Dennis von Alonsos Besonnenheit überrascht

Wie diszipliniert und ruhig Alonso auf den Gewinn des WM-Titels hinarbeitet, überrascht sogar McLaren-Teamchef Ron Dennis

(Motorsport-Total.com) - Seit dem Grand Prix von San Marino in Imola im April hätte Kimi Räikkönen aufgrund der Überlegenheit seines McLaren-Mercedes-Pakets praktisch jedes Rennen gewinnen können, doch stattdessen geht der Finne mit fast nicht mehr aufholbaren 27 Punkten Rückstand in die finale Phase der Weltmeisterschaft. Mit ein Grund dafür ist die fast schon unheimliche Konstanz von Fernando Alonso, von der sich gestern erstmals auch McLaren-Teamchef Ron Dennis beeindruckt zeigte.

Titel-Bild zur News: Ron Dennis

Ron Dennis ist von Alonso sehr beeindruckt, aber: "Wir sind stärker!"

Der Renault-Pilot hat dieses Jahr schon mehrere Male bewiesen, dass er nicht nur über den nötigen Speed verfügt, sondern auch über die Cleverness eines angehenden Weltmeisters. Beispiele gefällig? In Imola hielt er in den letzten Runden dem enormen Druck von Michael Schumacher stand, in Monte Carlo rettete er trotz völlig abgefahrener Reifen einen vierten Platz und in Magny-Cours und Silverstone staubte er abgebrüht Siege ab, als ihm diese durch Räikkönens Motorschäden auf dem Silbertablett serviert wurden. Demgegenüber steht lediglich der Patzer von Montréal.#w1#

Alonso ist cool genug, nicht immer auf Sieg zu fahren

Gestern in Monza war Alonso in der Schlussphase im Gedanken schon beim nächsten Rennen in Spa, drehte daher seine Motorleistung zurück und fuhr auf Ankommen, ehe er dann doch noch einmal Jagd auf den humpelnden Montoya machte. Als er allerdings zwei Runden vor der Zielflagge erkannte, dass er aus eigener Kraft trotz der Reifenprobleme des Führenden nicht gewinnen würde, rollte er sicher ins Ziel und sackte die acht goldwichtigen Punkte ein.

"Er ist ein sehr talentierter Fahrer. Ich denke, er hat uns alle mit seiner Besonnenheit überrascht, wenn man bedenkt, dass er Spanier ist", lobte daher Dennis. "Es ist beeindruckend, wie er an die Rennen herangeht und auch strategisch sehr clever agiert. Er realisiert, wenn es Sinn macht, sich mit einem zweiten Platz zufrieden zu geben, aber wir wollen ihn in den noch ausstehenden Rennen möglichst oft in diese Situation bringen!"

Gleichzeitig weiß der Brite, dass es damit längst nicht mehr getan ist, denn Alonso kann inzwischen sogar schon ohne Podestplätze locker Weltmeister werden, wenn er nur weiterhin fleißig Punkte sammelt wie ein Eichhörnchen. Dies wiederum führte zuletzt zu dem Vorwurf, dass es eines Weltmeisters nicht würdig sei, nur auf Ankommen zu fahren, wie es Renault derzeit macht. Aber ist das eigentlich wirklich so?

Ist Räikkönen für Alonso einfach zu stark?

Dennis glaubt nicht: "Wenn er Weltmeister wird, wird er sofort sagen: 'Da waren viele Rennen, die ich hätte gewinnen können, aber es war nicht notwendig.' Das stimmt aber nicht, denn man kann ganz klar sehen, wie sehr sie pushen", so der 58-Jährige. Vielmehr sei die Kombination Räikkönen/MP4-20 im Moment ganz einfach der Maßstab in der Formel 1, weshalb Alonso gar keine andere Wahl habe als sich mit zweiten und dritten Plätzen zufrieden zu geben.

Außerdem ist nach Meinung des McLaren-Teamchefs das Titelrennen noch nicht gelaufen: "Wenn Alonso nächstes Mal nicht ins Ziel kommt, was durchaus möglich ist, dann gehen wir mit 17 Punkten Rückstand in die letzten drei Rennen. Jeder muss also einsehen, dass es noch machbar ist", sagte er. Und: "Solange wir eine mathematische Chance haben, werden wir alles versuchen - sogar wenn der Titel nicht mehr möglich ist. Wir sind schließlich hier, um Rennen zu gewinnen."