• 29.01.2004 14:56

  • von Florian Haasper

"Der R24 bietet schon jetzt mehr Abtrieb als der R23B"

Renaults Technischer Direktor im Chassisbereich Bob Bell erklärt die Besonderheiten des neuen Renault-R24-Chassis

(Motorsport-Total.com) - Bob Bell ist zwar kein Unbekannter in der Formel 1, war er doch schon in den 80er Jahren während der goldenen McLaren-Ära als Designer aktiv. Trotzdem hatte der neue Technische Direktor im Chassisbereich bei Renault keinen leichten Einstand. Zu groß erschienen die Fußstapfen seines Vorgängers, Mike Gascoyne, der von Toyota mit viel Geld nach Köln-Marsdorf gelockt wurde und 2003 das vielleicht beste Chassis überhaupt konstruiert hatte.

Titel-Bild zur News: Renaults Technischer Direktor im Chassisbereich Bob Bell

Bob Bell ist sicher, dass der Renault R24 ein gelungener Wurf ist

Seit Oktober 2003 ist nun allein Bell für die Entwicklung des Chassis verantwortlich. Wie stark noch die Ideen Gascoynes in den R24 geflossen sind, wird wohl für immer das Geheimnis des französischen Teams bleiben. Bell stellt das Auto für die Saison 2004 im Detail vor.#w1#

"Der R24 wurde pünktlich fertig, genau an dem Tag, an dem wir es auch geplant hatten. Allein schon aufgrund dieser Tatsache gebührt allen, die an diesem Projekt mitgewirkt haben, ein großes Lob.

Der Schwerpunkt des R24 liegt höher als beim R23

Von außen betrachtet fallen vor allem die größere Motorabdeckung und der Heckflügel auf, der auf zwei obere Elemente begrenzt ist, um den 2004er Regeln zu entsprechen. In der Theorie bringt diese Einstellung einen Verlust an aerodynamischer Effizienz von ungefähr sechs Prozent mit sich. Harte Arbeit im Windkanal hat es uns jedoch ermöglicht, dieses Defizit auszugleichen: Der R24 bietet schon jetzt mehr Abtrieb als der R23B.

Natürlich schließt das mechanische Paket auch den neuen 72-Grad-V10-Motor mit ein. Die Architektur des Motors hat uns vor keine sonderlichen Probleme gestellt. Man muss ein Formel-1-Auto als Ganzes betrachten. Was auf einem Gebiet verloren geht, das kann an anderer Stelle wieder wettgemacht werden.

Daher dürfte der Schwerpunkt des Wagens im Vergleich zu 2003 leicht höher liegt, aber diese Differenz beträgt weniger als 10 Millimeter. Die Motor/Chassis-Integration ist ziemlich gut gelungen. Dank der optimierten Kommunikation zwischen Enstone und Viry-Châtillon ist das Gesamtpaket noch kompakter geworden. Diese Charakteristik hat es uns erlaubt, den Unterboden exakt nach unseren Vorstellungen zu formen. Aufgrund des neuen V-Winkels konnten wir hinten viel schlankere Seitenkästen konstruieren.

R24: leichter und verwindungssteifer

Was die Steifigkeit anbelangt haben einen Fortschritt von etwa zehn Prozent erzielt. Das ist vor dem Hintergrund des neuen Motordesigns eine beachtliche Leistung. Der R24 ist außerdem leichter als sein Vorgänger.

Bei der Aufhängung haben wir einige neue Werkstoffe verwendet. Sie weist jedoch größtenteils dieselbe Geometrie wie letztes Jahr auf. Der Benzintank ist kleiner als noch 2003. Auch der Radstand wurde modifiziert.

Der R24 verfügt über ein Sechs-Gang-Getriebe, das zu 100 Prozent aus Titan besteht. 2003 basierte es noch auf einer Titan-Karbon-Konstruktion. Diese Änderung ergab sich aus unserem Bestreben, unsere Ziel in puncto Steifigkeit und Gewicht zu erreichen."