• 21.09.2003 12:19

  • von Marco Helgert

Der Erfolg der Ingenieure

Die Abhängigkeit der Formel-1-Fahrer: Ihr Erfolg hängt mehr und mehr von den Leistungen der Ingenieure in ihren Teams ab

(Motorsport-Total.com) - Über den Erfolg oder Misserfolg eines Fahrers entscheidet er nicht nur allein ? die Technik seines Autos und des umgebenden Feldes sind nicht minder signifikant. Einige große Fahrer der Vergangenheit mussten dies bereits schmerzlich erleben. Der Amerikaner Phil Hill holte 1961 den WM-Titel, um dann für 1963 zum neu gegründeten 'Automobili Turismo e Sport'-Team zu wechseln. Der A.T.S. 100 war eine Katastrophe, Hill warf den Bettel hin und ging ein Jahr später zu Cooper.

Titel-Bild zur News: BMW-Williams-Mechaniker bei der Arbeit

Technik-Wunder Formel 1 Auto - Ingenieurskunst der höchsten Klasse

Dies sei nur ein exemplarisches Beispiel aus einer Zeit der Formel 1, in der die Technik noch nicht die heute so bedeutende Rolle spielte. Die Formel 1 2003 zeigt sich dagegen anders: Traktionskontrolle, Startautomatik, Aerodynamik die nur durch einen ganzen Technikstab verstanden werden kann und Autos, deren Komplexität einige Raumfahrtprogramme locker in den Schatten stellt.

"Die Piloten bewegen sich alle am Limit. Also wird der gewinnen, der vorher am meisten und am besten an seinem Auto gearbeitet hat", analysiert Niki Lauda in der 'Welt'. Doch was heißt am Auto arbeiten? Für einen Fahrer ist es unmöglich sein Einsatzgerät komplett zu verstehen. Er benötigt ein blindes Vertrauen zu seinen Ingenieuren, die wiederum müssen die Vorlieben und Eigenarten ihres Fahrers in- und auswendig kennen.

Es ist nicht denkbar, dass Michael Schumacher in einem Sauber oder einem BAR um den Titel kämpfen könnte. Auch ein Juan-Pablo Montoya oder ein Kimi Räikkönen hätten damit wohl kaum zum erweiterten Feld der Titelkandidaten gezählt. "Ohne einen konkurrenzfähigen Ferrari könnte Michael nicht Weltmeister werden", bestätigt Ferraris Teamchef Jean Todt.

"Der Erfolg steht und fällt mit der Technik und den Technikern", schätzt Frank Williams die Situation ein. Der Brite muss es wissen: Nelson Piquet holte 1987 den Titel für das englische Team, sein Teamkollege Nigel Mansell holte im gleichen Jahr fünf Siege. Ein Jahr später fuhr McLaren mit den Honda-Motoren, Williams musste auf Judd-Sauger-Triebwerke umrüsten. Nur ein Puzzlestein brach weg, das System kollabierte: Williams holte nur 20 Punkte, wurde nur Siebter der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft.

Doch es gibt auch das umgekehrte Beispiel: Techniker, die ein Auto entwickeln, welches zu den besten der Formel 1 gehört, aber keinen Schimmer haben, warum das Auto so gut ist. Der Ligier-Ford JS11 war zu Beginn der Saison 1979 überlegen ? nur niemand wusste warum. Der Ligier wurde weiterentwickelt, doch anstatt schneller zu werden und den Ferraris weitere Gegenwehr zu leisten, fiel man zurück. Holten die Franzosen in den ersten sechs Rennen 44 Punkte, so waren ist den folgenden neun Veranstaltungen deren 17.

"Wir bauen die Autos. Die Fahrer haben nur die Aufgabe Rennen zu gewinnen. Sie kommen und gehen, aber die Teams bleiben", so die Philosophie von Frank Williams. Darauf begründet sich auch Williams' Vorliebe für den Konstrukteurstitel, der die Leistung seines Teams honoriert. Die Fahrer sind auswechselbar, ein Technikstab ist weit schwerer zu ersetzen.