• 12.06.2010 10:57

  • von Fabian Hust

Der Reifendruck nimmt zu...

Während die Mehrzahl der Teams mit Pirelli zusammenarbeiten möchte, gibt es hinter den Kulissen offenbar einen Machtkampf - Teams erhöhen den Druck

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Teams arbeiten bereits seit mehreren Wochen an ihrem Auto für die kommende Saison, doch noch ist unklar, auf welchen Reifen man fahren wird. Der Rückzug von Bridgestone ist in Stein gemeißelt, ein Nachfolger ist jedoch noch nicht gefunden.

Titel-Bild zur News: Bridgestone-Reifen

Wer liefert 2011 das schwarze Gummi - die Frage ist nach wie vor nicht geklärt

"Das aktuelle Reglement verlangt von der FIA, dass eine Ausschreibung erfolgt", so McLaren-Mercedes-Teamchef Martin Whitmarsh. "Klarerweise haben wir alle ein Interesse daran, dass diese einen Abschluss findet. Die Teams, die FIA und die Inhaber der kommerziellen Rechte haben hart gearbeitet, um eine Vereinbarung zu erzielen, ich bin mir sicher, dass diese in Kürze stehen wird."#w1#

Zumindest in der kommenden Saison wird es lediglich einen Reifenhersteller geben, was Red Bull-Teamchef Christian Horner begrüßt: "Die Situation mit dem Monopol, welche wir in der Formel 1 haben, hat es den unabhängigen Teams wie unserem ermöglicht, mit den Automobilherstellern gehörenden Teams und größeren Organisationen konkurrenzfähig mithalten zu können."

"Fundamental ist, dass wir in Bezug auf die Bereitstellung der Reifen Ausgeglichenheit haben werden", so der Brite weiter. In der Situation, in der wir uns im Moment befinden, haben wir einen guten Reifenlieferanten, der unglücklicherweise 2011 nicht mehr bei uns sein wird. Den Teams ist klar, welche auf dem Tisch liegende Optionen sie ziehen wollen. Hoffentlich kann die FIA zusammen mit Bernie Ecclestones zu einem ähnlichen Schluss kommen."

"Es ist Eile geboten, wer auch immer in den Sport kommt", so Whitmarsh. "Sie müssen die Reifen designen, entwickeln und an der Logistik der Herstellung der zahlreichen notwendigen Reifen und Service-Leistungen für die Formel 1 und für die Teams im kommenden Jahr arbeiten."

"Wir benötigen dringend Klarheit, sodass wir das nächstjährige Auto entwickeln können. Es ist klar, dass die Charakteristik der Reifen für das Layout des nächstjährigen Autos ein Fundament darstellt, auf dem man aufbaut. Es ist also wirklich sehr dringend, sowohl für die Reifenfirmen als auch für die Teams."

"Je schneller wir testen und die Design-Charakteristiken unter die Lupe nehmen können, desto sicherer sind die Dinge. Es wird schwierig. Alle Teams haben während den vergangenen Jahren ihre Testteams abgebaut. Um ehrlich zu sein ist niemand von uns ausgerüstet, um Reifen testen zu gehen, so wie wir dies vorher gemacht haben."

"Es gab in der Formel 1 viele Initiativen, um die Kosten zu reduzieren, und ich denke, dass wir vorsichtig sein müssen, dass wir nicht wieder in die falsche Richtung gehen, um mit diesem Wechsel zurechtzukommen. Ich bin jedoch sicher, dass wir zusammen befriedigend daran arbeiten werden."

Im Zuge des neuen Reifenpartners der Formel 1 könnte es für die Teams eine weitere Veränderung geben. Bisher durften sie in der Garage ohne externen Einfluss die Logos ihrer Sponsoren präsentieren - natürlich mussten sie den lokalen Gesetzen gerecht werden und dürfen zum Beispiel keine Zigaretten-Marken und teilweise auch alkoholhaltige Produkte bewerben.

Doch nun haben die Teams am Donnerstag von Allsport, jenem Unternehmen, das die Bewerbung an der Strecke kontrolliert, einen Brief erhalten, in dem den Teams dargelegt wird, dass das Unternehmen auch die Rechte an den Werbeflächen in den Garagen der Teams hält.

Die Teams vermuten ein Machtspielchen zwischen Ecclestone und den Teams, die angeblich teilweise an eigenen Vereinbarungen mit Pirelli arbeiten. Ecclestone dementiert, dass er hinter dem Schreiben steht, bestätigt jedoch, dass Allsport alle Rechte an Werbung innerhalb der Strecke zustehen, also auch in den Garagen der Teams.

Zudem habe der Brief nichts mit Pirelli zu tun: "Ich hoffe, dass Pirelli den Vertrag nicht bekommt, und Michelin bekommt ihn nicht, und wir können Avon haben...". Die Teams erklären, dass sie im Concorde Agreement nichts entdecken können, dass ihnen die Werbefreiheit in den eigenen Boxen einschränkt.

Unterdessen arbeitet die Teamvereinigung FOTA nach wie vor an einer Vereinbarung mit Pirelli, doch FIA-Präsident Jean Todt hat bereits klargestellt, dass dies nicht die Aufgabe der Teams ist, sondern jene des Verbandes. Das letzte Wort habe somit die FIA.

"Für uns als unabhängiges Team ist es extrem wichtig, dass die Kosten unter Kontrolle sind", so Horner. "Im Idealfall haben wir einen einzigen Reifenlieferanten, um Konsistenz und Kompatibilität mit allen Teams sicherzustellen."

"Der Deal mit Pirelli, der auf dem Tisch liegt, sieht kommerziell und praktisch sehr attraktiv aus. Das scheint auch der Konsens unter der Mehrheit der Teams zu sein. Aber es ist wichtig, dass die FIA und die FOM mit dem relevanten Reifenlieferanten eine Vereinbarung erzielt. Idealerweise werden wir das sehr schnell aus der Welt geschafft haben."