• 28.10.2005 10:58

  • von Fabian Hust

Michelin über Reglementänderung entsetzt

Michelin wirft der FIA technische Inkompetenz vor und fühlt sich gezielt um den herausgearbeiteten Wettbewerbsvorteil gebracht

(Motorsport-Total.com) - Nachdem Reifenwechsel in der Formel 1 erst für die abgelaufenen Formel-1-Saison verboten worden waren - die Fahrer mussten Qualifikation und Rennen mit einem Pneusatz bestreiten - hat die Formel-1-Kommission in dieser Woche beschlossen, dass das Wechseln von Reifen in der kommenden Saison wieder erlaubt sein wird. Gerüchten zufolge sollen sich alle fünf Michelin-Teams der Saison 2006 gegen die entsprechende Reglementänderung ausgesprochen haben.

Titel-Bild zur News: Max Mosley

Auch bei Michelin regt man sich über die Politik von FIA-Präsident Max Mosley auf

In einer Pressemitteilung zeigte sich der Reifenhersteller aus Clermont-Ferrand am Freitag "perplex" angesichts der 180-Grad-Drehung in der Formel 1 und spricht von "einem Schritt rückwärts". Die Reglementänderung sei in Bezug auf die von der FIA proklamierte Politik der Kostenreduzierung "zusammenhanglos". Die am Montag getroffene Entscheidung der Formel-1-Kommission wurde am Mittwoch vom FIA Weltmotorsportrat bestätigt und tritt damit kommende Saison in Kraft.#w1#

Michelin rechnet mit höheren Kosten

Laut Michelin werde die "plötzliche, ohne vorherige Ankündigung" durchgeführte Änderung dafür verantwortlich sein, dass die Kosten für die Entwicklung, die Produktion und die Logistik um 15 Prozent ansteigen werden. "Entgegen der Aussage ist es nicht möglich, die Lösungen von 2005 an die neuen Regeln 2006 anzupassen", heißt es in der Pressemitteilung. "Diese Entscheidung enthüllt einen Mangel an technischem Verständnis des Produkts."

Die Abnutzung der Reifen und die Haftung würden für eine bestimmte Distanz optimiert werden: "Um von einem Reifen, der im Hinblick auf 2005 für 350 Kilometer entwickelt wurde, auf einen Pneu umzusteigen, der alle 100 Kilometer (oder weniger) gewechselt wird, erfordert von den Reifenherstellern das Design einer völlig neuen Reifengeneration, was die Kosten erhöhen wird."

Michelin fühlt sich gezielt um den Wettbewerbsvorteil gebracht

Zudem fühlen sich die Franzosen nach nur einem Jahr der Dominanz um ihren Vorteil gebracht: "Wir können nur die Bedeutung hinter dieser Entscheidung in Frage stellen, die alle Vorteile der 2005 von Michelin geleisteten Forschungsarbeit negiert, dank der ein Reifen entwickelt wurde, der in der Lage war, 350 Kilometer genutzt zu werden und den Partnern im Verlauf des Jahres 18 Siege ermöglichte. Michelin stellt aus diesem Grund die versteckte Motivation der FIA hinter der Reglementänderung in Frage."

Einmal mehr würde dieses Geschehen "das Problem der Formel 1 in Bezug auf die in Zusammenhanglosigkeit stehenden Entscheidungsfindungen und einen Mangel an Transparenz" aufzeigen. "In diesem Zusammenhang möchte sich Michelin bei seinen Partnerteams bedanken, die alles Mögliche unternahmen, um - leider vergeblich - zu verhindern, dass das Reglement faktisch zu einer vorausgegangenen Variante zurückkehrt."

Ein politisches Manöver?

Hintergrund der von Michelin angesprochenen "versteckten Motivation": Ab der Saison 2008, möglicherweise schon 2007, wird es nur noch einen Reifenhersteller in der Formel 1 geben. Michelin hatte in der Vergangenheit immer wieder erklärt, dass man nur im Wettbewerb stehend in der Formel 1 bleiben wird. Bridgestone hingegen erklärte frühzeitig, dass man auch als Monopolist in der "Königsklasse des Motorsports" bleiben wird. Ohne Zweifel wird die Position von Michelin durch das neue, alte Reglement geschwächt.