• 20.01.2002 16:37

  • von Fabian Hust

Dennis: Legalität eines Autos in Frage gestellt

McLaren-Teamchef Ron Dennis sorgt mit seiner Aussage, ein Auto sei vermutlich nicht legal, für Aufsehen

(Motorsport-Total.com) - Wie so oft vor dem Start einer neuen Saison blicken sich die Konkurrenten auch dieses Jahr gegenseitig genau auf die Finger. Im Jahr 2000 waren es die clever konstruierten Cockpitränder von Ferrari, Jordan und Minardi, die von den anderen Teams in Frage gestellt wurden, in der vergangenen Saison musste Ferrari die Aufhängung modifizieren, da diese nicht dem Sinn des Reglements entsprach und im Jahr davor wurde McLaren-Mercedes gezwungen, auf den Einsatz eines neuen Differenzials zu verzichten, nachdem Ferrari davon Wind bekommen hatte und bei der technischen Kommission eine Untersuchung verlangte.

Titel-Bild zur News: McLaren-Vorderradaufhängung

Vorderradaufhängung: Legal aber nicht im "Sinne des Reglements"?

Natürlich "bekriegen" sich insbesondere die im WM-Kampf befindlichen Teams auf diesem Weg miteinander. Besonders die "Wunderbremse" 1998 von McLaren-Mercedes, die nach einem Vorstoß von Ferrari verboten wurde, sowie die "Windabweiser-Affäre" 1999, als die Silbernen taktisch klug nach dem Doppelsieg von Ferrari in Malaysia Protest einlegten, sind "Meilensteine" in der Fehde zwischen den Silbernen und den Roten. Viele der Proteste, die bei der technischen Kommission des Motorsportweltverbandes FIA eingereicht werden, kommen allerdings erst gar nicht an das Tageslicht.

Auch in diesem Jahr werden die Teams viele der innovativen Lösungen der Konkurrenzteams bei der FIA untersuchen lassen. McLaren-Mercedes-Teamchef Ron Dennis gab auf der Präsentation des neuen MP4-17 am Samstag in Barcelona bereits einen entsprechenden Hinweis: "Es gibt im Moment definitiv unterschiedliche Meinungen über eine bestimmte Interpretation des Reglements", so Dennis rätselhaft. Welches Team und welche Entwicklung er konkret damit meint, verriet Dennis nicht, fügte jedoch hinzu, dass eine "technische Innovation" seiner Meinung nach nicht einer "korrekten Interpretation der Regeln entspricht".

Man kann nur spekulieren, auf welche Innovation Dennis abzielt, es liegt aber wohl nahe, dass der Brite Ferraris Motor-Getriebe-Einheit meint, die ohne Kupplung funktionieren soll. Möglicherweise ist diese Lösung nicht "im Sinne des Reglements". "Ich möchte darauf nicht näher eingehen", fährt Dennis fort. "Wir steuern aber auf eine Saison zu, in der es sehr schwierig ist, ein Auto zu entwickeln, das noch über Innovationen verfügt und dabei gleichzeitig legal ist."

Laut Ron Dennis ist der neue MP4-17 übrigens reglementkonform. Das sahen einige Journalisten bei der Präsentation des neuen Boliden jedoch anders. Die oberen beiden Streben der Vorderradaufhängung des Autos aus der Hand von Adrian Newey sind komplett verkleidet und entsprechen zumindest auf den ersten Blick nicht dem Reglement, das vorschreibt, dass die Länge der Verkleidung maximal doppelt so lang sein darf wie die Höhe der Verkleidung. Beim neuen MP4-17 ergeben zwei direkt aneinander gefügte Verkleidungen im Prinzip eine große Verkleidung, was nicht dem "Sinn den Reglements" entsprechen dürfte. Wahrscheinlich wird auch hier ein förmlicher Untersuchungsantrag bei der FIA durch die Konkurrenz erfolgen.

Was den anderen dubiosen Fall angeht, wird "bald Klarheit" herrschen, wie Dennis betont. Sollte der Motor-Getriebe-Block von Ferrari tatsächlich dem Rotstift der technischen Delegierten der FIA zum Opfer fallen, so wäre eine der größten revolutionären Innovationen der letzten Jahre reif für den Mülleimer, nachdem McLaren-Mercedes bereits vor einigen Jahren ein System zur Energierückgewinnung hatte zu den Akten legen müssen. Für Ferrari freilich würde dies ein herber Rückschlag darstellen.