Webber: "Ich weiß alles, ihr wisst nichts"
Der australische Jaguar-Pilot im Interview über seine Zukunftspläne, die Situation im Team und seinen Flirt mit dem Radsport
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Mark, wie ist es um deine Zukunft bestellt? Wann können wir mit einer Bekanntgabe rechnen?"
Mark Webber: "Ich weiß alles, ihr wisst nichts. So wird es heute auch bleiben..."

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Mark Webber im Rahmen der heutigen Pressekonferenz in Silverstone
Frage: "Aber vielleicht ändert sich das ja noch..."
Webber: "Das ändert sich nicht. Ich meine, alles ist ziemlich interessant im Moment. Einige Entscheidungen wurden getroffen, schätze ich, also warten wir ab, wie in den nächsten zwei Rennen alles daherkommt."
Frage: "Wird es bei Jaguar Verbesserungen geben, denn was wir bisher gesehen haben, war doch recht enttäuschend?"
Webber: "Letztes Wochenende war ein sehr gutes Rennen für uns, wir sind innerhalb von 30 Sekunden zum Podium ins Ziel gekommen. Die Ausfallsrate war sehr niedrig, denn mit Takuma ist nur ein wirklich konkurrenzfähiges Auto nicht angekommen. Das Team hat einen guten Job gemacht, muss man sagen, aber es ist unglücklich, dass man so nahe am Podium dran ist, aber nicht einmal Punkte bekommt. Wir müssen auf Ausfälle hoffen, wenn wir Punkte sammeln wollen, denn aus eigener Kraft und ohne Ausfälle ist das sehr schwierig für uns. Magny-Cours war generell ein sehr starkes Wochenende. Wir haben dort Leute überrundet, die in der Meisterschaft vor uns liegen, aber diese Leute sind eben in Rennen nicht ausgeschieden, in denen es eine hohe Ausfallsrate gegeben hat und wir Teil dieser Ausfallsrate waren - wie zum Beispiel in Kanada, Indy, Monaco. Es ist schon sehr frustrierend, wenn ich ganz ehrlich bin, aber wir stecken da alle gemeinsam mit drin. Die Jungs arbeiten unglaublich hart und werden das auch dieses Wochenende tun. Wir wollen von der Pace her so gut wie möglich sein, ein gutes Setup austüfteln und dann so viele Punkte wie möglich holen."#w1#
Über Jaguars Chancen: "Es wird schwierig, Magny-Cours zu übertreffen"
Frage: "Glaubst du, dass dieses Wochenende besser wird?"
Webber: "Es wird schwierig, Magny-Cours zu übertreffen oder einzustellen. Wir müssen abwarten. Das Wetter wird eine große Rolle spielen. Vielleicht wird es morgen wie in Magny-Cours regnen und dann müssen wir wieder einige wichtige Entscheidungen am Samstagvormittag treffen. Zumindest hatten wir hier beim Test aber Zeit auf trockener Fahrbahn und somit gibt es Erfahrungswerte, was gut für Bridgestone und Michelin und die Teams ist. In vielerlei Hinsicht ist es eine ähnliche Strecke wie Barcelona, es gibt viele schnelle Kurven und man braucht Effizienz und guten aerodynamischen Abtrieb. Das aerodynamische Paket ist sicher eines der stärkeren Elemente unseres Fahrzeugs, daher hoffe ich, dass es gut laufen wird."
Frage: "Kürzlich wurde berichtet, dass es euch an Motorleistung fehlt. Wie siehst du die Motorenentwicklung bei euch?"
Webber: "Natürlich will man immer mehr Power haben, davon kann man nie genug kriegen. Ich denke, man kann sehen, dass der Fortschritt, den zum Beispiel Honda in den letzten zwölf Monaten gemacht hat, sich auch auf die Rundenzeiten auswirkt. Das geht auch relativ einfach, denn man ist dann eben auf den Geraden schneller. Ich finde, dass Cosworth in Northampton mit den Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen, einen tollen Job machen, aber es ist keine Weltmeisterschaft, in der die PS zählen, die man pro ausgegeben Dollar erzielt, sondern es kommt auf die reine PS-Zahl an - und davon brauchen wir mehr."
Webber schlief bei Radrennen am Rücksitz seines Wagens
Frage: "Vor kurzem hast du an einem 24-Stunden-Mountainbike-Rennen teilgenommen, stimmt das?"
Webber: "Ja. Es war viel anstrengender als ich dachte. Ich bin zuerst in Amerika den Grand Prix gefahren, dann waren Tests in Barcelona und dadurch bin ich schon etwas müde in das Rennen gegangen. Die Leute aus unserem Team waren alle in etwa gleich stark. Wir belegten den 33. Platz von 400 Teams, was gar nicht schlecht ist. Ein paar Dinge sind schief gegangen, denn ich habe auf dem Rücksitz meines Autos geschlafen, was auch so vorgesehen war, aber das englische Wetter war wieder einmal in Höchstform und es hat die ganze Zeit über gepisst. Großartig. Es hat sogar Leute gegeben, die haben mit einem Einrad teilgenommen. Kann man sich das vorstellen, ein Einrad! Es gab auch weibliche Einzelradlerinnen, was ich - ohne ein Sexist sein zu wollen - sehr beeindruckend finde. Ihre Ausdauer und Stärke war einfach umwerfend. Ich habe mit einem der Mädchen geredet und sie ist glatt auf ihrem Rad eingeschlafen. Gestern war ich dann bei der Tour de France, dort habe ich Lance Armstrong getroffen. Ich habe es sehr genossen. Es war fantastisch, denn er schlüpfte gestern ins Gelbe Trikot. Ich nahm dann einen Helikopter und steckte in Dover wieder fest, weil das Wetter so schlecht war, also saß ich gestern insgesamt fünfeinhalb Stunden im Zug. Spaß..."
Kein Abenteuer in diesem Sommer, nur Urlaub...
Frage: "Lance Armstrong ist einer deiner Helden, nicht wahr? Letztes Jahr bist du in den Alpen gewesen. Planst du so eine Aktion auch diesen Sommer wieder?"
Webber: "Vielleicht nicht, um ehrlich zu sein, ich werde mir dieses Jahr eher eine wirkliche Auszeit gönnen. Ich meine, es war auch letztes Jahr entspannend, aber ich bin schon genug gereist. Ich möchte diesen Sommer einfach einmal alles baumeln lassen."
Frage: "Kannst du mehr darüber erzählen, wie du Lance getroffen hast und was ihr gemeinsam unternommen habt?"
Webber: "Wir haben uns nicht lange gesehen, ganz ehrlich. Er musste sich ja für das Mannschaftszeitfahren vorbereiten. Ich war bei seinem Team beim Bus und viele der Mechaniker haben sich sehr dafür interessiert, was ich mache, wollten über meinen Job reden, und ich war natürlich an ihrem Job interessiert. Mich interessieren die Kohlefaser und die Aerodynamik und all die Einstellungen, die die Jungs im Radsport verwenden. Lance kam kurz vorbei, sagte hallo und verschwand dann wieder, weil er offensichtlich beschäftigt war, was ich respektiere. Ich bewundere Menschen, die Dinge machen können, die ich nicht kann. Rennfahrer waren eigentlich nie meine Vorbilder, denn die können auch keine Sachen machen, die ich nicht kann, also schaue ich nicht wirklich zu ihnen auf. Ich schaue auf zu Lance, denn was er durchgemacht hat, ist unglaublich. Es ist auch angenehm, mit einigen der anderen Fahrer zu sprechen, mit den Australiern bei der Tour. Es ist eine außergewöhnliche Veranstaltung. Wer noch nie bei der Tour de France war, sollte es sich unbedingt einmal anschauen. Es ist ein erstaunliches Spektakel."
Frage: "Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, warst du hier vor einigen Monaten beim Testen Schnellster. Warum glaubst du also, dass es ein schwieriges Wochenende werden könnte?"
Webber: "Naja, als wir diese Zeiten gefahren sind, wollten wir uns auf niedrigere Benzinmengen einstellen, aber letztendlich ist es ja nie zum erwarteten neuen Qualifying-Format gekommen. Wir hatten also weniger Benzin als sonst im Tank und die Zeiten sind daher nicht wirklich repräsentativ. Wir sind nicht das schnellste Auto auf dieser Strecke und auch nicht das langsamste, also warten wir einfach ab, wo wir am Ende landen."

