• 20.09.2003 09:12

  • von Marcus Kollmann

BAR-Team will beim US-Grand Prix Platz 5 verteidigen

Für die Truppe aus Brackley gibt es beim fünfzehnten WM-Lauf nur ein Ziel: möglichst viele Punkte für die Konstrukteurswertung holen

(Motorsport-Total.com) - Über 2000 Kilometer konnte das BAR-Honda-Team in dieser Woche verteilt auf die Strecken Jerez und Idiada in Vorbereitung der letzten beiden WM-Läufe der Saison abspulen.

Titel-Bild zur News: Jacques Villeneuve und Jenson Button

Villeneuve und Button sollen in Indianapolis beide WM-Punkte einfahren

Nachdem man beim Italien-Grand Prix durch Jacques Villeneuves sechsten Platz drei wichtige Punkte im Kampf um den fünften Rang in der Konstrukteurswertung holen konnte, besteht das Ziel für das Abschneiden auf dem Indianapolis Motor Speedway in einer Verteidigung dieses Platzes.

Darüber hinaus steht noch die erste Doppelzielankunft beider Piloten in den Punkterängen aus. In der Saison 2000 konnten die damaligen BAR-Piloten Villeneuve und Zonta vier WM-Punkte beim US-Grand Prix holen. Ein Jahr danach reiste man ohne Zähler zum Saisonfinale nach Japan weiter. Im Vorjahr sprang dann wieder ein Punkt heraus.

Villeneuve rechnet mit einem schwierigen Rennen

"Ich war sehr erfreut darüber, dass ich aus Monza mit ein paar für das Team geholten Punkten abreisen konnte. Wir hatten uns das gesamte Jahr über schon auf die Rennabstimmung konzentriert, leider aber auf Grund der mechanischen Fehler und ausgebliebenen Zielankünfte nicht von unserer harten Arbeit profitieren können. Auf den beiden noch kommenden Strecken wird es schwerer werden Punkte zu holen als es das in Monza war. Eine Menge wird von der Reifensituation abhängen", geht Jacques Villeneuve davon aus, dass das schwarze Gold der Formel 1 und nicht die eigene Wettbewerbsfähigkeit darüber entscheiden wird ob man am Ende mit oder ohne Punkte abreisen wird.

"Indy ist im Infield sehr kurvig und während des Richtungswechsels werden die Bremsen stark beansprucht. In diesen Streckenbereichen wird man mit einem schwereren Motor mehr bestraft als in Monza. Das gilt auch für Suzuka, weshalb es zwei schwierige Rennen für uns werden. Der F1-Kurs in Indianapolis ist keine schlechte Strecke, jedoch auch nicht so gut wie sie meiner Meinung nach sein könnte", erklärt der Kanadier.

"Am Ende der langen Geraden wird ziemlich stark gebremst, wodurch sich eine gute Überholmöglichkeit ergibt. Nach Europa und dieser Saison nach Indy zu gehen, wird auf Grund des engen Wettkampfes in der Meisterschaft dieses Mal noch aufregender sein."

Button ist hoch motiviert weitere Punkte einzufahren

"Ich mag die Strecke, wenngleich sie doch ziemlich eng und im Infield verwinkelt ist und ich Hochgeschwindigkeitskurse bevorzuge. Die Steilwandpassage zu durchfahren ist aber eine nette Sache und auf der Geraden ist man auch sehr schnell. Wir fahren ziemlich lange mit Vollgas, genauer gesagt über 20 Sekunden. In der Vergangenheit habe ich das Rennfahren in Indianapolis immer genossen und freue mich nun auf die Rückkehr dorthin in diesem Jahr. Vor allem weil wir konkurrenzfähiger sind, und weil ich hoffe, dass ich weitere WM-Punkte holen kann", zeigt sich Jenson Button erfreut, motiviert und zuversichtlich.

Der Brite weiter: "Ich mag es auch Amerika zu besuchen und in Indy werden wir immer herzlich empfangen. Die Atmosphäre in der Stadt ist einfach großartig und die Stadt scheint total rennbegeistert zu sein. Für die Formel 1 ist dies einer der großartigsten und auch der berühmtesten Austragungsorte. Was meine eigenen Erwartungen für den US-Grand Prix angeht, so bin ich absolut bestrebt meine starke Vorstellung in der Qualifikation in Italien, wo ich auf Platz 7 fuhr, zu wiederholen."

"Ich hoffe, dass ich das dann in ein positives Ergebnis umwandeln kann. Das Team hat in diesem Jahr sehr hart gearbeitet und ich werde in Amerika und Japan alles für ein gutes Ergebnis und Ende der Saison geben."

Teamchef fordert Verteidigung von Platz 5 bei den Herstellern

David Richards, Teamchef: "Das Team war über Jacques' sechsten Platz in Monza, der uns im Kampf um Platz 5 in der Konstrukteurswertung in Führung brachte, sehr ermutigt. Unsere Top 10-Startpositionen mit beiden Autos waren zudem eher repräsentativ was unser Potenzial anbelangt und Jacques konnte das in ein sehr positives Rennergebnis umsetzen. Ich bin sicher, dass das auch bei Jenson der Fall gewesen wäre, hätte es keine Getriebeprobleme bei ihm gegeben. Wir rechnen damit, dass Indianapolis ein schweres Rennen für uns wird, doch wir haben seit Italien getestet und hart daran gearbeitet unsere Leistungsfähigkeit zu maximieren. Wir sind bestrebt ein gutes Ergebnis zu erreichen und wollen unsere Position in der Konstrukteurswertung verteidigen."

Indianapolis erfordert bei der Abstimmung einen Kompromiss

Geoffrey Willis, Technischer Direktor: "Die Formel-1-Strecke in Indianapolis besteht eigentlich aus zwei Kursen. Einen Teil bildet der bekannte Indy 500-Oval-Speedway mit Kurve 1 und der langen Geraden, die jedoch in entgegengesetzter Richtung befahren wird. Der andere Teil ist ein enger und kurviger Innenbereich der von der Charakteristik mit Ungarn Gemeinsamkeiten aufweist, denn er ist langsam, man kann nur schwer überholen und es gibt noch weniger Grip. Die letzte Kurve wird mit Vollgas durchfahren, weshalb ein gutes Herausbeschleunigen aus der vorigen Kurve wichtig ist, damit sich im langen Oval-Bereich niemand durch den Windschatteneffekt heransaugt und versucht einen dann zu überholen."

"Die Abstimmung der Autos muss ein Kompromiss entsprechend den unterschiedlichen Anforderungen der beiden Streckenbereiche in Hinsicht auf den Abtriebslevel sein. Dies und das wenig Grip besitzende Infield bedeutet, dass die Teams auch die richtige Reifenmischung finden müssen, wobei es darauf ankommt eine Mischung zu wählen die viel Haftung bietet und im Verschleiß und der Blasenbildung akzeptabel ist. Ansonsten beansprucht die Strecke durch ihren glatten Asphalt und die flachen Randsteine das Chassis, die Aufhängung und die Bremsen eher durchschnittlich."

"Wie dem auch sei, die lange Gerade kann Probleme mit dem Motor hervorrufen, der über eine etwas längere Periode als auf allen anderen Strecken unter Volllast beansprucht wird. Dadurch und durch das sich anschließende plötzliche Abbremsen, gefolgt von einer längeren Periode in der mit niedrigeren Geschwindigkeiten gefahren wird, kann es zu Problemen mit der Zuverlässigkeit kommen."

Honda erwartet nach guten Testfahrten eine gute Leistung

Shuhei Nakamoto, Technikdirektor, Honda Racing Development: "Alles in allem verlief der Test in Jerez gut. Wir erhielten jede Menge an Feed-back und sammelten viele Daten die wir bei den Vorbereitungen auf die letzten beiden Rennen verwenden können. Es war wirklich ein großes Pech, dass Jensons Einsatzzeit im Auto durch den Unfall nur so kurz war, doch wir sind erfreut darüber, dass er sich keine schweren Verletzungen zugezogen hat. Ich bin überzeugt, dass er in Indianapolis wieder vollkommen fit sein und angreifen wird. Jacques hatte in Italien ein solides Rennen und wir sind alle bestrebt in Amerika weitere Punkte zu holen."