BMW-Williams: Siegesambitionen in Indianapolis
Das BMW-Williams-Team möchte auf dem Weg zum möglichen Titelgewinn in Indianapolis Boden auf Michael Schumacher gutmachen
(Motorsport-Total.com) - Nach 14 von 16 Läufen zur FIA Formel-1-Weltmeisterschaft 2003 zeichnet sich noch immer keine Dominanz ab. Sowohl der Kampf um den Konstrukteurstitel als auch die WM der Fahrer sind offen. Wer gewinnen will, muss in den verbleibenden zwei Grands Prix fehlerfrei arbeiten - und möglichst siegen. Der Große Preis der USA am 28. September wird mit größter Spannung erwartet.

© BMW-Williams
Juan-Pablo Montoya kehrt an die Stätte seines größten Triumphes zurück
Die Rennstrecke in Indianapolis gehört nicht zu den engsten Vertrauten der Formel 1. Dort wird erst zum vierten Mal gefahren, Testmöglichkeiten gibt es keine. Obendrein stellt die Strecke mit einer besonders langen Geraden und einem extrem winkligen Abschnitt im Innenraum widersprüchliche Anforderungen an die Fahrzeugabstimmung.
"Der 'Brickyard' weckt sehr gute Erinnerungen in mir. In erster Linie natürlich an den Sieg bei den Indy 500 im Jahr 2000, aber auch an meine Zeit in der CART-Serie, weil mein Team in Indianapolis ansässig war", erinnerte sich Juan-Pablo Montoya. "Die Atmosphäre mit der Musik und den gewaltigen Tribünen, voll mit Fahnen schwenkenden Menschen ist einfach großartig. Ich bin sicher, es werden wieder viele Kolumbianer anreisen, um mich anzufeuern."
Indianapolis: Ein Heimrennen für Montoya
"Indy ist eine Art Heimrennen für mich. Ich denke, ich kann und muss meinen Anhängern eine gute Vorstellung bieten. Unser Auto kann auf dem Speedway definitiv eine gute Figur machen. Wir haben den starken BMW Motor für die lange Gerade. Ich freue mich auf einen engen Kampf mit der Konkurrenz."
"Wir haben jetzt vor allem zwei Ziele im Auge", erklärte der Kolumbianer. "Unser Team sollte sich die Konstrukteurs-WM sichern, und ich muss zu Michael in der Fahrerwertung aufschließen und ihn, wenn irgend möglich, in den Punkten überholen. Der US Grand Prix sollte ein gutes Rennen für mich werden. Wir müssen dort das Beste aus unseren Möglichkeiten machen, denn ich weiß, dass der GP Japan Michaels Fahrstil eher entgegen kommt. Ich werde ein paar Tage früher in die USA fliegen. Zum einen, um mich zu akklimatisieren, zum anderen, um Marketing-Termine wahrzunehmen."
Ralf Schumacher hingegen geht davon aus, dass er nicht ein weiteres Rennen pausieren muss: "Nachdem ich das Rennen in Monza wegen der Folgen des Testunfalls auslassen musste, gehe ich davon aus, dass ich zum Grand Prix der USA wieder hundertprozentig fit bin. Ich tue jedenfalls alles dafür, um in Indianapolis dabei zu sein. Ich bin zwar kein ausgesprochener USA-Fan, aber Indy als Hochburg des amerikanischen Rennsports: Das ist schon etwas Besonderes! Ich mag den Kurs, weil er viel Rhythmus hat - er ist sehr schnell, und man kann überholen. Dafür sorgt die lange Gerade, und speziell die erste Kurve eingangs der Steilwand ist eine gute Stelle zum Angreifen."
Nur keine teaminterne Kollision ? Umsicht ist gefragt
"Technisch ist die Strecke verdammt anspruchsvoll: Auf besagter Geraden, auf der man über 20 Sekunden lang Vollgas gibt, ist nichts als Power gefragt. Die haben wir, dank BMW. Im extra für die Formel 1 gebauten Infield dagegen braucht man vor allem Abtrieb in den vielen Kurven. Von daher muss man beim Setup einen schwierigen Kompromiss finden, um diese Gegensätze in den Griff zu kriegen."
"Das Erlebnis aus dem Vorjahr habe ich verdaut, auch wenn ich nicht unbedingt die besten Erinnerungen daran habe: Da ist passiert, was einem eigentlich nie passieren sollte - eine Kollision zwischen Teamkollegen!", sprach Schumacher den Vorfall aus dem letzten Jahr an, fügte aber hinzu: "Ich denke, in diesem Jahr werden alle mit großer Umsicht zu Werke gehen."
"Indianapolis stellt einzigartige Anforderungen", weiß Williams' Chefingenieur Sam Michael. "Für den größten Teil der Runde, die vielen Kurven im Innenraum, wünscht man sich maximalen Abtrieb. Für die anschließende lange Gerade, auf der über 20 Sekunden lang Vollgas gefahren wird, möchte man die Flügel so flach wie irgend möglich einstellen."
Williams möchte alles aus dem FW25 herausholen
"Angesichts der Leistungsdichte an der WM-Spitze kann jeder kleine Fehler die Titelhoffnungen zerstören. Im Grunde sind WM-Punkte aus dem ersten Rennen genauso wertvoll wie welche aus dem Finale. Mit dem Unterschied: In der Schlussphase bleibt keine Zeit mehr, verlorenen Boden gutzumachen."
"Strategisch wird es ein interessantes Rennen", fuhr der Australier fort. "Die Frage ist: Wer traut sich mit wie wenig Kraftstoff zu fahren? Dieses Thema wird durch die Leistungsdichte von Fahrern und Fahrzeugen verstärkt. Wir haben für den US Grand Prix einige neue mechanische und aerodynamische Komponenten vorbereitet, um in den beiden entscheidenden GP wirklich alles aus dem FW25 herauszuholen."
"Wer am Ende die Nase vorn hat, der hat den Titel auch verdient
"Zeichnete sich Monza durch einen mit 73 Prozent insgesamt hohen Volllastanteil aus, ist in Indianapolis die mit über 20 Sekunden pro Runde ausgesprochen lange Dauer-Volllast auf der leicht gebogenen Geraden das entscheidende Kriterium für die Motorbelastung", erklärte BMW-Motorsportchef Mario Theissen. "Auf keiner anderen F1-Strecke wird so lang am Stück 'Bleifuß' gefahren."
"Die Rückkehr der Formel 1 in die USA im Jahr 2000 hat BMW sehr begrüßt. Schließlich sind die Vereinigten Staaten der größte Markt des Unternehmens. Und Indianapolis als Austragungsort ist ein Kronjuwel unter den Rennstrecken. Wir haben uns für diesen technisch sehr anspruchsvollen Parcours aus Abschnitten des legendären Highspeed-Ovals und einem kurvigen Innenraum viel vorgenommen."
"Wir befinden uns nun im vierten Jahr unseres Formel-1-Projektes. Dass wir bereits um die Weltmeisterschaft kämpfen können, ist der bisherige Höhepunkt einer kontinuierlichen Steigerung", freut sich Theissen. "Den Pokal zu gewinnen, wäre ein enormer Erfolg für unser gesamtes Unternehmen. Wir setzen alles daran, unsere Chancen zu wahren. Natürlich spielt neben dem eigenen Einsatz auch das Glück eine entscheidende Rolle. Auf jeden Fall kann man jetzt schon sagen: Wer am Ende dieser hart umkämpften Saison die Nase vorn hat, der hat den Titel auch verdient."

