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Die Oma als erster Gegner: Was Alonso in die Formel 1 treibt

Fernando Alonso spricht über seinen Ehrgeiz, den er schon in Kindertagen hatte, doch in der Formel 1 fährt er heute aus einem ganz anderen Grund...

(Motorsport-Total.com) - Sein Schulweg hatte drei Sektorenmesspunkte: eine Brücke, ein Schild und einen Torpfosten. Auf seinem Weg in den Unterricht stoppte Fernando Alonso jeden Morgen in Oviedo seine Zeiten. Neben der Verbesserung der eigenen Zeit wollte der Spanier dabei vor allem eines erreichen: Er wollte seine Oma schlagen, die ihn morgens in die Schule brachte. "Ich musste sie schlagen - jeden Tag", erinnert er sich bei 'mclaren.com'.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Keine Gnade: Fernando Alonso weiß, dass man unbarmherzig sein muss Zoom

"Das klingt nicht sehr nett, oder?", grinst er. Alonso war schon früh in seiner Kindheit angetrieben vom Wettkampfgedanken. Dieser führte ihn irgendwann in den Kartsport und schließlich in die Formel 1, wo er zwei Weltmeistertitel einfahren konnte. Auf seinem Weg schluckte er Konkurrent um Konkurrent und eckte dabei nicht selten mit seiner eigensinnigen Verhaltensweise an. Doch die, so Alonso, braucht man, um im Rennsport zu überleben.

"Man darf kein Herz besitzen", sagt er. "Du bist mit den anderen Fahrern nicht verfeindet, aber du musst dich auf dich selbst konzentrieren, um zu gewinnen. Wenn du jemandem 'weh tun' kannst, indem du einen Vorteil ihm gegenüber erlangst, umso besser." Seiner Oma dürfte der Spanier wohl eher nicht "weh getan" haben, doch sie war einst der erste "Gegner" für den heute 35-Jährigen.

Mittlerweile ist Alonso seit 15 Jahren in der Königsklasse unterwegs. Allerdings fährt er heutzutage nicht in der Formel 1, um jemand anderen zu besiegen. Seinen Wettkampfgeist lebt der Mann aus Oviedo in anderen Bereichen des Lebens aus - etwa beim Radfahren, beim Tennis "oder gegen meine Mutter, wer zuerst beim Supermarkt ist", lacht Alonso. Will er motorsportlichen Wettbewerb, dann geht er Kartfahren. In der Formel 1 fährt er nur wegen des Gefühls.

"Die Autos geben mir ein Gefühl, das ich nirgendwo anders bekommen kann", erklärt er. "Man kann nur schwer beschreiben, was für ein Gefühl das ist, aber nichts kommt auch nur annähernd heran. Dein Gehirn muss sich jedes Mal resetten, wenn du im Auto bist, weil alles so schnell passiert. Wenn du ein paar Wochen kein Formel-1-Auto gefahren bist, dann überrascht dich der Level an Performance."

Im Kart könne den Spanier überhaupt nichts überraschen, weil sich das Auto verhält, wie er es erwartet - anders ist es in seinem McLaren-Honda MP4-31. "Dort wirst du immer überrascht. Wenn du bremst, dann braucht dein Gehirn 0,2 Sekunden zum Aufholen. Und das ist ein sehr schönes Gefühl", erzählt er.

Fernando Alonso

Den Spanier reizt das Gefühl beim Fahren - aber wie lange noch? Zoom

Fraglich ist, wie lange Alonso dieses Gefühl noch bekommen kann, denn in der jüngsten Vergangenheit hat er sich immer wieder unzufrieden mit der aktuellen Richtung gezeigt, in die die Formel 1 geht. Das Feeling sei früher schon einmal viel besser gewesen. Mit der schonenden Fahrweise und den langsameren Kurvengeschwindigkeiten kann er derzeit nicht so viel anfangen. Seine Hoffnung setzt er auf die neuen Regeln 2017, wenn die Formel 1 wieder schneller werden soll. Bringen diese ihm nicht das gewünschte Gefühl zurück, dann könnte er dieses in anderen Serien suchen.