• 18.09.2002 10:18

  • von Marcus Kollmann

De la Rosa fürchtet um sein Jaguar-Cockpit

Der Spanier ist weiterhin sauer auf Massa und sein eigener Verbleib bei den "Raubkatzen" scheint nach Monza plötzlich in Gefahr

(Motorsport-Total.com) - Während sich Eddie Irvine letzten Sonntag in Monza über den dritten Platz, den damit verbundenen Besuch auf dem Podium und 6 WM-Punkte freuen konnte, blieb seinem Teamkollegen nach dem Italien-Grand Prix nur die Erkenntnis, dass er genauso gut abschneiden hätte können, wenn ihm da nicht gleich kurz nach dem Start das Anti-Stall-System und später Felipe Massa einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte.

Titel-Bild zur News: Pedro de la Rosa

de la Rosa ist nach wie vor sauer auf Felipe Massa

Von Startplatz 8 konnte Pedro de la Rosa am Sonntag, als es darauf ankam, jedenfalls nicht profitieren. Als der Spanier in die erste Kurve einbog traten technische Probleme auf die ihn bis auf Platz 15 zurückwerfen sollten. "Das Anti-Stall schaltete sich plötzlich in der ersten Kurve ein und ich verlor dadurch so viele Positionen", erinnert sich der 31 Jahre alte Rennfahrer. "Ich denke, dass es sich aktivierte als ich über die Randsteine fuhr und weil die Umdrehungszahlen ziemlich niedrig waren", glaubt de la Rosa den Grund zu kennen, warum sich das Notfallsystem, welches dafür gedacht ist den Motor vor dem Absterben zu bewahren, aktivierte. "In so einem Fall muss man dann die Kupplung betätigen und Gas geben, doch als ich Gas gab hatte ich keinen Vortrieb und verlor auf dem Weg in die zweite Schikane viele Plätze", schildert der Jaguar-Pilot die Folgen einer Kettenreaktion, welche entweder auf Grund seines zu forschen Überfahrens der Randsteine einsetzte oder aber dem zu früh eingreifenden Anti-Stall-System zuzuschreiben ist.

Zweikampf mit Massa ein klassisches Missverständnis zweier "Hitzköpfe"

Doch wenngleich der 1 Meter 77 große Pilot enttäuscht über den Verlust seiner guten Startposition war, so fühlte er gleichzeitig das Potenzial seines Jaguar-Boliden, weshalb er wie ein Löwe kämpfen wollte und dies auch tat. In der 53. Runde setzte de la Rosa zum Überholmanöver von Felipe Massa an, der ihn schon einige Runden mit seiner Taktik, seinen Platz zu vetreidigen, aufgeregt hatte. Den Brasilianer konnte sich der Jaguar-Pilot auch schnappen, doch an seinem Manöver gab es einen Schönheitsfehler: De la Rosa hatte nämlich in der ersten Schikane abgekürzt, um Massa passieren zu können. Der Sauber-Pilot fand das gar nicht korrekt und wartete ungeduldig darauf, dass de la Rosa ihn umgehend wieder vorbeilässt, doch der 31-Jährige brauchte eine Weile, bis er sich, aus Angst von der Rennleitung für das Abkürzen in der ersten Schikane bestraft zu werden, dazu entschloss den Hintermann wieder passieren zu lassen. Dabei kam es dann zu einem für beide Fahrer tragischen Missverständnis dem unmittelbar der Ausfall der beiden Kontrahenten folgte.

Die Kollision mit Massa aus Sicht des Jaguar-Piloten

"Ich lag hinter Massa und er fuhr ständig kreuz und quer. Er tat die unglaublichsten Sachen. Mir gelang es dann schließlich, ihn in der ersten Schikane zu überholen, doch dabei hatte ich mich nicht ganz ordnungsgemäß verhalten, weshalb ich ihn wieder vorbeiließ. Am Ende der rückführenden Geraden ging ich vom Gas und trat das Pedal nur zu 50 Prozent durch, um ihn vorbeizulassen. Er dachte wohl, dass er Seite an Seite mit mir wäre und dann krachte es", schildert de la Rosa was der Kollision vorausgegangen war und wie sich diese abgespielt hatte, als er vor der Ascari-Schikane den Brasilianer vorbeiließ. Als Massa dann in Richtung Ideallinie rüberzog, berührten sich dessen rechtes Hinterrad mit dem linken Vorderrad von de la Rosas Auto. Auf Grund der Wucht des Zusammenstoßes musste der Jaguar-Pilot seinen R3 gleich am Streckenrand parken, was eine Runde danach auch Massa tat.

Massa bekam am Unfall mit de la Rosa zwar die Schuld zugewiesen, doch helfen tut das dem Spanier nicht

Die Rennkommissare entschieden nach gründlicher Auswertung der TV-Aufnahmen und nach Anhörung der beiden Fahrer, dass Felipe Massa die Schuld für den Zwischenfall trage und bestraften ihn, sodass er beim nächsten Rennen um 10 Plätze in der Startaufstellung zurückversetzt wird. Ob es dazu jedoch kommt ist angesichts der Tatsache, dass Peter Sauber diese Woche Heinz-Harald Frentzen im C21 in Silverstone testen lässt und der Deutsche möglicherweise an Stelle von Massa in Indianapolis und Suzuka in den Boliden des Schweizer Teams steigen könnte, ungewiss. Fest steht jedoch, dass der Ausfall für de la Rosa ziemlich ungelegen kam, denn während sein fünf Jahre älterer Teamkollege für Jaguar Racing wichtige WM-Punkte holen konnte, blieb es ihm selbst verwehrt, zu beweisen, dass ihm das auch gelungen wäre.

Jaguar testet Youngster - de la Rosa muss um sein Cockpit fürchten

Nun muss Pedro de la Rosa gar um sein Cockpit bei den "Raubkatzen" für 2003 fürchten, denn obwohl Jaguar-Teamchef Niki Lauda noch vor kurzem den Spanier als einen der beiden Piloten für die nächste Saison nannte, könnte sich nach Monza das Blatt zu Gunsten von Eddie Irvine gewendet haben. Der Nordire trat nämlich den Beweis an, dass er mit einem konkurrenzfähigem Auto und bei gegebener Standfestigkeit seine Erfahrung voll ausspielen und Punkte holen kann. Alle 8 WM-Punkte des Teams hat "Crazy Eddie" eingefahren, was de la Rosa für die letzten beiden Rennen ziemlich unter Druck setzt. Hinzu kommt, dass Jaguar diese Woche BMW-Williams-Testfahrer Antonio Pizzonia bei Testfahrten im R3 fahren lassen wird. Motorsportexperten raten Jaguar ohnehin dazu, dass sie Irvine behalten sollen, da dieser im Gegensatz zu de la Rosa die sich ihm bietenden Chancen auch eiskalt genutzt habe, wohingegen der Spanier in dieser Saison eher farblos geblieben sei.