Davidson: "Bettler haben meistens keine Wahl"
Warum Davidson trotz seines unbestrittenen Talents noch nicht Rennen fährt und wie er für 2005 ein Renncockpit ergattern will
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Anthony, kannst du uns einen Eindruck vermitteln, welche Aufgaben deine Arbeit als dritter Fahrer beinhaltet?"
Anthony Davidson: "An den Freitagen haben wir einfach ein wenig Spaß! Grundsätzlich absolviere ich normale Tests, aber weil die Zeit beschränkt ist, sind es meistens nur Arbeiten mit den Reifen und sehr wenig Setup-Versuche. Aber ab und zu übernehmen sie mein Setup für eines der Rennautos."

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Anthony Davidson heute bei der Pressekonferenz in Silverstone
Frage: "Du fährst immer mehr Runden als alle anderen Fahrer. Was ist der Grund dafür?"
Davidson: "Ich bin fitter! Im Ernst, wir haben immer ein Programm und wenn wir mehr Runden drehen als andere Teams, dann nur deswegen, weil wir können. Der Motor für das dritte Auto hat ja kein Kilometer-Limit und wir müssen ihn nicht für das Rennen schonen, also können wir so viel wie möglich fahren und viele Daten für den Rest des Wochenendes sammeln."#w1#
Frage: "Du bist oft sehr schnell. Ich habe darüber mit Jenson Button gesprochen und ihn gefragt, was für eine Frage er für dich formulieren würde, und er antwortete 'Wie viel Benzin hast du im Tank?', aber ich entgegnete mit 'Wie viel Drehzahl wird bei dir freigegeben?' Also, wie viel mehr Drehzahl steht dir zur Verfügung?"
Davidson: "Er verrät mich! Gerade vorhin hat er gesagt, ich habe immer 15 Kilogramm Benzin drin, wenn ich rausfahre. Nein, im Ernst, Jenson und ich machen uns daraus einen Spaß. Wir stehen uns jetzt ziemlich nahe und kennen einander schon seit Urzeiten, daher können wir über so etwas Witze machen. Bei den echten Tests bin ich sehr nahe an ihm dran und das ist gut. Es ist besser für ihn, auch besser für Takuma. Je näher ich an den Zeiten der beiden Stammfahrer dran bin, desto aussagekräftiger der Test."
Frage: "Fährst du nun also mehr Drehzahl oder weniger Benzin?"
Davidson: "Ich habe mehr Drehzahl, aber nicht viel. Wir sind aber immer mit derselben Benzinlast unterwegs."
Frage: "Dann musst du mit deinen Leistungen ja ziemlich zufrieden sein. Normalerweise machst du keine Fehler und du bist in der Regel auch flott unterwegs, also was rechnest du dir für deine Zukunft aus?"
Davidson: "Ich war oft schnell. Viel davon ist wirklich eine echte Rundenzeit. Meine letzte wirklich erstaunliche Performance war Indy, als ich mehr Benzin an Bord hatte als die Stammfahrer. Ich fuhr eine sehr schnelle Zeit und drehte insgesamt 19 gezeitete Runden, das war also sehr gut für mich. Der Grund, weshalb ich schneller bin, ist der, dass wir vom Speed her ähnlich sind, ich aber mehr Reifen zur Verfügung habe. Das ist natürlich ermutigend für mich, aber die Zeiten bei den normalen Tests, außerhalb des medialen Rampenlichts, waren auch sehr schnell. Es gibt Tage, an denen ich schneller bin als die anderen Jungs, aber niemand kriegt es mit. Die Zukunft sieht rosig aus. Ich habe Dave und Steve Robertson angeheuert und sie werden mir und meinem aktuellen Manager behilflich sein. Es sieht gut aus, aber bisher wurden noch keine Verhandlungen geführt. Wir machen jetzt einmal einen Plan und überlegen uns dann, wie wir am besten weiter vorgehen."
Frage: "Hättest du einen Job bei BAR sicher, wenn du bleiben möchtest?"
Davidson: "Ja. Ich habe einen langfristigen Vertrag bei BAR, aber sie würden mich - widerwillig - zu einem anderen Team ziehen lassen, wenn ich Rennen fahren kann, auch wenn ich nicht eingebildet wirken möchte. Dafür möchte ich ihnen danken. Sie waren die ganze Zeit über sehr hilfreich und wenn wir einen Platz für mich für nächstes Jahr finden, wäre das auch so. Wenn es nicht klappt, dann teste ich eben weiter."
Frage: "Du würdest natürlich am liebsten für ein konkurrenzfähiges Team fahren, aber hast du auch eine Grenze, für welche Teams du nicht fahren würdest?"
Davidson: "Naja, Bettler haben meistens keine Wahl, aber unterm Strich haben wir kein Sponsorgeld und daher können wir uns sowieso nicht bei einem der kleinen Teams einkaufen. Wenn ich einen Sponsor hätte, könnte ich morgen Rennen fahren, wenn ich wollte, aber so ist es eben nicht."

