftank zu reduzieren, da wir in unseren Rennstrategien voraussichtlich mit deutlich kürzen Turns arbeiten werden als in der vergangenen Saison."
"Die Reifenhersteller sehen sich da mit deutlich größeren Herausforderungen konfrontiert. Sie müssen viel investieren, um das neue Regelwerk perfekt auszunutzen. Es stellt sich daher die Frage, ob diese Neuerung vor den anhaltenden Diskussionen über Kostensenkungen in der Formel 1 der richtige Schritt war..."
Ausscheidungsqualifying
"Der neue Ablauf des Qualifyings richtet sich ganz klar an die Fans", so Bell. "Sollte es gelingen, dadurch das Interesse der Öffentlichkeit wieder zu steigern, ist die Änderung sehr zu begrüßen. Das neue Format des Qualifyings präsentiert sich allerdings recht komplex. In ihm sind einige potenzielle Komplikationen versteckt, die nicht unbedingt auf Anhieb zu erkennen sind."
"Ich spreche hier zum Beispiel von dem taktischen Vorteil, vielleicht lieber nur Startplatz elf oder zwölf zu erreichen anstatt um eine Position unter den Top-Ten zu fahren. Wir müssen darauf achten, das neue Qualifying gründlich zu erklären, um die Zuschauer nicht zu verwirren."
Auswirkungen des neuen Motoren-Reglements

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Auf Denis Chevrier kommt noch jede Menge Analysearbeit zu Zoom
"Mit der Bekanntgabe eines neuen Reglements setzt für uns Motorenbauer ein weit reichender Evaluierungsprozess ein", erzählt Denis Chevrier, Einsatzleiter Motoren. "Wir analysieren sämtliche Arbeitsbereiche und überlegen, wie wir sie optimieren können."
"Durch das geänderte Qualifying erhöhen sich die Anforderungen an die Laufleistung der Motoren. Wir schätzen, dass wir pro Rennwochenende etwa 10 Prozent mehr Kilometer zurücklegen werden. Die Möglichkeit, während eines Grand Prix die Reifen zu wechseln, führt zu der Überlegung, wann im Rennen wir wie viel des Motorenpotenzials ausschöpfen wollen, um zum Beispiel die Vorteile frischer Reifen optimal zu nutzen."
"Vor diesem Hintergrund müssen wir unsere Arbeitsweise an den Motorenprüfständen und während der Testfahrten im Winter umstellen, um die neuen Bedingungen zu simulieren. Alles in allem stellt uns das aber nicht vor unlösbare Aufgaben."

