• 28.10.2005 13:24

  • von Fabian Hust

Saisonanalyse Teil 5: Antonio Pizzonia

Lesen Sie im fünften Teil unserer täglichen Saisonanalyse-Serie den Rückblick auf das Jahr von BMW WilliamsF1 Team Pilot Antonio Pizzonia

(Motorsport-Total.com) - In der Saison 2001 startete Antonio Pizzonia in der internationalen Formel 3000 für das Petrobras Junior Team, einem Talentförderungsprojekt des Williams-Formel-1-Rennstalls. Das Fahrzeug war jedoch nicht konkurrenzfähig, was Pizzonia aber eindrucksvoll kaschieren konnte. Ihm gelang ein Sieg, und am Ende wurde er Meisterschaftssechster. 2002 blieb er in der Formel 3000 beim Petrobras Junior Team, hatte parallel aber bereits einen Job als offizieller BMW WilliamsF1 Team Testfahrer.

Titel-Bild zur News: Antonio Pizzonia

Antonio Pizzonia erlebte keine Saison, mit der er zufrieden sein kann

Ende 2002 interessierte sich das Jaguar Formel-1-Team für den Südamerikaner und bat WilliamsF1, diesen von seinem Vertrag zu entbinden. Vorausgegangen war eine Empfehlung von Teamchef Frank Williams. Nach einem guten Wintertest unterschrieb Pizzonia als Teamkollege von Mark Webber bei Jaguar. Doch bei den "Grünen" enttäuschte der Brasilianer. Nach elf Rennen entließ man seinen Fahrer vorzeitig.#w1#

Antonio Pizzonia

Antonio Pizzonia hat keine Lust mehr auf den Testfahrerjob Zoom

Ohne eine Möglichkeit, mitten in der Saison einen festen Platz im Rennwagen zu finden, kehrte Pizzonia zurück zum BMW WilliamsF1 Team. Er wurde neben Marc Gené zweiter Testfahrer und unterstützte die sichtbare Weiterentwicklung des FW25 während der Saison 2003. Sein Beitrag wurde hoch geschätzt, und so erhielt er auch für 2004 wieder einen Testfahrer-Vertrag im Team.

Nach Ralf Schumachers Unfall in Indianapolis beim Großen Preis der USA 2004 wurde Pizzonia Ersatzmann des Deutschen bei den Rennen in Hockenheim, Budapest, Spa und Monza. Obwohl Pizzonia über wenig Grand-Prix-Erfahrung verfügte, beendete er drei der vier Rennen als Siebter und holte sechs WM-Punkte für das Team.

In diesem Jahr zeigte sich kurioserweise ein ähnliches Bild. Erneut war der "Jungleboy" Testfahrer und erneut war es ein deutscher Fahrer (Nick Heidfeld), der einen Unfall hatte und sein Cockpit mitten in der Saison an Pizzonia abgeben musste. Der 25-Jährige kam bei den letzten fünf Saisonrennen zum Einsatz und war damit - wie schon bei Jaguar- Teamkollege von Mark Webber. Der Australier bezichtigte Pizzonia übrigens der Lüge, weil er behauptet hatte, bei Jaguar nicht das gleiche Material erhalten zu haben wie Webber.

Antonio Pizzonia

Auch 2005 wusste Pizzonia als Ersatzfahrer nicht zu überzeugen Zoom

Doch einmal mehr wusste Pizzonia seine Chance noch zu nutzen. Er wurde lediglich seinem Ruf gerecht, zwar bei Testfahrten und Trainings - wenn es also nicht darauf ankommt - schnelle Rundenzeiten fahren zu können, dann aber im Qualifying und im Rennen unter dem Druck zusammenzubrechen. Im Qualifying-Duell gegen Webber hieß es dann auch eindeutig 0:5, ein Blick auf die Punkteausbeute der fünf gemeinsamen Rennen spricht mit 2:12 eine ähnlich deutliche Sprache.

Vor allem bei BMW wurden die Rufe nach Nick Heidfeld schnell laut, doch der Mönchengladbacher konnte nicht mehr ins Auto steigen, weil er sich zu allem Überfluss bei einem Fahrradunfall nach der Gehirnerschütterung durch einen Testunfall in Monza noch eine Schulterblattfraktur zugezogen hatte. Ohne Zweifel hätte "Quick Nick" mehr Punkte geholt als seine Vertretung, immerhin erzielte Mark Webber in den letzten fünf Grands Prix zwei vierte und einen siebten Platz.

Nur in Monza konnte Pizzonia als Siebter in die Punkte fahren, in Belgien rempelte er mit dem zweitplatzierten McLaren-Mercedes-Piloten Juan-Pablo Montoya zusammen und wurde dafür von der Rennleitung bestraft, in Japan rutschte der Rennfahrer aus Manaus schon in der zehnten Runde nach einem Fahrfehler von der Strecke und musste aufgeben und beim Saisonfinale in China rollte Pizzonia mit einem platten Hinterreifen aus, wurde aber noch als 13. gewertet.

Antonio Pizzonia

Antonio Pizzonia will sich in den USA nach einem neuen Job umschauen Zoom

Nach insgesamt drei Jahren als Testfahrer des BMW WilliamsF1 Teams und nach zwei verlorenen "Testduellen" (vor der Saison 2000 gegen Jenson Button, im letzten Winter gegen Nick Heidfeld) soll der Familienvater Frank Williams schon mitgeteilt haben, dass er sich in den USA nach einem neuen Job umschauen will, falls er nicht endlich zum Stammfahrer befördert wird.

Pizzonia-Fan Frank Williams scheint aber nun endgültig erkannt zu haben, dass es keinen Sinn ergibt, länger an Pizzonia festzuhalten, dem er 1999 einst zum ersten Test im Formel-1-Boliden verholfen hatte. Stattdessen zieht der Brite ein Ass aus dem Ärmel: Nico Rosberg, den Sohn von Ex-Weltmeister Keke Rosberg. Er soll kommendes Jahr anfangen, in die Fußstapfen seines berühmten Vaters zu treten.

Analyse der 'F1Total.com'-Experten:

Marc Surer: "Antonio Pizzonia fährt immer dann die guten Zeiten, wenn es nicht drauf ankommt. Pizzonia ist keiner, der auf den Punkt Leistung bringt, und er kann ein Rennen nicht konstant zu Ende fahren. Dass er bei Testfahrten und in Freien Trainings manchmal schnell ist, sind Zufallstreffer. Das können viele. Aber Formel 1 heißt, dass man zulegen muss, wenn es drauf ankommt."

Hans-Joachim Stuck: "Von ihm bin ich enttäuscht. Wenn ich eine Reihenfolge machen müsste, würde ich ihn relativ weit hinten einordnen. Pizzonia hat wenig Konstanz und überzeugt wenig mit Leistung. Merkwürdig, dass er als Testfahrer recht schnell zu sein scheint, aber sobald er im Rennauto sitzt, kann er zumindest nicht mehr glänzen, um es diplomatisch auszudrücken."

Statistiken zu Antonio Pizzonias Saison

Fahrerwertung: 22. mit 2 WM-Punkten (Gesamtübersicht)
Anzahl der gefahrenen Rennen: 5 (Gesamtübersicht)
Anzahl der Pole Positions: 0 (Gesamtübersicht)
Durchschnittlicher Startplatz: 13,6 (Gesamtübersicht)
Anzahl der schnellsten Rennrunden: 0 (Gesamtübersicht)
Bestes Ergebnis Qualifying: 12. (Japan, China)
Bestes Ergebnis Rennen: 7. (Italien)
Gefahrene Führungsrunden: 0 (Gesamtübersicht)
Ausfallrate: 40 Prozent (Gesamtübersicht)
Testtage: 31 (Gesamtübersicht)
Testkilometer: 10.483 (Gesamtübersicht)
Test-Tagesbestzeiten: 2 (Gesamtübersicht)